Medizin & Technik

Früherkennung durch Lungenkrebs-Screening

31.08.2015 -

Die Europäische Gesellschaft für Radiologie (ESR) und die Europäische Gesellschaft für Atemwegserkrankungen (ERS) sprechen sich für Empfehlungen für Programme zur Früherkennung von Lungenkrebs aus.

Ziel ist es, die Zahl der Todesfälle durch die aggressive Tumorerkrankung zu reduzieren. Grundlage ist eine aktuelle Übersicht mit Handlungsempfehlungen, verfasst unter Federführung der Universitätsklinik für Diagnostische und Interventionelle Radiologie Heidelberg. Darin geben die Fachgesellschaften Empfehlungen, wie ein Screening-Programm mittels Computertomografie europaweit bzw. in einzelnen europäischen Ländern für besonders gefährdete Personen durchgeführt werden soll.

„Eine große US-amerikanische Studie belegt einen deutlichen Rückgang der Lungenkrebs-Sterblichkeit als Folge von Screening-Untersuchungen“, erklärt Prof. Dr. Hans-Ulrich Kauczor, Ärztlicher Direktor der Universitätsklinik und Erstautor der Veröffentlichung. „Qualitativ hochwertige Früherkennungsprogramme können auch in Europa die Zahl der Todesfälle durch Lungenkrebs reduzieren.“ Für das Screening sollen moderne Verfahren der Computertomografie eingesetzt werden, die mit einer besonders niedrigen Strahlendosis auskommen.

An Lungenkrebs sterben pro Jahr 1,37 Mio. Menschen weltweit, das entspricht 18 % aller krebsbedingten Todesfälle. Wird die Erkrankung früh erkannt, sind die Heilungschancen am größten, im fortgeschrittenen Stadium sind die Überlebenschancen für die Patienten sehr schlecht. Das Paper der beiden Fachgesellschaften empfiehlt das Screening nicht für die gesamte Bevölkerung, sondern nur für Personen, die ein erhöhtes Lungenkrebsrisiko haben. Wer besonders gefährdet ist, an Lungenkrebs zu erkranken, ist gut bekannt: Besonders häufig sind Raucher betroffen, aber auch Menschen, die z. B. beruflich durch bestimmte Stoffe belastet sind.

Strahlendosis verringern, Nichtraucher-Programme, zentrales Krebsregister

Die Autoren empfehlen verschiedene Struktur- und Qualitätsstandards für zukünftige Screening-Programme und haben Anforderungen zusammengestellt, die an die jeweilige regionale Infrastruktur und an Gesundheitssysteme angepasst werden können. Dazu zählen standardisierte Handlungsanweisungen für die Computertomografie der Lunge mit niedriger Strahlendosis, Einschluss- und Ausschlusskriterien für die Teilnahme am Screening sowie begleitende Entwöhnungsprogramme für Raucher. Ziel sollte außerdem sein, die Strahlendosis weiter zu reduzieren, um die Belastung für die Teilnehmer so gering wie möglich zu halten und zugleich die Kosteneffizienz des Screenings zu optimieren. Darüber hinaus empfehlen die Fachgesellschaften ein zentrales Lungenkrebsregister einschließlich Biobank und Bilddatenbank, idealerweise auf europäischer Ebene.

„Es liegt jetzt an der Politik, einen Rahmen zu schaffen, in dem wir qualitativ hochwertige nationale und europaweite Programme implementieren und den Nutzen für Bevölkerung und Patienten weiter untersuchen können“, betont Kauczor.

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