Mammographie-Screening in Hamburg
27.08.2011 -
Mammographie-Screening in Hamburg. Im April startete in Hamburg das künftig bundesweite Programm zur Früherkennung von Brustkrebs. Frauen im Alter zwischen 50 und 69 Jahren werden alle zwei Jahre mit einem persönlichen Schreiben zu einem Mammographie-Screening eingeladen. In diesem Zeitraum werden in der Hansestadt Hamburg 212.000 anspruchsberechtigte Frauen angeschrieben – pro Jahr können demnach 106.000 Frauen die Vorteile dieses neuen Gesundheitsangebotes nutzen. Die Teilnahme am Programm ist freiwillig.
„Eine gesunde Lebensweise und die Bereitschaft, an Gesundheitschecks und Früherkennungsuntersuchungen teilzunehmen, sind wichtige Voraussetzungen für die persönliche Gesundheit. Für die meisten Krebsarten gilt: Je früher der Tumor erkannt wird, desto größer sind die Heilungschancen. Dies gilt besonders auch für Krebserkrankungen der Brust“, erklärte Hamburgs Zweite Bürgermeisterin und Gesundheitssenatorin Birgit Schnieber- Jastram zum Start des Projektes.
Sterblichkeitsrate senken
Jedes Jahr erkranken mehr als 57.000 Frauen in Deutschland an Brustkrebs, etwa 19.000 sterben an den Folgen. Damit ist Brustkrebs die häufigste Krebserkrankung bei Frauen. Bei jeder zehnten Frau wird im Laufe ihres Lebens ein Mammakarzinom entdeckt.
Der größte Risikofaktor für Brustkrebs ist das Alter, denn etwa 80 % der Frauen sind zum Zeitpunkt der Diagnose eines Mammakarzinoms über 50 Jahre alt. Nur 5–10 % aller Mammakarzinome sind genetisch bedingt. Zu den weiteren Risikofaktoren für Brustkrebs gehören ein ungesunder Lebensstil wie Alkoholkonsum, mangelnde körperliche Aktivität und Übergewicht. Langfristige Einnahme von Hormonen kann das Erkrankungsrisiko erhöhen. Die Deutsche Krebsgesellschaft vermeldete im Januar, dass durch bessere Früherkennung und effizientere Therapieansätze die Sterblichkeit bei Brustkrebs gesenkt wurde. Die Überlebensrate fünf Jahre nach der Diagnose liegt bei kleinen Tumoren bei mehr als 90 %, bei großen Tumoren unter 80 %. Die Behandlung eines Mammakarzinoms basiert auf drei Säulen. Eine Behandlung ist durch eine Operation, eine Strahlentherapie und die medikamentöse Therapie mit Antihormonen, Antikörpern (Herceptin) und Chemotherapien möglich. Die Wahl der individuellen Behandlung ist abhängig von der Tumorgröße, Lymphknotenbefall, Hormonrezeptorenstatus und histologischen Eigenschaften des Tumors.
Das neue Screening Zentrum
Der Deutsche Bundestag fördert flächendeckend das Mammographie-Screening Programm. Zu diesem Zweck richtete man in Hamburg neue Praxisräume ein. Mit dem Zusammenschluss erfahrener Spezialisten verfügt Hamburg als regionale Besonderheit über ein interdisziplinäres Team von Radiologen und einer Gynäkologin.
Alle anspruchsberechtigten Frauen zwischen 50 und 69 Jahren werden über die neu geschaffene „Zentrale Stelle“ in Bremen mit einem persönlichen Schreiben eingeladen. Der Brief enthält eine Informations- Broschüre und einen Terminvorschlag für das Mammographie-Screening. Die Frauen werden zudem gebeten, den Namen des behandelnden Arztes anzugeben, damit dieser in Diagnostik und Therapie seiner Patientin eingebunden bleibt.
Durch eine reduzierte Strahlendosis werden die Brüste schonend untersucht. „Die Aufnahmen werden von zwei Ärzten unabhängig voneinander beurteilt“, erklärt Lübbering-Schmidt. Die Röntgenuntersuchung dauert nur wenige Minuten. Spätestens sieben Tage nach dem Termin erhält die untersuchte Frau ein Schreiben mit dem Untersuchungsergebnis.
Befund
Ergeben die Röntgenaufnahmen eine Auffälligkeit oder einen diskrepanten Befund, wird der Fall auf einer Konsensuskonferenz mit dem programmverantwortlichen Arzt besprochen. Dort wird festgelegt, ob eine weitere Abklärungsdiagnostik durch Sonografie, Tastuntersuchung oder ergänzende Röntgenaufnahmen notwendig ist. Diese kurzfristig angeschlossene Untersuchung beinhaltet immer zunächst das aufklärende Gespräch mit der betreffenden Frau. Besteht ein Tumorverdacht, erfolgt eine schonende Gewebeentnahme im minimalinvasiven Verfahren unter örtlicher Betäubung“, so Schofer.
Das Ziel
Das Mammographie-Screening zielt darauf ab, Tumore zu entdecken, wenn sie noch klein sind. „Wir wollen den Frauen mit unserem Angebot die Angst nehmen. Brustkrebs ist kein lebenslanger Makel“, erklärt Rückner. Auf der Basis bereits ausgewerteter Daten anderer Screening-Einheiten im In- und Ausland wird davon ausgegangen, dass in Hamburg im ersten Untersuchungsintervall bei 1.000 Frauen acht bis zehn Mammakarzinome entdeckt werden. Alle Schritte des Screening-Programms unterliegen der Dokumentationspflicht. Histologisch abgeklärte Karzinome werden durch den Pathologen an das Krebsregister gemeldet. Dies ermöglicht einen Datenabgleich und macht die Entdeckungsrate von Karzinomen durch das Screening-Programm transparent.