Medizin & Technik

Mangelversorgung früher erkennen

26.12.2011 -

Mangelversorgung früher erkennen. Über 50 % aller geriatrischen Klinikpatienten werden nur unzureichend mit Nährstoffen und Flüssigkeit versorgt. Vor allem bei multimorbiden Patienten verschlechtern sich dadurch deutlich die Heilungschancen.

„Heutzutage ist die Medizin, was Diagnostik und Therapie betrifft, in erster Linie auf Organschäden und Organerkrankungen bezogen“, weiß Dr. Klaus Timmer von der Schlossklinik Rottenburg. „Vielen geriatrischen Patienten wird dieser Ansatz aber nicht gerecht, denn geriatrische Medizin findet auf mehreren Ebenen statt und deckt ein breites Aufgabenspektrum ab.“ Die Multimorbidität älterer Patienten erfordert einen entsprechenden multidimensionalen Ansatz. Doch das Ärzte- und Pflegepersonal ist in kritischen Situationen nicht immer ausreichend für eine drohende Unterversorgung mit Nährstoffen und Flüssigkeit sensibilisiert; der Fokus liegt häufig allein auf der akuten Haupterkrankung.

Risikofaktor Multimorbidität

Insbesondere die so genannten „geriatrischen Riesen“ – Immobilität, Instabilität, Inkontinenz und intellektuelle Beeinträchtigungen – stellen die größten Herausforderungen für die geriatrische Medizin dar. Oft begünstigen sie die Entwicklung einer Mangelernährung und eines Flüssigkeitsdefizits. Dazu kommt, dass viele ältere Patienten mehrere Medikamente gleichzeitig nehmen müssen. Dadurch steigt auch das Risiko unerwünschter Nebenwirkungen mit Folgen für die Nahrungsaufnahme. Im akuten Krankheitsfall verschlechtert sich der Ernährungszustand oft zusätzlich: Neben der reduzierten Nahrungsaufnahme ist gleichzeitig der Energie- und Nährstoffbedarf erhöht. Auffällige BMI- oder Albuminwerte können auf eine Mangelernährung hindeuten. Eine zuverlässigere Einschätzung des Ernährungszustands liefert das Mini Nutrional Assessment (MNA), so Dr. Ralf-Joachim Schulz von der Forschungsgruppe Geriatrie der Charité Berlin. Als Screening-Methode wird – meist im Akutbereich – das Nutritional Risk Screening (NRS-2002) angewendet. Bei der anschließenden Therapie sollten auch Beeinträchtigungen im Energie- und Substratstoffwechsel berücksichtigt werden. So hängt der Gesamtenergieumsatz im Alter maßgeblich vom Aktivitätsgrad ab und es treten große Unterschiede zwischen bettlägerigen und hyperaktiven Menschen auf, was Begleiterkrankungen und Medikamente zusätzlich begünstigen. Darüber hinaus ist die Fettoxidation verringert, wodurch der Körperfettanteil und in der Folge das Risiko für kardiovaskuläre Erkrankungen und Diabetes mellitus steigt. Auch Bettlägerigkeit, ein längerer Krankenhausaufenthalt sowie ein dauerhafter Verlust der Selbständigkeit drohen.

Ernährungstherapie schneller einsetzen

Eine frühzeitig eingeleitete Ernährungs- und Infusionstherapie kann im Sinne einer primären und sekundären Prävention viel dazu beitragen, typische Alterserkrankungen und ihre Folgen abzumildern. Schulz plädiert deshalb für ein rasches Handeln, um die Körperfunktionen des alten Patienten so gut und so lange wie möglich zu erhalten. „Sobald eine Mangelernährung bzw. ein Risiko dafür diagnostiziert wird, sollte die Ernährungstherapie starten“, rät Schulz. Wichtig sei dann eine gesteigerte Eiweißzufuhr, die reich an essentiellen Aminosäuren ist und den Proteinanabolismus fördert. Zu bevorzugen seien Fette mit einem hohen Anteil an einfach ungesättigten Fettsäuren wie z.B. Olivenöl. Bei der Gabe von Mikronährstoffen müsse vor allem die Bedarfsdeckung bei Zink, Selen und Folsäure gesichert sein. Das Angebot sollte abwechslungsreich sein und appetitlich serviert werden, immer ein Getränk beinhalten und Vorlieben des Patienten berücksichtigen; häufig empfehlen sich zur leichteren Einnahme Fingerfood und handelsübliche Trinknahrung. Geriatrische Patienten mit Kau- und Schluckbeschwerden benötigen darüber hinaus spezielle pflegerische und diätetische Hilfsmaßnahmen. Können die Defizite nicht durch eine orale Nahrungszufuhr gedeckt werden, ist eine künstliche Ernährungstherapie angezeigt.

Neuer Leitfaden für Ärzte und Pfleger

Dies gelte ebenfalls bei Auftreten eines Flüssigkeitsmangels, wie Dr. Matthias Kraft von der Universität Greifswald betont. „Die Dehydratation ist eine der zehn häufigsten Ursachen für eine Krankenhauseinweisung bei alten Menschen und mit einer hohen Letalität verbunden“, so Kraft. „Ihre Therapie stellt eine besondere Herausforderung dar, weil sowohl ein zu wenig an Substitution wie auch eine Übersubstitution schwerwiegende Folgen haben kann.“ Ein neuer Leitfaden der Firma Baxter kann dem Behandlungsteam nun durch praxisrelevante Empfehlungen mehr Sicherheit geben, so dass Patienten in derartigen Krisensituationen früher erkannt und besser therapiert werden können. Die Handlungsanweisungen sind auf die Diagnose und Behandlung vieler älterer Patienten anwendbar und entsprechen außerdem dem aktuellen Forschungsstand.

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