Radiofrequenz Ablation: perkutane minimal invasive Thermoablation
11.03.2012 -
Radiofrequenz Ablation: perkutane minimal invasive Thermoablation. In der Onkologie kommt heute der perkutanen minimal invasiven Thermoablation von sekundären wie auch von bestimmten primären Tumoren besondere Bedeutung zu, berichtete Prof. Riccardo Lencioni, Radiologische Klinik der Universität Pisa zu Beginn des ECR 2007 in Wien. Bei dieser auch als Radiofrequenz (RF)-Ablation bezeichneten Methode wird das Tumorgewebe durch Hochfrequenz-induzierte Gewebeerhitzung bis etwa 100°C an Ort und Stelle „verkocht“ und so irreversibel zerstört. Dieses lokale Veröden eignet sich besonders zur Behandlung von Tumoren der Leber, Nieren, Lunge, Brust und Knochen. Bei Leberkrebs bringt die Kombination mit der transarteriellen perkutanen Chemoembolisation, bei der Chemotherapeutika in die Leberarterien eingebracht werden, viel versprechende Ergebnisse.
Bei der RF-Ablation wird die Hitze durch eine mehrteilige Sonde erzielt, die unter Ultraschall- oder Computertomographie- Kontrolle in den Tumor eingebracht wird. Der Tumor wird sozusagen an Ort und Stelle „verkocht“. Der Vorteil der RF-Ablation liegt im kleinen Durchmesser der Sonden von etwa 1,2 mm und der erzielbaren Zerstörung von Tumoren von mehreren Zentimetern ohne Sondenverlagerung. Außerdem wird entlang des Punktionsweges eine effektive Blutstillung durch Verödung potentieller Blutungsquellen bewirkt. So lassen sich gleichzeitig „Stichkanalmetastasen“ verhindern, die bei einer Verschleppung von Krebszellen entstehen können. Da die Hitzebehandlung von Metastasen oder Tumoren je nach Lage und Organ schmerzhaft sein kann, erfolgt der Eingriff unter Schmerzmittelgabe bzw. Narkose. „Diese Methode des lokalen Verödens eignet sich besonders zur frühen Behandlung von Tumoren der Leber, Nieren, Lunge und Brust, sowie für Knochentumoren“, so Prof. Lencioni. „Der besondere Vorteil des Verfahrens ist darin zu sehen, dass im Gegensatz zur Strahlen- oder Chemotherapie die Eingriffe – wenn nötig – öfters wiederholt werden können, weil kaum systemische Nebenwirkungen auftreten. Thermoablationen unter bildgebender Kontrolle können im Rahmen kurzer stationärer Aufenthalte von zwei bis drei Tagen durchgeführt werden.“
Option bei Lungenkrebs
Wachsende Bedeutung gewinnt diese Methode beispielsweise bei Lungenkarzinomen, vor allem in jenen Fällen, in denen ein operatives Vorgehen nicht möglich ist. Viele Lungenkarzinom- Patienten sind nämlich keine geeigneten Kandidaten für die Chirurgie, da ein Großteil der Betroffenen durch jahrelanges Rauchen sekundäre Begleiterkrankungen entwickelt hat, die eine Operation risikoreicher machen. Darüber hinaus besteht beim nicht- kleinzelligen Lungenkarzinom ein relativ hohes Rezidivrisiko auch nach operativer Tumorentfernung. Hier kann die Tumorablation, evtl. in Kombination mit anderen Verfahren, eingesetzt werden.
Erfolgreich bei Lebertumoren
Bei der Behandlung von Lebertumoren im Frühstadium wird die RF-Ablation bereits seit sechs Jahren mit Erfolg eingesetzt. Prof. Lencioni: „Bei einem Durchmesser des Tumors von rund 3 cm wurde sogar eine nachhaltige Tumorzerstörung durch eine einzige Punktion erreicht. Sowohl was die Ansprechrate als auch die Überlebenszeit der Patienten betrifft, kann dieses Verfahren mit konventionellen chirurgischen Eingriffen verglichen werden und stellt somit eine Alternative zur Operation dar.“ Bei größeren Tumoren in der Leber liegt die Erfolgsrate mittels RF-Ablation jedoch nur bei 50 %. Bei rund der Hälfte der Fälle breitet sich der Tumor auch nach der Radiofrequenzbehandlung auf das Nachbargewebe aus. Die Tatsache, dass die Heilungschancen bei großen Tumoren in der Leber mit minimal invasiven Eingriffen direkt in die Blutgefäße steigen, hat zu einem neuartigen Behandlungsansatz geführt.
TACE: Transarterielle Chemoembolisation
Die transarterielle Chemoembolisation mit Arzneimittel-eluierenden Mikrosphären („Precision TACE“) ist eine innovative Behandlungsoption bei Lebertumoren. Prof. Lencioni: „TACE ist eine weit verbreitete Behandlungsmethode bei Leberkrebs: Grundlage für die TACE ist die Tatsache, dass hepatozelluläre Karzinome bis zu 95 % über die Leberarterien versorgt werden Das normale Lebergewebe hingegen wird zu etwa zwei Drittel aus der Pfortader und nur zu einem Drittel durch arterielles Blut versorgt. Durch die Embolisation kommt es zu einem Verschluss der Leberarterien, und das Tumorgewebe stirbt ab. Das normale Lebergewebe hingegen wird geschont.“ In der Precision TACE werden Doxorubicin-eluierende Partikel über die Leberarterien zum Tumor gebracht. Prof. Lencioni: „Dank der Mikrosphären liegt das Medikament, das das Zellwachstum des Tumors hemmt, dadurch im Lebergewebe in einer bis zu 100fach höheren Konzentration vor, als es bei einer systemischen intravenösen Chemotherapie der Fall ist. Nebenwirkungen wie Erbrechen oder Bauchschmerzen fallen ganz weg. Durch die Unterbindung des arteriellen Blutstroms wird außerdem die Wirkungszeit der Chemotherapeutika verlängert.“
Pilotstudie mit Doxorubicin
Untersuchungen am Tiermodell haben gezeigt, dass vor allem das Zytostatikum Doxorubicin in Kombination mit der RF-Ablation (Precision TACE) zu einer signifikanten Steigerung der Auswirkung auf Lebertumoren führt. Tumorzellen, die durch die RF-Ablation nicht gänzlich zerstört wurden, sind durch die große Hitzeeinwirkung zumindest so stark geschwächt, dass Doxorubicin seine Wirkung voll entfalten und somit den Tumor restlos zerstören kann. Ob diese viel versprechenden Ergebnisse auf den Menschen übertragen werden können, soll eine Pilotstudie zeigen. „Bei 20 Patienten mit einem Lebertumor über drei Zentimeter Größe wurde 24 Stunden nach der RF-Ablation die Chemoembolisation mit Doxorubicin durchgeführt: In 70 % der Fälle wurde der Tumor komplett zerstört“ berichtete Prof. Lencioni. „Insgesamt sprechen die Daten der Pilotstudie für eine kombinierte Anwendung von RF-Ablation mit transarterieller Chemoembolisation zur Bekämpfung des hepatozellurären Leberkarzinoms. Die kombinierte Methode zeichnet sich durch ihr exzellentes Sicherheitsprofil aus. Die Anwendung ist komplikationsarm bei guten Lebensqualität und der Klinikaufenthalt ist deutlich verkürzt.“