Uni Würzburg: zweite Chirurgische Klinik
14.03.2012 -
Uni Würzburg: zweite Chirurgische Klinik. An der Uni Würzburg entsteht derzeit eine zweite Chirurgische Klinik. Als Direktor wurde Prof. Rainer Meffert aus Münster berufen, der Anfang Januar 2007 sein Büro im Zentrum für Operative Medizin (ZOM) bezogen hat.
„Ich treffe hier auf ein sehr erfahrenes Team aus Unfallchirurgen und Plastischen Chirurgen, mit denen es sicher sehr spannend wird, eine neue Klinikstruktur aufzubauen“, so der neue Direktor. In der Chirurgischen Klinik II sollen künftig die Gebiete Unfall- und Handchirurgie sowie Plastische und Wiederherstellungschirurgie vereint werden. Dieses Konzept bezeichnet Meffert als sehr gut, denn das Zusammenwirken genau dieser Disziplinen hat sich zur Behandlung schwerer Extremitätenverletzungen als besonders erfolgreich erwiesen.
„Der Bereich der Plastischen Chirurgie, für die wir hoch spezialisierte Fachärzte haben, reicht jedoch weit über die Wiederherstellung von Verletzungen hinaus. Unsere Spezialisten bieten eine hochkarätige Mikrochirurgie und ästhetische Chirurgie an, die bereits seit längerem in Zusammenarbeit mit der Frauenklinik etabliert ist. „Das Know-how aus Plastischer und Unfallchirurgie wird dem Gebiet der Handchirurgie eine neue Dimension geben. Diesen Bereich werden wir stärker denn je vertreten können und in enger Zusammenarbeit mit unseren Ergotherapeuten sehr umfassend anbieten“, so Meffert, der die letzten sieben Jahre an der Universität Münster gearbeitet hat, die als Deutschlands erste Universitätsklinik die Unfallund Handchirurgie als Ausbildungsphilosophie zusammengeführt hat.
Mefferts wissenschaftliche Interessen orientieren sich stets an klinisch relevanten Fragestellungen. Komplizierten Knochenbrüchen, seien sie mit Infektionen, Fehlstellungen oder Heilungsstörungen verbunden, widmet er seine besondere Aufmerksamkeit. Um die Heilung von Knochenbrüchen und beschädigtem Weichgewebe zu beschleunigen, hat der Wissenschaftler verschiedene Strategien erforscht – etwa Wachstumsfaktoren für die Neubildung von Knochen und Blutgefäßen, aber auch physikalische Stimulationsverfahren wie die „PulsElektroMagnetischeFeldtherapie“. „Beobachtungen aus meiner Zeit in den USA legen Zukunftsperspektiven für solche Stimulationsverfahren nahe“, so der neue Direktor.
Um bei komplizierten Knochenbrüchen mit Schäden an den Weichteilen Komplikationen zu vermeiden, hat Meffert neue Operationsstrategien entwickelt. Die Grundidee dabei ist es, Knochen- und Gewebedefekte durch ein teleskopartiges Verkürzen zu schließen. Nach dem Eintritt der Wundheilung wird dann das Gewebe schonend und langsam gedehnt, was eine Gewebsneubildung anregt und die Verkürzung des verletzten Beins vollständig bis zur Ausgangslänge kompensiert. Die Wundstelle wird dadurch besser mit Blut versorgt, was wiederum das Risiko von Knochenheilungsstörungen und Infektionen verkleinert. Über Erfahrung verfügt Meffert auch bei Beckenbrüchen. „Moderne Therapiekonzepte ermöglichen selbst bei instabilem Beckenring durch wenig invasive Verfahren eine frühfunktionelle Rehabilitation.
Angesichts der hervorragend ausgestatteten Physiotherapie im ZOM und engagierter Krankengymnasten werden wir diese Patienten schnell auf die Beine kriegen. Dennoch ist bei komplexen Gelenkpfannenbrüchen eine aufwändige Rekonstruktionen des Hüftgelenks zuweilen mit sehr umfangreichen Präparationen an den Blutgefäßen und Nerven unumgänglich“, sagt er. Neue Perspektiven erwartet er auf diesem Gebiet durch den Einsatz computergestützter Navigationssysteme. Ein solches Gerät soll es schon bald im Operationssaal des ZOM geben. Es gewährleiste eine hohe Operationspräzision und verringere die Strahlenbelastung, weil weniger Röntgenaufnahmen nötig sind.