Medizin & Technik

Universitätsklinikum des Saarlandes: Modernes Schockraum-Management

28.09.2012 -

Universitätsklinikum des Saarlandes: Modernes Schockraum-Management. Komplexe Krankheitszustände wie bösartige Tumoren, Gefäßerkrankungen oder die schwere Mehrfachverletzung sind in zunehmender Weise nur mehr durch die enge interdisziplinäre Kooperation von verschiedenen Spezialisten zu behandeln. Gerade für das Kollektiv der Unfallverletzten wurde die interdisziplinäre Schockraumversorgung als zentraler Bestandteil der Versorgungskette entwickelt (Abb. 1). Dabei setzt sich das Schockraumteam vorwiegend aus Ärzten der Fachdisziplinen Unfallchirurgie, Anästhesie und Radiologie, sowie den nicht-ärztlichen Mitarbeitern des Ambulanz- und Anästhesie- Pflegepersonals und dem radiologisch- technischen Personal zusammen. In Abhängigkeit des Verletzungsmusters des Patienten kann dieses Basisteam innerhalb von kurzer Zeit durch notwendige Fachdisziplinen wie Neurochirurgie, Mund-Kiefer-Gesichtschirurgie etc. ergänzt werden. Jedes Teammitglied konzentriert sich im Rahmen der Patientenversorgung auf die ihm durch seine Spezialisierung und professionelle Herkunft auferlegte Tätigkeit.

  • Durch die Anästhesie werden die Stabilisierung der Vitalfunktionen und das Monitoring sichergestellt.
  • Der (Unfall-)Chirurg führt nach den Polytrauma-Leitlinien der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie (DGU) bzw. den Kriterien des Advanced Trauma Life Support (ATLS) die klinische Untersuchung des Schwerverletzten durch und legt je nach Verletzungsmuster die weiteren diagnostischen und therapeutischen Maßnahmen fest.
  • Unterstützt werden sie dabei durch die Radiologie, welche durch Bildakquisition und Bildinterpretation maßgeblich zur Entscheidungsfindung und Therapiekontrolle beiträgt.

In der frühen Versorgungsphase eines Schwerverletzten steht das definitive Erkennen vitalbedrohlicher Verletzungen und die Durchführung adäquater medizinischer Maßnahmen nach einem prioritätengesteuerten Stufenplan im Vordergrund. Dabei erfordert die Koordinierung der Vielzahl der im Behandlungsteam vereinten Personen, Personengruppen und Fachdisziplinen ein Höchstmaß an Organisation und gegenseitiger Abstimmung. Als effizienteste Organisationsform innerhalb des Schockraumteams hat sich die horizontale Kommunikation etabliert. Die einzelnen Mitglieder arbeiten hierbei kooperativ und kollegial einander zu, wobei die Teamleitung durch einen erfahrenen Unfallchirurgen bzw. interdisziplinär erfolgt (Abb. 2). Zur Beurteilung und zur besseren Koordinierung des Behandlungsprozesses bietet es sich an, Organisationsstrukturen wie Qualitätssicherung und Qualitätsmanagement (QM) in den medizinischen Versorgungsablauf zu integrieren. So konnte z.B. durch die Einführung sog. klinikinterner „Schockraum“-Qualitätszirkel, bestehend aus allen mit der Schwerverletztenversorgung betrauten ärztlichen Fachrichtungen und nicht-ärztlichen Berufsgruppen, eine signifikante Verringerung der Versorgungszeiten des Schwerverletzten im Schockraum erzielt werden. Des Weiteren verbesserten Fach- und Berufsgruppen-übergreifende gemeinsame Fort- und Weiterbildungen zu Themen der Notfallmedizin nachweislich die Zufriedenheit der eigenen Ausbildungsqualität und somit letztendlich auch die Effektivität des Schockraumteams. Mit dem Traumaregister der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie wurde im Jahre 1993 ein Instrument zur Durchführung eines externen QM-Systems in der klinischen Schwerverletztenversorgung eingeführt. Dabei werden den beteiligten Kliniken jährliche Daten zur allgemeinen und zur individuellen Versorgungsqualität der Versorgung von Unfallverletzten übermittelt. Zielgröße ist dabei die kontinuierliche Qualitätsverbesserung bzw. der Erhalt des erzielten guten Niveaus der Versorgungsqualität.

Fazit für die Praxis

Einen wesentlichen und prognostisch entscheidenden Faktor bei der Schwerverletztenversorgung stellt ein suffizientes Schockraum-Management dar. Zentrales Anliegen dieser frühen klinischen Behandlungseinheit ist es lebendbedrohliche und schwerwiegende Verletzungen rasch zu diagnostizieren und adäquate Therapien durchzuführen. Dabei werden große Ansprüche an das interdisziplinäre Team der Notfallspezialisten gestellt, welches vorwiegend aus Ärzten der Fachdisziplinen Unfallchirurgie/Chirurgie, Anästhesie und Radiologie besteht. Nicht zu vergessen sind die nicht-ärztlichen Mitarbeiter des Ambulanz- und Anästhesie- Pflegepersonals sowie das radiologisch- technische Personal, welche das Schockraumteam komplettieren. Neben einem kollegialen und koordinierten Zusammenarbeiten der einzelnen Fachdisziplinen sind es vor allem interne, fach- und Berufsgruppenübergreifende Qualitätszirkel sowie gemeinsame Fort- und Weiterbildungen zu Themen der Notfallmedizin, welche in einer hohen Motivation des Schockraumteams resultieren. Diese Eigenmotivation der Teammitglieder gepaart mit fachlicher Qualifikation des Einzelnen erlauben es langfristig und kontinuierlich dem Ziel einer stetigen Behandlungsverbesserung von Schwerstverletzten einen Schritt näher zu kommen.

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