Wissensspeicher und Geräteschau der Urologie
Fachgesellschaft feiert zehnjähriges Bestehen ihres einzigartigen Museums
Manche Leiden plagen die Menschheit seit Jahrtausenden. Blasen- und Harnsteine, die in Mumien gefunden wurden, sind heute beredte Indizien. Ebenso lange bemühen sich Heilkundige, solchen Leiden zu Leibe zu rücken. Einen detailreichen Querschnitt durch die medizinischen Epochen bietet das Museum zur Geschichte der Urologie in Düsseldorf. In diesem Jahr feiert die Deutsche Gesellschaft für Urologie (DGU) das 10. Jahr des Sammlungsbestandes ihres in seiner Art bundesweit einzigartigen Museums und Archivs in Düsseldorf.
Ein Endoskop mit Gasbogenlampe von Antonin Jean Descormeaux, dem Vater der modernen Endoskopie, gehört mit zu den wertvollsten Exponaten des Museums. Gleiches gilt für ein großes Lithotripsieset von Jean Civiale. Der französische Chirurg hatte in den 1830er Jahren den Lithotriptor erfunden, mit dem er erstmals erfolgreich Blasensteine entfernen konnte, ohne den Unterleib des Patienten operativ öffnen zu müssen. Von der männlichen Beschneidung, dem ältesten überlieferten chirurgischen Eingriff, über die Lehre von den Kardinalsäften und die Harnschau bis zur modernen klinischen Medizin wird das gesamte historische Spektrum der Urologie thematisiert. Die Sammlung des Museums besteht jedoch nicht nur aus rund 1.500 Instrumenten, sondern sie umfasst auch mehr als 8.500 Publikationen, eine Vielzahl an Original-Lithografien und Dokumenten, persönliche Gegenstände bekannter Urologen sowie Kuriosa des Faches.
„Die Geschichte der Urologie wird ganzheitlich als Ergebnis von Lebensweisen, Interessen und Erinnerungen von Menschen unterschiedlicher Herkunft, von Ärzten und Patienten, gesehen", sagt Museumsleiter Dr. Friedrich Moll, für den das Spezialmuseum „Wissensspeicher, öffentliches Medium und Botschafter der deutschen Urologie" zugleich ist. Die Sammlung zeichnet die Entwicklung des professionellen Selbstverständnisses der Urologen und auch die wechselvolle Geschichte der Urologie und der Deutschen Gesellschaft für Urologie nach.
Die Idee eines Urologie-Museums reicht weit zurück: Schon 1909 in Berlin, beim zweiten Kongress der 1906 gegründeten alten Deutschen Gesellschaft für Urologie, war die Einrichtung einer geschichtlichen Sammlung gefordert worden. Aber erst in den 1950er Jahren wurde laut Moll in Dresden intensiver damit begonnen. Durch den Mauerbau 1961 sei sie aber verloren gegangen. Eine danach in Berlin begonnene neue Sammlung entging Ende der 1980er Jahre knapp der Zerstörung durch Wasserschäden. Vom dritten Archivar der DGU-Geschichte, Prof. Peter Rathert, zwischenzeitlich in Düren untergebracht und wesentlich erweitert, kamen die Bestände im Jahr 2000 nach Düsseldorf.
Das Museum (http://museum.dgu.de) ist in die DGU-Geschäftsstelle in der Uerdinger Straße 64 integriert und unterstreicht laut Moll durch die räumliche Einbindung, dass die Erfahrungen und wissenschaftlichen Ansätze anderer Epochen auch für aktuelle Fragestellungen von Bedeutung sind. Die Zahl der Besucher hat seit der Eröffnung stetig zugenommen, obwohl Besichtigungen und Führungen nur nach Vereinbarung (Tel.: 0211/5160960) möglich sind. Die historischen, „immer etwas gefährlich aussehenden Instrumente" kommen nach Molls Beobachtung beim Publikum am besten an: Allein die Vorstellung ihrer Anwendung lässt die meisten Besucher erleichtert sein, in der urologischen Gegenwart zu leben.
Auch in diesem Jahr hat die historische Ausstellung des Urologie-Museums einen festen Platz auf der DGU-Jahrestagung: Dort steht dann die Andrologie als Grundlage der reproduktiven Gesundheit des Mannes im Blickpunkt. Der 62. Kongress der DGU findet vom 22. bis 25. September im Congress Center Düsseldorf statt.
Kontakt
Deutsche Gesellschaft für Urologie
Uerdinger Str. 64
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