Zentrale Bedeutung in der urologischen Bildgebung
23.05.2014 -
Zentrale Bedeutung in der urologischen Bildgebung. „Lassen Sie sich nicht abhängen“ lautete die Botschaft von Dr. Hessel Wijkstra (Amsterdam, Niederlande), European Society for Urological Imaging (ESUI), bei der Vorstellung der Sektionen auf der Jahrestagung der EAU.
Die urologische Bildgebung ist ein sich rasant entwickelndes Gebiet, deren Einsatz sich aber von Land zu Land stark unterscheidet.
In einigen Mitgliedsländern ist die Bildgebung (einschließlich konventioneller Röntgenaufnahmen und Durchleuchtung) Routine in der täglichen urologischen Praxis.
In anderen Ländern wiederum wird die gesamte Bildgebung als Domäne der Radiologie betrachtet.
Die ESUI hat eine europaweite Umfrage initiiert, um ein besseres Verständnis für die aktuelle Situation, die diesbezüglichen Leistungszahlen und Kosten sowie die Unterschiede zwischen dem öffentlichen und privaten Sektor in den verschiedenen Mitgliedsstaaten zu gewinnen.
Diese Angaben sollen für zukünftige Veranstaltungen die Grundlage eines dynamischen Forums bilden, wo die Mitglieder ihre Auffassungen zu bevorzugter Methodik und gelebter Praxis austauschen sollten.
Die Bildgebung spielt sowohl in der Diagnostik als auch Therapie eine zentrale Rolle.
Bisher waren Ultraschall und Computertomographie (CT) die gängigsten Diagnoseverfahren in der Urologie.
Allerdings gewinnt die Kernspintomographie (NMR) zunehmend an Boden und beginnt, das CT in die zweite Reihe zu verdrängen.
Mit dem NMR lässt sich fast das gesamte Spektrum der urologischen Erkrankungen, einschließlich der angeborenen Fehlbildungen, untersuchen.
Zu den Vorteilen gehören u.a. die freie Wahl der Schnittbildebene, ein hoher Weichteilkontrast, hohe Auflösung und das Fehlen von Strahlung.
Der technische Fortschritt macht es möglich, Echtzeit-Bilder mit deutlich weniger Bewegungsartefakten anzufertigen.
In geübten Händen korreliert das NMR eng mit den histologischen Eigenschaften u.a. der testikulären Neoplasien und ermöglicht so bereits präoperativ die histologische Typisierung eines Hodentumors.
Und hochaktuelle Diagnoseverfahren schieben die Grenzen der molekularen Bildgebung immer weiter hinaus.
Durch die Kombination der Positronen-Emissionstomographie mit der Computertomographie (PET/CT) werden Einblicke in das Stoffwechselgeschehen (pathologische Veränderungen und Areale hoher metabolischer Aktivität) sowie in anatomische Strukturen und Lokalisationen gewonnen.
Hochinteressante informative Bilder liefert die Sono-Elastographie, ein Sonographieverfahren (Hitachi Medical Systems, GB) das mit niederfrequenten Scherwellen (Frequenz 1 kHz und Versatz < 0,1 mm) und Echtzeit-Dopplermessung arbeitet, um das sich daraus ergebende Schwingungsmuster abzubilden.
Die Echtzeit-Elastographie differenziert zwischen Gewebsarealen unterschiedlicher Elastizität – weiches Gewebe erscheint rot und hartes Gewebe blau.
Bei Patienten mit Verdacht auf Hodentumor verglich eine Pilotstudie die präoperative Elastographie mit den Ergebnissen der Histopathologie.
Im Gegensatz zur konventionellen Sonographie konnte die Elastographie ausnahmslos zwischen benignen und malignen Hodentumoren unterscheiden.
Die Bildgebung kann auch zur gezielten Behandlung herangezogen werden, beispielsweise zur intraoperativen Sonographie oder endosonographischen Laparoskopie und sogar bei der transurethralen Stammzellenapplikation zur Behandlung der Harninkontinenz.
Die Fortschritte auf dem Gebiet der Transducertechnik werden noch weitere Anwendungsgebiete erschließen.
Es besteht die durchaus berechtigte Hoffnung, dass die Doppler- oder Kontrastmittel-NMRgestützten Biopsien zukünftig die Rate an Nachbiopsien sinken lassen werden.
Die moderne Bildgebungstechnik mit ihrer 3D- und sogar 4D-Rekonstruktion liefert herausragende anatomische Daten, die sich digital darstellen und speichern lassen.
Um über neue, potentiell vielversprechende Verfahren der Bildgebung auf dem Laufenden zu bleiben, ist der Kontakt mit den anderen Schwerpunkten unerlässlich.
Die ESUI bestärkt alle Urologen, sich untereinander auszutauschen und miteinander sowie mit den Kollegen aus anderen Disziplinen, hier insbesondere den Radiologen, zusammen zu arbeiten, um sich den maximalen Nutzen der neuesten Entwicklungen in der Bildgebung zu erschließen.
Die nächste Tagung der ESUI findet im Oktober 2006 in Portugal statt. Für weitere Einzelheiten zur ESUI kontaktieren Sie bitte Dr. Tillmann Loch unter lochti@diako.de.
Jane MacDougall, Noisy Le Grand, Frankreich