Ablation sichert Überlebensvorteile bei terminaler Herzschwäche
07.09.2023 - Herzspezialisten aus dem Herz- und Diabeteszentrum NRW haben erstmals weltweit in einer monozentrischen, offenen Studie nachgewiesen, dass Patient*innen, die unter schwerster Herzschwäche in Verbindung mit symptomatischem Vorhofflimmern leiden, von einer Katheterablation in Kombination mit einer leitliniengerechten medikamentösen Therapie stärker profitieren als von einer alleinigen medikamentösen Therapie.
Die wissenschaftliche Publikation des aus Elektrophysiologen, Herzchirurgen und Kardiologen bestehenden Autorengremiums unter der Federführung von Prof. Dr. Philipp Sommer und Prof. Dr. Christian Sohns, Klinikdirektor und stellvertretender Klinikdirektor der Elektrophysiologie/Rhythmologie am Herz- und Diabeteszentrum NRW (HDZ NRW), ist im August 2023 im New England Journal of Medicine erschienen und wurde jüngst auf der Jahrestagung der Europäischen Gesellschaft für Kardiologie unter dem Namen „CASTLE-HTx2“ vorgestellt.
Im Stadium der terminalen Herzinsuffizienz sind Betroffene in der Regel so sehr geschwächt, dass die Pumpfunktion des Herzens gerade noch ausreicht, um den Körper am Leben zu erhalten. Behandlungsoptionen sind eine medikamentöse Therapie, die Implantation einer künstlichen Herzunterstützung sowie die Herztransplantation. Dabei ist es besonders wichtig, die Herz-Kreislauffunktion während mitunter langer Wartezeiten auf ein Spenderorgan so stabil wie möglich zu halten, damit sich Patientinnen und Patienten nach einer Transplantation optimal erholen.
Dank modernster Herzkatheterverfahren und schonender Ablationsmethoden können auch Patienten mit Herzschwäche im Endstadium von einer Herzkatheterintervention profitieren. Die aktuelle Studienlage weist insbesondere bei Vorhofflimmern auf eine verbesserte Lebensqualität hin. In der von Christian Sohns und Philipp Sommer initiierten Studie wurde jetzt erstmals wissenschaftlich untersucht, welchen Stellenwert dieser Eingriff für Patient*innen hat, die sich aufgrund ihrer Herzschwäche zur Beurteilung der Indikation für eine mögliche Herztransplantation im HDZ NRW in Bad Oeynhausen vorstellen.
Geringeres Sterblichkeitsrisiko und längere Überlebenszeit
Insgesamt nahmen 194 Patienten an der Studie teil, die jeweils zur Hälfte einer Ablationsgruppe und einer medikamentös-therapeutischen Gruppe zugeordnet wurden. Nach einer durchschnittlichen Nachbeobachtungszeit von 18 Monaten weisen die Ergebnisse bei Patienten mit erfolgter Katheterablation auf ein geringeres Sterblichkeitsrisiko und eine sowohl längere Überlebenszeit bis zur Implantation eines künstlichen Herzunterstützungssystems als auch bis zur Herztransplantation hin. Auf diesen Erkenntnissen aufbauend wollen die Wissenschaftler weitere Studien anschließen.
„Im HDZ NRW als großem, auf das Thema Herzinsuffizienz spezialisierten Zentrum steht uns umfassendes Datenmaterial zur Verfügung, das es nun gilt, in Richtung auf genau diese elektrophysiologischen und interdisziplinären Forschungsbereiche weiter auszubauen“, betont Klinikdirektor Philipp Sommer. „Insbesondere interessiert uns, welche individuellen Erkrankungsformen den größten Benefit von der Ablation haben.“ Christian Sohns ergänzt: „Wir freuen uns besonders auch, dass die Studie bei den internationalen Fachgesellschaften auf großes Interesse stößt. Aus unserer Sicht gibt sie Anlass dazu, die bisherigen Leitlinien zu überdenken.“
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