Gesundheitspolitik

Aktuelle Daten zur Häufigkeit nosokomialer Infektionen

02.07.2012 -

Infektionen, die in zeitlichem Zusammenhang mit einer medizinischen Maßnahme stehen, sogenannte nosokomiale Infektionen, gehören zu den häufigsten Infektionen. Nicht zuletzt wegen der Zunahme des Anteils resistenter Bakterien erfordert die Vermeidung solcher Komplikationen besondere Aufmerksamkeit. Für Deutschland liegen nun aktuelle Zahlen zum Umfang des Problems aus einer repräsentativen Prävalenz-Studie vor.

Die Daten sind Teil einer europaweiten Erhebung des Europäischen Zentrums für Krankheitskontrolle und Prävention in Stockholm (ECDC) und wurden vom Nationalen Referenzzentrum für Surveillance von nosokomialen Infektionen (Charité - Universitätsmedizin Berlin) mit Unterstützung des Bundesministeriums für Gesundheit erhoben. Die ersten vorläufigen Ergebnisse sind im Epidemiologischen Bulletin des RKI veröffentlicht (Ausgabe 26/2012). Deutschland ist damit eines der ersten Länder, das Ergebnisse aus dieser Erhebung vorlegt.

Die repräsentative Stichprobe umfasst 46 Krankenhäuser, insgesamt nahmen 134 Kliniken in Deutschland teil. Das Referenzzentrum, das auch das fortlaufende nationale Krankenhaus-Infektions-Surveillance-System (KISS) betreut, schulte zuvor die Hygieneteams der teilnehmenden Kliniken. Die Erhebung fand zwischen September und Dezember 2011 statt. Die aktuellen Daten zeigen, dass bei rund 3,5% der Patienten während der Prävalenz-Untersuchung eine nosokomialen Infektion vorlag. Die Häufigkeit nosokomialer Infektionen ist damit gegenüber einer ähnlichen Untersuchung 1994 weitgehend unverändert. Gestiegen ist die Zahl der Patienten, die zum Zeitpunkt der Untersuchung Antibiotika erhielten. Die umfassenden Daten werden im Detail noch weiter ausgewertet.

Die Erfassung und Bewertung von nosokomialen Infektionen und der Antibiotikaanwendung ist wesentliche Grundlage für die Wahrnehmung und Beherrschung des Problems. Die Strukturen und Maßnahmen zur Vermeidung und Kontrolle nosokomialer Infektionen sind 2011 mit dem Infektionsschutzänderungsgesetz gestärkt worden. Unter anderem verdeutlicht die neue Regelung die Verantwortung der Leiter von medizinischen Einrichtungen für die Schaffung und Aufrechterhaltung der not-wendigen Voraussetzungen für die Umsetzung effektiver Präventionsmaßnahmen und die Beherrschung des Problems.

Besondere Aufmerksamkeit erfordern Infektionen mit solchen Erregern, die aufgrund des Erwerbs von besonderen Resistenzen die Behandlung erschweren. Aufgrund ihrer Häufigkeit und Bedeutung gehören MRSA und zunehmend gramnegative Darmbakterien mit besonderen Resistenzen (etwa ESBL-Bildner) wie E. coli, Klebsiella pneumoniae sowie Pseudomonas aeruginaosa und Acinetobacter zu den Problemerregern. Die Anwendung von Antibiotika trägt maßgeblich zur Verbreitung solcher Resistenzen bei. Wegweiser für die nationalen Aktivitäten zur Bekämpfung der Antibiotikaresistenz ist die Deutsche Antibiotika-Resistenz-Strategie DART, die als konzertierte Aktion von drei Bundesministerien (Gesundheit, Verbraucherschutz, Forschung) Ende 2008 erstmals vorgelegt wurde. Sie wird auf der Basis aktueller Erkenntnisse weiterentwickelt.

 

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