Personalia

Anatomie als translationales Fach in Lehre und Forschung

16.09.2022 - Prof. Dr. Dr. Tobias Lange erhält eine W3-Professor an der Friedrich-Schiller-Universität Jena und wurde gleichzeitig zum Direktor des Instituts für Anatomie I am Universitätsklinikum Jena ernannt.

Das Bild von Studierenden in der Anatomievorlesung oder im Präparierkurs steht häufig symbolisch für das Thema Medizinstudium, weil die Anatomie als das zentrale Grundlagenfach in der ärztlichen Ausbildung gilt. Gleich in den ersten Semestern vermittelt es Aufbau und Struktur der Organe und Gewebe im menschlichen Körper. „Zugleich geben wir den Studierenden mit einem systematisch aufgebauten Anatomieunterricht eine wichtige Orientierung, die vor allem im ersten Studienabschnitt, aber auch später noch sehr hilfreich ist“, so Prof. Dr. Dr. Tobias Lange. Der 38-jährige Anatom ist zum W3-Professor an der Friedrich-Schiller-Universität ernannt worden und gleichzeitig zum Direktor des Instituts für Anatomie I am Universitätsklinikum Jena. Er bringt von der Universität Hamburg vielfältige Lehrerfahrungen sowohl im Regelstudiengang als auch im Modellstudiengang Medizin mit, die er in der Weiterentwicklung der anatomischen Lehre in Jena einbringen möchte.

Den klassischen Präparationskurs sieht er als einen wichtigen Bestandteil davon an, der durch digitale Angebote wie z.B. virtuelle 3D-Modelle sinnvoll ergänzt, aber nicht komplett ersetzt werden kann. Tobias Lange: „Die Studierenden lernen hier ja nicht nur Lage und Beschaffenheit von anatomischen Strukturen, sondern erfahren insbesondere die Individualität der Körperspender. Dieses Wissen um die menschliche Individualität ist später eine wichtige Grundlage ärztlichen Handelns." Ebenso möchte Prof. Lange durch die Vermittlung ausgewählter anatomischer Lehrinhalte im Zusammenhang klinischer Themen zu einer besseren Verzahnung der Fächer im Studienverlauf beitragen.

Im Mittelpunkt der Forschungsarbeit von Tobias Lange stehen weniger klassisch anatomische Themen: Er beschäftigt sich mit der Zellbiologie solider Tumoren und studiert die Mechanismen der Metastasierung. „Wir interessieren uns für die Bedingungen, unter denen sich Krebszellen von einem Tumor spontan ablösen können und unter welchen Voraussetzungen sie sich an andere Gewebe anheften können, um dort neue Tumorstrukturen aufzubauen“, so Prof. Lange. Weil solche komplexen Mechanismen derzeit nur im gesamten Organismus beobachtet werden können, forscht seine Arbeitsgruppe auch an Mäusen mit humanen Tumoren. Im Rahmen eines DFG-Schwerpunktprogrammes untersucht sie beispielsweise, wie Prostatakarzinomzellen Knochenmetastasen entwickeln. Diese Grundlagenforschung mit konkretem klinischem Anwendungspotential fügt sich bestens in das wissenschaftliche Programm des onkologischen Spitzenzentrums, das die Unikliniken in Leipzig und Jena in Mitteldeutschland etablieren.

Tobias Lange stammt aus Brandenburg und hat in Hamburg studiert. In seiner medizinischen Doktorarbeit untersuchte er die Entzündungsreaktion auf Knochenersatzpartikel. Ein naturwissenschaftliches Aufbaustudium schloss er mit einer Promotion über die spontane Metastasierung von Prostatakarzinomzellen ab. Am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf absolvierte er die Ausbildung zum Facharzt für Anatomie. Nach einer Juniorprofessur für Translationale Krebsforschung am Zentrum für Experimentelle Medizin hatte er zuletzt eine W2-Professur für Anatomie in Hamburg inne.

An seinem neuen Jenaer Institut richtet Professor Lange nun die Labore für die Fortführung seiner Forschungsarbeiten ein und arbeitet mit dem gut eingespielten Lehrteam an der Vorbereitung des neuen Semesters.

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