Auszeichnungen

Carol-Nachman-Preis und -Medaille 2024 verliehen

24.06.2024 - Die Stadt Wiesbaden ehrt herausragende Persönlichkeiten mit dem Carol-Nachman-Preis für Rheumatologie und der Carol-Nachman-Medaille.

Prof. Dr. Oliver Distler aus Zürich und Prof. Dr. Jörg Distler aus Düsseldorf empfangen den Preis für ihre herausragenden Beiträge zur Forschung und Behandlung von rheumatischen Erkrankungen. An Prof. Dr. Hanns-Martin Lorenz und Rotraut Schmale-Grede geht die Carol-Nachman-Medaille. Als Beteiligte im Kuratorium gratuliert die Deutsche Gesellschaft für Rheumatologie und Klinische Immunologie e.V. (DGRh) den Geehrten und dankt für ihr wichtiges Engagement. Die Preisverleihung fand am 21. Juni 2024 um 18.00 Uhr im Festsaal des Wiesbadener Rathauses statt.

Mit der Verleihung des Carol-Nachman-Preises und der Medaille zollt die Stadt Wiesbaden den Preisträgern und der Preisträgerin höchste Anerkennung. Denn der mit 37.500 Euro dotierte Preis ist eine der höchsten medizinischen Auszeichnungen Deutschlands. Er dient der Förderung der klinischen, therapeutischen und experimentellen Forschungsarbeit auf dem Gebiet der Rheumatologie. Wiesbadens Oberbürgermeister Gert-Uwe Mende und Stadtverordnetenvorsteher Dr. Gerhard Obermayr überreichten die Preise am Freitagabend im Beisein von geladenen Gästen aus Medizin, Politik und Gesellschaft.

Die feierliche Zeremonie im Festsaal des Wiesbadener Rathauses bot den angemessenen Rahmen, um besondere Leistungen und den Einsatz im Kampf gegen entzündlich-rheumatische Erkrankungen und eine bessere rheumatologische Versorgung zu ehren. „Wir sind hoch erfreut, auch in diesem Jahr so engagierte und international renommierte Preisträger auszeichnen zu können“, sagt Prof. Dr. Elisabeth Märker-Hermann, Sprecherin des Carol-Nachman-Kuratoriums aus Wiesbaden. Den Carol-Nachman-Preis erhalten die Professoren Oliver und Jörg Distler für Ihre Forschungen zur Systemischen Sklerose (SSc). Ihre experimentellen Arbeiten haben das pathophysiologische Verständnis der SSc erweitert und daraus Ansätze für neue Therapien hervorgebracht sowie Modelle für die präklinische Testung generiert. Neben den großen wissenschaftlichen Verdiensten von Oliver und Jörg Distler sei es etwas Besonderes für das Fach Rheumatologie und klinische Immunologie, wenn zwei Brüder eine jeweils so überragende Forschungskarriere im deutschsprachigen Raum erreichten, ergänzt Märker-Hermann. „Darüber hinaus freuen wir uns sehr, mit der Carol-Nachman-Medaille ein Duo aus Selbsthilfe und Wissenschaft auszeichnen zu dürfen“, sagt Prof. Dr. Christof Specker, Präsident der DGRh. „Von der engen Zusammenarbeit von Fachgesellschaft und Patientenvertretung profitieren die rheumatologische Forschung und die Patientenversorgung erheblich“, so der Direktor der Klinik für Rheumatologie und Klinische Immunologie an den Kliniken Essen-Mitte.

Prof. Dr. Oliver Distler ist ein international anerkannter Experte auf dem Gebiet der Rheumatologie und Direktor der Klinik für Rheumatologie am Universitätsspital Zürich. Der 56-Jährige hat mit seiner Arbeitsgruppe in Zürich Tiermodelle der SSc erforscht. Bei Patienten mit SSc und im Besonderen Patienten mit assoziierter Lungenfibrose wurden über viele Jahre Registeranalysen (europäisches EUSTAR-Register) durchgeführt, prognostisch wichtige Biomarker und In-vitro-Funktionstests für Fibrose entwickelt sowie RNA-omics analysiert. Neben anderen internationalen klinischen Studien hat Olive Distler als Erstautor die entscheidende Studie hochrangig publiziert, die schließlich zur Zulassung des ersten Medikaments zur Behandlung der SSc-Lungenfibrose geführt hat. Professor Oliver Distler veröffentlichte mehr als 300 wissenschaftliche Artikel und erhielt bereits zahlreiche Preise und Auszeichnungen für seine Arbeiten.

Prof. Dr. Jörg Distler, 48, ist ein führender Wissenschaftler im Bereich der entzündlichen Gelenk- und Bindegewebserkrankungen und Professor an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf. Er leitet die Universitätsklinik für Rheumatologie und das Hiller-Forschungszentrum. Prof. Dr. Jörg Distler hat erforscht, wie chronische Entzündungsprozesse zu dauerhaften „Remodeling“- Reaktionen führen. Der Prozess von mikrovaskulären Schäden, Gewebsentzündung und Differenzierung von Fibroblasten hin zu chronischer Fibrose wurde in wesentlichen Schritten aufgeklärt. Seine experimentellen Arbeiten sind die wissenschaftliche Basis für verschiedene neue Therapien der SSc, die inzwischen auch Eingang in die klinische Versorgung gefunden haben. Translational hat dies zudem Bedeutung für andere fibrotische Erkrankungen wie Leberzirrhose, interstitielle Nierenerkrankungen oder überschießende Narbenbildungen. Er ist Autor von über 250 wissenschaftlichen Publikationen und hat mehrere nationale und internationale Forschungspreise erhalten.

Prof. Dr. Hanns-Martin Lorenz und Rotraut Schmale-Grede erhalten die Carol-Nachman-Medaille für ihr gemeinsames unermüdliches Engagement für eine bessere Sichtbarkeit der Rheumatologie mit dem Ziel der besseren rheumatologischen Versorgung, der Behandlung und der Lebensqualität von Menschen mit entzündlich-rheumatischen Erkrankungen. Als langjährige Vorsitzende der Deutschen Rheuma-Liga (DRL) setzt sich Schmale-Grede intensiv für die Selbsthilfe ein. Unter ihrer Führung rief die Organisation zahlreiche Initiativen zur Unterstützung von Betroffenen ins Leben und steigerte deren öffentliche Wahrnehmung. Die 68-Jährige ist eine bedeutende Stimme für die Patientinnen und Patienten und beeinflusste durch ihre Arbeit viele Leben positiv. Ihre Arbeit umfasst die Förderung von Selbsthilfegruppen, die Information und die Interessenvertretung von Rheumapatienten auf politischer Ebene. Für ihr soziales Engagement ist sie vielfach ausgezeichnet.

Prof. Dr. Hanns-Martin ist Initiator des Bündnisses für Rheumatologie und der Kampagne „rheu-ma2025.de“, einer Kampagne insbesondere für Öffentlichkeitsarbeit und Lehre des Fachs Rheumatologie. Als Leiter der Sektion Rheumatologie an der Universitätsklinik Heidelberg führte der 62-Jährige zahlreiche klinische Studien durch und trägt durch seine wissenschaftliche Arbeit vielfach zur Entwicklung neuer therapeutischer Ansätze und Behandlungsstandards bei. Durch seinen großen Einsatz in der rheumatologischen Lehre und seine modernen Lehrformen begeistert er zahlreiche Nachwuchsmediziner für die Rheumatologie. In den Jahren 2015 bis 2021 gehörte Lorenz dem Vorstand der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie und Klinische Immunologie an und amtierte 2017/2018 als deren Präsident. Nach wie vor ist er in vielen bedeutenden Projekten und Gremien der DGRh aktiv. Gemeinsam intensivierten Schmale-Grede und Lorenz auch die Zu-sammenarbeit der DRL mit der DGRh und prägten eine besondere Qualität der Zusammenarbeit zwischen Selbsthilfe und wissenschaftlicher Forschung.

Carol Nachman war ein Wiesbadener Unternehmer und Spielbankkonzessionär, der sich zeitlebens für die Erforschung und Behandlung rheumatischer Erkrankungen engagierte. Nachman hinterließ der Stadt Wiesbaden ein bedeutendes Vermächtnis, um herausragende wissenschaftliche Arbeiten auf dem Gebiet der Rheumatologie zu fördern und zu würdigen. Der Carol-Nachman-Preis ist eine der weltweit angesehensten Auszeichnungen in der Rheumatologie. Der Preis ist mit 37.500 Euro dotiert und wird seit 1972 jährlich verliehen.

Dem Carol-Nachman-Kuratorium gehören zwei Vertreter der Landeshauptstadt Wiesbaden an, zudem der jeweilige Präsident der DGRh, ein Mitglied des Beirates der DGRh, ein Wissenschaftler des Fachbereichs Rheumatologie der Universität Mainz, ein Wissenschaftler der Helios Dr.-Horst-Schmidt-Kliniken Wiesbaden, ein Chefarzt der in Wiesbaden ansässigen Rehabilitationskliniken und ein Vertreter einer europäischen Gesellschaft für Rheumatologie. Möglich ist auch die Berufung eines Ehrenvorsitzenden durch den Magistrat.

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