DGPPN-Preise 2024: Würdigung herausragender Leistungen
11.12.2024 - Mit einer Reihe von Preisen zeichnet die DGPPN jedes Jahr herausragende Arbeiten und Projekte aus, die einen neuen Zugang zu psychischen Erkrankungen, ein neues Verständnis von Diagnostik und Therapie sowie mehr Wissen über Ursachen und Entstehung vermitteln.
Die Preise wurden auf dem DGPPN Kongress 2024 verliehen, haben ein Gesamtvolumen von rund 110.000 Euro und gehen an anerkannte Forschende, wissenschaftlichen Nachwuchs, Medienschaffende, Vertreterinnen und Vertreter besonderer Versorgungsmodelle sowie Projekte oder Gruppen, die sich für die Entstigmatisierung von Menschen mit psychischen Erkrankungen engagieren.
Wilhelm-Griesinger-Medaille der DGPPN
Mit ihrer höchsten Auszeichnung, der Wilhelm-Griesinger-Medaille, würdigt die DGPPN in diesem Jahr den Psychiater Prof. Dr. Mathias Berger für sein langjähriges und außergewöhnlich hohes Engagement für das Fachgebiet Psychiatrie und Psychotherapie in Forschung, Lehre, Versorgung und auf gesellschafts- und berufspolitischer Ebene. Er hat sich maßgeblich an der Etablierung des Facharztes für Psychiatrie und Psychotherapie und an der Einführung der evidenzbasierten Medizin in diesem Fach beteiligt und so zu einer deutlichen Verbesserung der Versorgung psychisch erkrankter Menschen beigetragen. Er ist Mitbegründer der Deutschsprachigen Gesellschaft für Psychotraumatologie (DeGPT) und Gründer sowie langjähriger Vorstandsvorsitzender des Freiburger Bündnisses gegen Depression. Der ehemalige Präsident der DGPPN (2003-2004) engagiert sich weiterhin im Beirat der DGPPN und ist Ehrenmitglied der Fachgesellschaft.
Die Wilhelm-Griesinger-Medaille der DGPPN ist ein Lifetime-Award für Psychiaterinnen und Psychiater, die sich durch großen persönlichen Einsatz und besondere Leistungen auf dem Gebiet von Psychiatrie und Psychotherapie sowie Psychosomatik verdient gemacht haben. Ausgezeichnet werden herausragende Leistungen in Theorie und Praxis in Prävention, Diagnostik, Forschung oder Versorgung im Bereich psychischer Erkrankungen in Deutschland. Zuletzt wurde die Wilhelm-Griesinger-Medaille 2020 an Prof. Dr. Wolfgang Gaebel verliehen.
DGPPN-Preis zur Erforschung von psychischen Erkrankungen (Dotierung: 35.000 Euro)
Dieser Preis richtet sich an Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die mit herausragenden Forschungsarbeiten und zukunftsweisenden Modellen zu bedeutsamen Entwicklungen im Bereich der psychischen Erkrankungen und deren Behandlung beitragen.
Der Preis geht dieses Jahr an zwei Preisträger und eine Preisträgerin:
- PD Dr. Juan Carlos Baldermann-Weiß, Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie des Universitätsklinikums Freiburg. Schwerpunkt seiner Arbeit: Neurobiologische Mechanismen tiefer Hirnstimulation als Therapie für psychische Erkrankungen
- Dr. Isabella Schneider, Klinik für Allgemeine Psychiatrie am Universitätsklinikum Heidelberg. Schwerpunkt ihrer Arbeit: (Neuro-)Biologische Mechanismen sozialer Interaktion bei der Borderline-Persönlichkeitsstörung
- Prof. Dr. Elias Wagner, Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik der Universität Augsburg. Schwerpunkt seiner Arbeit: Therapieresistente psychotische Störungen
DGPPN-Promotionspreis – Hans-Heimann-Preis (Dotierung: 3 x 6000 Euro)
Dieser Preis wird zu Ehren des Schweizer Psychiaters und Psychotherapeuten sowie langjährigen Direktors der Psychiatrischen Universitätsklinik Tübingen Prof. Dr. Hans Heimann (1922–2006) an drei Tandems aus Doktorandin bzw. Doktorand und Betreuungsperson verliehen. Das Preisgeld erhalten jeweils die Promovierenden.
Preisträger-Tandems:
- Dr. Marius Gruber (Doktorand) und Prof. Dr. Jonathan Repple (Betreuer), Universitätsklinikum Münster. Titel der Arbeit: “Brain Structural Connectome Alterations in Major Depressive Disorder and their Relation to Cognitive Dysfunction“
- Dr. Eva Katrin Lamadé (Doktorandin) und Prof. Dr. Michael Deuschle (Betreuer), Ruprecht-Karl-Universität Heidelberg. Titel der Arbeit: „Auswirkungen von Trauma in der Kindheit der Mutter auf Insulin-like Growth Factor 1 und -2 im Fruchtwasser des Fetus“
- Dr. Timon Franke (Doktorand) und PD Dr. Yvonne Bouter (Betreuerin), Universitätsmedizin Göttingen. Titel der Arbeit: „Positronen-Emissions-Tomographie im 5XFAD-Mausmodell der Alzheimer-Erkrankung: eine valide Methode für In-vivo-Diagnostik und Therapiemonitoring“
DGPPN-Preis für Pflege- und Gesundheitsfachberufe in Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik (Dotierung: 5000 Euro)
Mit diesem Preis werden vorbildliche, zukunftsweisende Projekte, Modelle und wissenschaftliche Untersuchungen der Pflege- und Gesundheitsfachberufe zu psychiatrischen Behandlungs- und Versorgungsformen ausgezeichnet, die insbesondere die Praxisentwicklung unterstützen. Der Preis wird in diesem Jahr aufgeteilt in einen ersten Platz (Dotierung 3.000 Euro) und einen zweiten Platz (2.000 Euro).
- Erster Preis: Martin Holzke, Anna Heinsch, Tamara Großmann, Zeit für Psyche Südwürttemberg. Titel der Arbeit: „Empfehlungen zur Implementierung der stationsäquivalenten Behandlung: Ergebnisse der Prozessevaluation (Modul C1) der AKtiV-Studie“
- Zweiter Preis: Markus Schmid, Therapeutische Dienste in der LVR-Klinik Viersen. Titel der Arbeit: „Und sie bewegt sich doch – Ergotherapie in einer psychiatrischen Klinik zukunftsweisend gemacht“
DGPPN-Preis für Philosophie und Ethik in Psychiatrie und Psychotherapie (Dotierung: 6000 Euro)
Dieser Preis wird an Beiträge vergeben, die zu einem Erkenntnisgewinn für Grundfragen der Psychiatrie und Psychotherapie einerseits und für die Philosophie (Medizinethik, Anthropologie und Wissenschaftstheorie) bzw. für die Geistes- und Sozialwissenschaften andererseits beitragen.
Preisträgerin:
- Anna Golova, Faculty of Philosophy, University of Oxford. Titel der Arbeit: “Is It Just the Depression Talking? – Autonomous and Authentic Desires in Depression”
DGPPN-Best-FV-Abstracts (Dotierung: 7 x 500 Euro)
Mit diesem Preis werden die besten eingereichten Abstracts für Freie Vorträge auf dem DGPPN Kongress ausgezeichnet. In diesem Jahr wurden 267 Freie Vorträge eingereicht. Sieben Forscherinnen und Forscher konnten die ausgesprochen hohe Qualität ihrer wissenschaftlichen Arbeit ganz besonders überzeugend in ihrem Abstract skizzieren.
Preisträgerinnen und Preisträger:
- Dr. Susanne Meinert, Universität Münster. Abstract: „Der Krankheitsverlauf und die Abnahme der Hirnfaserstruktur sind mit dem kognitiven Abbau bei depressiven Störungen assoziiert: eine prospektive Kohortenstudie“
- Anne Elsner, Stiftung Deutsche Depressionshilfe und Suizidprävention Leipzig. Abstract: „Anstieg der Suizidzahlen 2022 und der Einfluss von assistierten Suiziden“
- Jana Serebriakova, Universität Duisburg Essen. Abstract: „Einfluss von erlebtem Kindesmissbrauch auf chronische Suizidalität: Erste Ergebnisse einer EMA-Studie“
- Dr. Christian Clemm von Hohenberg, Zentralinstitut für Seelische Gesundheit Mannheim. Abstract: “Speech-based markers of affect – an ambulatory assessment study in individuals with a history of childhood maltreatment”
- Leon D. Lotter, Universitätsklinikum Düsseldorf. Abstract: “Evidence of dopaminergic modulation of resting state functional connectivity alterations in psychosis”
- Stephan Zillmer, Charité – Universitätsmedizin Berlin. Abstract: „Depressive Störungen bei Kindern und Jugendlichen während der COVID-19-Pandemie in Deutschland“
- Jona Simon Carlet, Psychiatrische Universitätsklinik Zürich. Abstract: „Das Prinzip der Fürsorge in der Psychiatrie: Entwicklung eines Konzepts des Wohlergehens für Menschen mit schwerer psychischer Erkrankung“
DGPPN-Posterpreise (Dotierung: 12x 500 Euro)
Mit ihren Posterpreisen möchte die DGPPN insbesondere den wissenschaftlichen Nachwuchs fördern und unterstützen. Dieses Jahr wurden zwölf Poster und E-Poster ausgewählt und mit jeweils 500 Euro prämiert.
Preisträgerinnen und Preisträger:
- Dr. Guillermo Calvi, Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden. Poster: „Stratifizierung des Risikos für die Anwendung von Zwangsmaßnahmen mit Hilfe von künstlicher Intelligenz und elektronischen Gesundheitsdaten“
- Dahna Choi, Technische Universität Dresden. Poster: “Elevated frontal-brain activity during social perspective-taking – a risk marker of bipolar disorder?”
- Pascal Grumbach, LVR-Klinikum Düsseldorf. Poster: “Local activity alterations in autism spectrum disorder correlate with neurotransmitter properties and ketamine induced brain changes”
- Dr. Zoltán Katonai, Psychiatrische Dienste Graubünden. Poster: „Langzeitdynamik des Stationsklimas in einer kantonalen psychiatrischen Versorgungsklinik der Schweiz nach Türöffnung und Neubau der Akutstation“
- Anastasiia Lotysh, Charité - Universitätsmedizin Berlin. Poster: “Barriers to the use of health and mental health services among migrant female sex workers and needs for action”
- Kinan Makhlouf, Vitos Klinik für forensische Psychiatrie Gießen. Poster: „Optimierung der Therapiefähigkeit: Studienprotokoll für ein neuropsychologisches Intensivprogramm in der forensischen Psychiatrie“
- Vera Mohwinkel, Medizinische Hochschule Hannover. Poster: „Mediation postmigrativer Stressoren auf die psychische Gesundheit von Geflüchteten (nicht-)ukrainischer Herkunft – Daten des niedersächsischen refuKey-Projekts“
- PD Dr. Jan Querengässer, LVR-Institut für Forschung und Bildung, Köln. Poster: „Ergebnisse eines Forschungsprojekts zu forensischen Patient:innen gemäß § 63 StGB mit Intelligenzminderung“
- Dr. Thea Rau, Universitätsklinikum Ulm. Poster: „Extremistische Ansichten in der Psychotherapie und ärztlichen Behandlung“
- Corinna Schulz, Universitätsklinikum Tübingen. Poster: „Vom Hunger zum Handeln: Ghrelins Rolle bei motiviertem Verhalten“
- Lea Schuurmans, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf. Poster: „Mehr Ordnung im Kopf: Wirksamkeit einer App für Erwachsene mit ADHS“
- Dr. Lea Sophie Sommer, Medizinische Universität Wien. Poster: “Sex disparities in outcome of patients with alcohol-related liver cirrhosis within the Eurotransplant Network — a competing risk analysis”
Ulrike-Fritze-Lindenthal-Antistigma-Preis (Dotierung: 20.000 Euro)
Diesen Preis vergeben DGPPN und das Aktionsbündnis Seelische Gesundheit in Verbindung mit der Stiftung für Seelische Gesundheit. Die Auszeichnung würdigt Projekte, Institutionen und Selbsthilfegruppen, die sich für eine nachhaltige gesellschaftliche Integration psychisch erkrankter Menschen engagieren. Die Preisvergabe wird ermöglicht durch eine Stiftung aus dem Privatvermögen von Prof. Dr. Jürgen Fritze und seiner verstorbenen Frau Ulrike Fritze-Lindenthal. Der Preis geht dieses Jahr zu gleichen Teilen an zwei Projekte, zudem werden zwei Anerkennungspreise vergeben.
- Preisträger: Freunde fürs Leben e.V.
Projekt: Aufklärungs- und Präventionsarbeit für die Themen Suizid, Depressionen und mentale Gesundheit ist eine Herzensangelegenheit für den Verein Freunde fürs Leben, den es seit 2001 gibt. Das aktuelle Projekt des Vereins ist die Fotokampagne „Gesicht zeigen für mentale Gesundheit“ mit dem Ziel, die Themen Suizid und Depressionen weiter zu entstigmatisieren, Menschen aufzuklären und darüber zu informieren, wo sie Hilfe finden können.
- Preisträger: Alegria – Institut für Zirkustherapie
Projekt: Alegria arbeitet mit dem Ansatz Zirkustherapie, in dem Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeutinnen und Zirkuspädagogen zwölf Monate mit seelisch erkrankten Kindern und Jugendlichen ein Zirkustheaterstück erarbeiten. Das Erleben von Selbstwirksamkeit über ein positives Körpergefühl und gleichzeitige Vermittlung von Wissen über psychische Erkrankungen zu fördern, ist ein leichter, unbeschwerter Ansatz, der gerade belastete Kinder und Jugendliche ermutigt, ihre Identität positiv zu stärken.
Anerkennungspreis Preisträger: Fachgesellschaft Pflege in der Forensischen Psychiatrie (FPFP) und das Netzwerk Angehörigenarbeit Psychiatrie (NAP)
- Projekt: Gemeinsam entwickelte Informationsbroschüre von engagierten Mitarbeitenden aus vier forensischen Kliniken der Deutschschweiz für Angehörige von forensisch untergebrachten Patientinnen und Patienten.
Anerkennungspreis Preisträger: MHFA Ersthelfer | Initiator: Zentralinstitut für Seelische Gesundheit in Partnerschaft mit der Beisheim Stiftung
- Projekt: MHFA Ersthelfer ist die deutsche Version des australischen Mental-Health-First-Aid-Programms. Es ist eine evidenzbasierte Initiative, die Laien schult, Menschen bei psychischen Gesundheitsproblemen und in Krisen zu helfen. Ziel ist es, Erste Hilfe für psychische Gesundheit so selbstverständlich wie Erste Hilfe für körperliche Gesundheit werden zu lassen und offene Gespräche über psychische Gesundheit zu fördern.
DGPPN-Medienpreis für Wissenschaftsjournalismus (Dotierung 15.000 Euro)
Mit diesem Preis werden originäre und originelle journalistische Arbeiten prämiert, die zur Popularisierung wissenschaftlicher Sachverhalte aus den Bereichen Psychiatrie, Psychotherapie und seelische Gesundheit beitragen.
Der Preis geht dieses Jahr zu gleichen Teilen an drei Preisträger:
- Christopher Bonnen: „Depression bei Männern – Neue Wege aus dem Seelentief“, GEO Magazin
- Dr. Norbert Siegmund: „Psychiatrie hinter Gittern. Deutschlands Maßregelvollzug vor dem Kollaps“, ARD Kontraste
- Jochen Paulus: „Erinnerung an sexuellen Missbrauch – echt oder eingeredet?“, SWR2 Wissen
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