Digitale Patientenaufklärung überzeugt in der Pilotphase und wird ausgeweitet
10.05.2023 - Nach erfolgreicher technischer Testung und Prozessentwicklung mit limitierter Patientenexposition wird das Pilotprojekt ausgeweitet.
Im Februar hat die Klinik für Anästhesiologie, Intensiv- und Schmerztherapie des Ev. Diakonissenkrankenhauses Leipzig eine sechsmonatige Pilotphase zur digitalen Patientenaufklärung gestartet. Ziel ist es, die Prozesse der ärztlichen Aufklärung vor Eingriffen und Narkosen deutlich zu vereinfachen. Bereits zur Halbzeit fällt das Fazit der Verantwortlichen positiv aus. Daher wird das Pilotprojekt ausgeweitet: War es in den ersten drei Monaten auf Patienten unter 65 Jahren und die zentrale Prämedikationssprechstunde der Anästhesie beschränkt, wird es jetzt in allen Bereichen der Klinik eingeführt - ohne Altersbegrenzung.
„Das System hat sich als belastbar, gut implementiert und ausgereift erwiesen“, erklärt Dr. Alexander Rothe, Chefarzt der Klinik für Anästhesiologie, Intensiv- und Schmerztherapie in Ev. Diakonissenkrankenhaus Leipzig. „Die Vorteile gegenüber der bisherigen Papierversion liegen auf der Hand: Sicheres Speichern, simultane Abrufbarkeit aus unterschiedlichen digitalen Umgebungen, Archivierung, Versand, Weitergabe, In- und Export von Patientendaten, Integration von digitalen Fotos und vieles mehr. Auch die Resonanz der Patientinnen und Patienten war - entgegen einiger Erwartungen - rundum positiv.“
Das System basiert auf dem Online-Portal „E-Consent“ des medizinischen Fachverlags Thieme, der auch die bisher genutzten standardisierten Formblätter anbietet. Statt Papier und Stift verwenden Arzt und Patient ein Tablet, auf dem der Aufklärungsbogen abrufbar ist und digital signiert werden kann. Die Zuweisung zum Patienten erfolgt dabei im Kiosk-Modus mit eingeschränkten Benutzerrechten. Dadurch ist sichergestellt, dass die Daten der richtigen Person zugeordnet werden
und geschützt vor unbefugten Zugriffen sind. Das Ausfüllen der Bögen ist besonders einfach in logisch aufeinanderfolgenden Schritten gestaltet, sodass keine Frage vergessen werden kann. Die Dokumente stehen in mehreren Sprachen bereit. Ein weiterer Vorteil gegenüber der klassischen Papierform ist, dass sich die Schriftgröße am Tablet leicht verstellen lässt. Das erleichtert Patienten mit Sehschwäche den Umgang mit der digitalen Alternative und kann so die Akzeptanz z.B. bei älteren Menschen verbessern. Nach Abschluss des Frage- und Informationsteils durchläuft der Patient das eigentliche Aufklärungsgespräch mit dem Arzt. Es wird anschließend stichpunktartig zusammengefasst. Dabei lassen sich kritische Punkte filtern, Antworten ergänzen und z.B. Fotodokumentationen einbinden. Individuelle Textbausteine können hinzugefügt werden und damit die Arbeit deutlich erleichtern.
Das ausgefüllte und unterschriebene Dokument wird automatisiert und patientenbezogen im Krankenhausinformationssystem abgelegt. Von hier aus kann es beispielsweise per E-Mail an Patienten weitergeleitet und in der separaten Patientendatenbank abgelegt werden. Bei einem etwaigen Folgeeingriff kann das System dann automatisch auf die bereits vorhandenen Daten zugreifen und Bögen entsprechend ausfüllen – ein erheblicher Zeitgewinn für das Krankenhauspersonal und eine Erleichterung für Patienten.
Nach Abschluss der Pilotphase sollen das System und die zugehörigen hausspezifischen Prozesse in allen anderen Fachabteilungen innerhalb des Ev. Diakonissenkrankenhauses Leipzig eingesetzt werden. Zusätzlich ist eine Integration der Dokumente in das neue Patientenportal geplant. Hier können Patienten künftig mit dem Krankenhaus in Kontakt treten, Dokumente, Befunde und Entlassungsbriefe abrufen und die digitale Aufklärungsinformation bereits vor ihrem Aufenthalt lesen und ausfüllen.