Heidelberger Ionenstrahl-Therapiezentrum: Universitätsklinikum Heidelberg zieht eine positive Bilanz
16.11.2011 -
Das Heidelberger Ionenstrahl-Therapiezentrum HIT feiert Mitte November 2011 sein zweijähriges Bestehen: An diesem Tag vor zwei Jahren wurde der erste Patient bestrahlt. Seitdem konnten sich rund 600 Patienten der innovativen Strahlenbehandlung unterziehen, die zielsicher das Tumorgewebe zerstört und die gesunde Umgebung schont.
"Unsere Bilanz nach zwei Jahren ist positiv", erklärt Prof. Dr. Dr. Jürgen Debus, Ärztlicher Direktor der Heidelberger Universitätsklinik für Radioonkologie und Strahlentherapie und des HIT. "Wir konnten immer mehr Patienten mit seltenen Tumoren behandeln, die von der Behandlung besonders profitieren. Außerdem wurden klinische Studien begonnen, die die Wirksamkeit der Ionenstrahltherapie bei häufigen Tumoren wie Prostata- oder Lungenkrebs überprüfen." Zusätzlich laufen im HIT zahlreiche Forschungsprojekte, die sich mit der Wechselwirkung der Bestrahlung mit Schwerionen und Protonen auf unterschiedliche Zellen und Gewebe befassen.
Optimierte Bestrahlungsgenauigkeit / Integration eines PET-Computertomographen
Auch technisch hat sich das HIT in den vergangenen zwei Jahren sehr positiv entwickelt. "Mit dem Intensitätsmodulierten Rasterscan-Verfahren wenden wir das weltweit präziseste Bestrahlungsverfahren mit Ionen erfolgreich an", erklärt Professor Dr. Thomas Haberer, Wissenschaftlich-technischer Direktor des HIT. Dabei wird der Tumor von maßgeschneiderten Strahlenbündeln "hautnah" ummantelt und sein gesamtes Volumen punktgenau bestrahlt. Zusätzlich positionieren computergesteuerte Roboter den Patienten mit größter Präzision vor der Bestrahlungsquelle.
Das hochpräzise Bestrahlungsverfahren des HIT konnte auf die Behandlung sich bewegender Organe ausgedehnt werden, wodurch das Indikationsspektrum der Ionentherapie zukünftig ausgeweitet werden kann. Seit 2010 bietet ein PET-Computertomograph in unmittelbarer Nähe der Bestrahlungsräume die Positronen-Emissions-Tomographie und die Computertomographie in einem Gerät. Nach der Behandlung kann so die Genauigkeit der Bestrahlung geprüft und ggf. bei der nächsten Bestrahlung korrigiert werden.
Solider Businessplan baut auf Vereinbarungen mit Krankenkassen
Das HIT hat zudem gezeigt, dass eine Ionenstrahl-Therapieanlage wirtschaftlich betrieben werden kann, so dass Investitions- und laufende Kosten gedeckt werden können.
"Für uns steht die Entwicklung von innovativen Methoden für die Krankenversorgung im Vordergrund", erklärt Irmtraut Gürkan, Kaufmännische Direktorin des Universitätsklinikums Heidelberg. "Als Anlage für Investoren ist ein derartiges Therapiezentrum ungeeignet." Die Kosten für HIT beliefen sich auf 119 Mio. €; sie wurden zu gleichen Teilen vom Bund und vom Universitätsklinikum getragen. Basis des soliden Businessplans sind die Vereinbarungen mit den Krankenkassen, die ihren Mitgliedern einen Zugang zu der innovativen Therapie ermöglichen.
Ein Bestrahlungszyklus im HIT kostet knapp 20.000 € und liegt damit noch unter den Kosten aufwendiger Operationen und medikamentöser Therapie bei Krebs.
HIT ist "Ausgewählter Ort im Land der Ideen"
Dem HIT wurde im Rahmen eines Symposiums am 15. November in Heidelberg die Auszeichnung im bundesweiten Wettbewerb "Ausgewählter Ort im Land der Ideen" verliehen. Irmtraut Gürkan, Professor Jürgen Debus und Professor Thomas Haberer nehmen den Pokal entgegen. Bereits im Juli hatte Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann in Stuttgart die Urkunde überreicht. 365 Preisträger werden jedes Jahr von der Standortinitiative "Deutschland - Land der Ideen" unter der Schirmherrschaft des Bundespräsidenten und gemeinsam mit der Deutschen Bank ausgezeichnet.
Andreas Rohde von der Deutschen Bank in Mannheim prämiert das HIT als "Ausgewählten Ort 2011": "Das Heidelberger Ionenstrahl-Therapiezentrum HIT ist eine weltweit einmalige Anlage zur Behandlung krebskranker Patienten und ein Beispiel für die gelungene Umsetzung wissenschaftlicher Ideen."
Aus 2.600 eingereichten Bewerbungen habe das HIT die unabhängige Jury überzeugt und repräsentiere mit seiner zukunftsfähigen Idee Deutschland als das "Land der Ideen". "Wir freuen uns sehr über diese Auszeichnung an einem für uns ganz besonderen Tag", sagt Professor Jürgen Debus.
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