Aus den Kliniken

Hepatitis Delta: MHH-Forscher zeigen neue Therapiemöglichkeit auf

26.01.2011 -

Hepatitis Delta ist die schlimmste aller Virushepatitisformen mit besonders schneller Entwicklung einer Leberzirrhose. Forscher im Hep Net Study-House der Deutschen Leberstiftung haben nun unter der Leitung von Professor Dr. Michael Manns und Professor Dr. Heiner Wedemeyer von der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH), Klinik für Gastroenterologie, Hepatologie und Endokrinologie, die weltweit größte prospektive Studie zur Therapie von Hepatitis Delta multizentrisch und international durchgeführt.

Mit ihrer Wirkstoffkombination konnten sie erstmals bei einem Viertel der Patienten eine Ausheilung der Hepatitis D-Virusinfektion erreichen. Die Ergebnisse werden am 27. Januar 2011 in der aktuellen Ausgabe der renommierten Fachzeitschrift The New England Journal of Medicine veröffentlicht.

Eine chronische Hepatitis Delta-Virusinfektion tritt ausschließlich als Koinfektion mit Hepatitis B auf. Mit dem Hepatitis Delta-Virus sind weltweit mindestens zehn Millionen Menschen infiziert. In Deutschland sind etwa 30.000 Menschen erkrankt, wobei insbesondere Migranten betroffen sind. Aktuell sterben in Deutschland jährlich mehr Menschen an Hepatitis Delta als an AIDS und mit HIV assoziierten Erkrankungen.

In der multizentrischen Studie, an der neben 15 deutschen Zentren auch türkische und griechische Kliniken beteiligt waren, wurden 90 Hepatitis Delta-Patienten in drei Gruppen behandelt. Eine Gruppe erhielt ein Jahr lang sowohl Peginterferon alfa-2a als auch Adefovir dipivoxil. Die zweite Gruppe bekam nur Peginterferon alfa-2a, die dritte ausschließlich Adefovir dipivoxil. Die Wissenschaftler maßen unter anderem quantitativ die Hepatitis Delta-Viren und das Hepatitis B-Oberflächenantigen HBsAG im Blut der Patienten. "Besonders wichtig ist die Bestimmung des HBsAG: Ist das Antigen im Blut nicht mehr nachweisbar, so können wir von einer Heilung des Patienten sprechen", sagt Professor Manns. In der MHH befand sich das Referenzlabor zur quantitativen Bestimmung der Viren und des HBsAG für alle Studienteilnehmer. Für die Studie wurde in der Arbeitsgruppe von Professor Wedemeyer ein neuer Test zur quantitativen Bestimmung der Hepatitis D Viren etabliert.

In der Studie konnte gezeigt werden, dass eine Peginterferon alfa-2a-Behandlung eine effektive Therapie bei Hepatitis D darstellt. Von großer Bedeutung auch für Patienten, die mit Hepatitis B alleine infiziert sind, ist der Befund, dass die Kombinationstherapie zu einem stärkeren Abfall des HBsAG führte. Bislang gab es keine standardisierte Behandlung für die Hepatitis D. "Mit dieser Studie haben wir jedoch eine Standardtherapie etabliert: Eine Behandlung mit Peginterferon alfa-2a und Adefovir dipivoxil ist sicher und wirksam", sagt Professor Manns. Peginterferon alfa-2a wird derzeit bereits in der Therapie der chronischen Hepatitis B und C eingesetzt, Adefovir dipivoxil ist ein Medikament zur Behandlung der chronischen Hepatitis B.

Die Studie wurde im Kompetenznetz Hepatitis (Hep-Net) durchgeführt, das 2002 vom Bundesministerium für Bildung und Forschung initiiert und bis 2010 gefördert wurde. Seit 2007 ist die Deutsche Leberstiftung, zunächst mit finanzieller Förderung durch das Bundesministerium, Träger des "Kompetenznetz Hepatitis" und des "HepNet Study-House".

Die Studie HIDIT I (Hep-Net International Delta Hepatitis Interventional Trial) entwickelten Professor Manns und Professor Wedemeyer im Jahre 2003. Dabei lagen die Konzeption und die Durchführung beim Kompetenznetz Hepatitis. Finanziell wurde die Studie von den Firmen Roche Pharma und Gilead Sciences unterstützt. "Eine so umfangreiche Studie wie diese zeigt, wie wichtig das ,Kompetenznetz Hepatitis' der Deutschen Leberstiftung ist", betont Professor Manns, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Leberstiftung "Nur in einem solchen Rahmen kann eine Studie in dieser Größenordnung konzipiert und umgesetzt werden."

Die Wissenschaftler widmen sich aktuell bereits in einer Folgestudie der Optimierung der Behandlungsmethode. An ihr sind noch mehr Länder beteiligt. "Wir verlängern und verstärken darin die Behandlung und hoffen, dass damit möglichst 40 bis 50 Prozent der Patienten geheilt werden können", erläutert Prof. Wedemeyer.

Eine Hepatitis Delta-Virusinfektion kann durch Blut und Blutprodukte, Drogenkonsum, Sexualkontakte, seltener auch perinatal, also bei der Geburt von der Mutter auf das Kind, übertragen werden. Sie kommt nur zusammen mit einer Hepatitis B-Virusinfektion vor: Das Delta-Virus braucht das vom B-Virus stammende Oberflächenprotein (HBsAg) als Virushülle zur Vermehrung. Eine Impfung gegen Hepatitis B schützt auch vor Hepatitis Delta.

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