Klinikum Stuttgart erhält Deutschen Nachhaltigkeitspreis
31.10.2023 - Das Klinikum Stuttgart erhält den Deutschen Nachhaltigkeitspreis 2023 und wird damit für seine Leistungen in den Bereichen ökologische und soziale Nachhaltigkeit ausgezeichnet.
Das Klinikum Stuttgart erhält den Deutschen Nachhaltigkeitspreis 2023, Europas größte Auszeichnung für ökologisches und soziales Engagement. Das gab die Stiftung Deutscher Nachhaltigkeitspreis heute bekannt. Das Klinikum Stuttgart wird damit für seine Leistungen in den Bereichen ökologische und soziale Nachhaltigkeit ausgezeichnet.
Der Deutsche Nachhaltigkeitspreis orientiert sich an den Zielen für nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen und der Nachhaltigkeitsstrategie der Bundesregierung. Er prämiert richtungsweisende Leistungen zur ökologischen und sozialen Nachhaltigkeit. Das Klinikum Stuttgart hat Nachhaltigkeit als Unternehmensziel verankert. Es gilt als Vorreiter auf dem Weg zum Green Hospital und trägt zur Klimastrategie der Landeshauptstadt bei. Als wichtige Grundlage veröffentlicht das Klinikum Stuttgart als eines der ersten Krankenhäuser in Deutschland standardisierte Nachhaltigkeitsberichte nach den Kriterien des Deutschen Nachhaltigkeitskodex.
Baden-Württembergs Minister für Soziales und Integration, Manne Lucha, freut sich, dass die wichtige Auszeichnung nach Baden-Württemberg geht: „Das Klinikum Stuttgart verdient allerhöchste Anerkennung“, würdigte Minister Lucha. Das Klinikum Stuttgart gehe beim Thema eines geringeren Ressourcenverbrauchs voran: „Geringere Entsorgung von Gebrauchs- und Investitionsgütern, aber auch gesteigerter Patientenkomfort und zufriedene Mitarbeiter in einem positiven Arbeitsumfeld zeichnen die Klinik aus. Die bauliche Infrastruktur spielt beim Thema Nachhaltigkeit ebenso eine wichtige Rolle. Hier hat die Stadt Stuttgart vor Jahren mit der Neuordnung des Klinikums Stuttgart und der Konzentration auf die Standorte Mitte und Bad Cannstatt eine wichtige Basis geschaffen.“
Das Engagement und die Investitionen des Klinikums Stuttgart im Bereich Nachhaltigkeit sind vielfältig und reichen von effizienten Blockheizkraftwerken, regenerativer Energiegewinnung mit Fassadenphotovoltaik über umweltfreundliche Mobilität, ökologisches Bauen in Plusenergiestandards, innovative Gebäudetechnik mit adiabater Kühlung, konsequente Kreislaufwirtschaft bis hin zur Vermeidung klimaschädlicher Narkosegase. „Bis zum Jahr 2035 will Stuttgart klimaneutral sein,“ erklärt Stuttgarts Krankenhausbürgermeister Thomas Fuhrmann. Aufgrund seiner besonderen Aufgabenstellung und einem Rund-um-die-Uhr-Betrieb mit hohen Energiebedarfen ist eine Klimaneutralität des Krankenhauses noch Zukunftsmusik. Daher ist es umso wichtiger die Nachhaltigkeitspotentiale auszuschöpfen, die einen bedeutenden Beitrag zur Ressourcenschonung leisten können. „Dass das Klinikum Stuttgart engagiert die ökologischen Ziele als ein Ziel seiner Unternehmensstrategie verfolgt und damit einen wichtigen gesamtstädtischen Beitrag leistet, freut mich. Der Nachhaltigkeitspreis ist eine großartige Auszeichnung und dokumentiert eindrücklich den Stellenwert sowie die erfolgreiche Orientierung des Klinikums an den Zielen der Nachhaltigkeit. Ich gratuliere dem Vorstand und den Mitarbeitenden ganz herzlich zu dieser Gemeinschaftsleistung“, freut sich Bürgermeister Fuhrmann.
Für den Vorstand des Klinikums Stuttgart, Prof. Jan Steffen Jürgensen, ist die Auszeichnung Ansporn: „Wir haben noch viel Luft nach oben und wollen zügig besser werden.“ Krankenhäuser verantworten selbst ca. 5% der klimaschädlichen Emissionen. Die Orte der Therapie und Heilung tragen also substantiell zu globalen krankmachenden Veränderungen bei – beispielsweise durch Häufung kardiovaskulärer Probleme in Hitzeperioden, gerade auch für Ältere und Vulnerable in Ballungsräumen. Der Energie- und Ressourcenverbrauch von Krankenhäusern ist enorm und entspricht pro Bett etwa dem eines Einfamilienhauses. Das energieintensive Niveau bietet aber auch doppelt lohnende Ansätze. Oft sei das ökologisch Sinnvolle gleichzeitig auch ökonomisch vorteilhaft – etwa im Bereich Energieeffizienz oder Abfallvermeidung, so Jürgensen, der auch klarstellte: „Diese Auszeichnung und Würdigung des eingeschlagenen Wegs wäre ohne politischen Willen und herausragende Förderung der Landeshauptstadt und des Landes nicht möglich gewesen – dafür sind wir extrem dankbar“.
Das Thema Nachhaltigkeit geht das Klinikum Stuttgart strukturiert an. In einer Nachhaltigkeitsstrategie werden die Maßnahmen gebündelt und Ziele definiert. Eine eigens eingerichtete Stabsstelle Nachhaltigkeit übernimmt hier die Koordination. Ebenso wichtig wie die ökologische Nachhaltigkeit ist die soziale Nachhaltigkeit: „Die 8.000 Mitarbeitenden des Klinikums Stuttgart machen dessen Stärke aus“, so Prof. Jürgensen. Es gehe um gute und gesunde Arbeitsbedingungen, ein Höchstmaß an Sicherheit, zuverlässige Arbeitszeiten und die Vereinbarkeit von Familie und Beruf. „Natürlich ist das in einem Krankenhaus mit 24-Stunden-Betrieb nicht immer einfach“ weiß Jürgensen. Aber durch Investitionen in die Infrastruktur und moderne Arbeitsorganisation lasse sich viel erreichen.
Klinikum Stuttgart auf dem Weg zum nachhaltigen Krankenhaus
Das Klinikum Stuttgart gewährleistet als Maximalversorger ein hohes Maß an Patientensicherheit und Behandlungsqualität und sichert damit Lebenszeit und Lebensqualität der Menschen in der Region Stuttgart. Damit leistet es einen wichtigen Beitrag im Rahmen der sozialen Nachhaltigkeit. Für die über 8000 Beschäftigten gewährleistet das Klinikum Stuttgart ein motivierendes, sicheres und gesundes Arbeitsumfeld mit Chancengleichheit, Vielfalt, Respekt und Toleranz.
Einige Maßnahmen des Klinikums im Bereich ökologische Nachhaltigkeit sind:
• regenerative Energiegewinnung: Allein in diesem Jahr erfolgten Investitionen in Höhe von drei Millionen Euro, um die bestehenden Photovoltaikanlagen des Klinikums konsequent auszubauen. Eine systematische Steigerung der Energieeffizienz sowie der Bezug von 100% Ökostrom sind Bestandteil des Nachhaltigkeitsansatzes.
• Systematische Abfallvermeidung und Recycling von Wertstoffen: So wird ein wachsender Anteil der medizinischen Geräte im Haus sterilisiert – jährlich über 5 Millionen Instrumente - und der Anteil von Einwegprodukten reduziert.
• Eine systematische Analyse des Verwurfs von Lebensmitteln ist aktuell Grundlage zur intelligenten Anpassung von Rezepten und Portionsgrößen.
• Nachhaltige Mobilität:. Bereits über 500 Mitarbeitende nutzen das vor einem Jahr etablierte Angebot von E-Bike-Leasing. Allen 8.000 Beschäftigten wird das Deutschlandsticket kostenfrei zur Verfügung gestellt. Mitfahr-Apps wurden eingeführt und gut angenommen. Ein massiver Ausbau der Fahrradstellplätze ist in Umsetzung.
• Ökologisches Bauen: Die im Sommer 2022 bezogenen Personalwohnungen sowie eine 2021 eröffnete Betriebskita wurden mit hohem Holzanteil nachhaltig gebaut und produzieren als Plusenergiehäuser mehr Energie, als sie verbrauchen. Intelligente Lüftungssysteme, Verschattungskonzepte, Betonkernaktivierung und Kühldecken sorgen energieeffizient auch im Sommer für besseres Raumklima. Flankierend werden im Rahmen des Neubaus des Katharinenhospitals städtebauliche Maßnahmen vorbereitet, z.B. die Freilegung bisher verbauter Frischluftschneisen, Entsiegelung von Flächen, Fassadenbegrünung sowie Verschattung durch großkronige Laubbäume.
• Nachhaltige Küche: Bei der Zubereitung der Speisen für Patienten, Mitarbeitende und einige Kitas und Schulen in Stuttgart setzt das Klinikum zunehmend auf regionale Produkte. Das Catering bei Veranstaltungen des Klinikums besteht zwischenzeitlich aus rein vegetarischen Gerichten.
• Einsparung von OP-Gasen: Mit neuen Ansätzen und intelligenter Flusssteuerung reduziert das Klinikum Stuttgart jetzt auch die klimaschädlichen Narkosegase. Insbesondere halogenierte Kohlenwasserstoffe sind hochpotente Treibhausgase und wurden deutlich reduziert. Laut einer Klimaschutzstudie des Deutschen Krankenhausinstituts (DKI) erzeugten volatile Narkosegase weltweit ein CO2-Äquivalent von 3 Millionen Tonnen, 80 Prozent davon durch Desfluran.[1] Wo immer möglich, setzt das Klinikum Stuttgart auf intravenöse Anästhesie. Um den Einsatz klimaschädlicher Gase weiter zu reduzieren, ist das Klinikum Stuttgart eine strategische Partnerschaft mit Dräger eingegangen, einem führenden Hersteller von Beatmungstechnik. Damit wird einerseits weniger Narkosegas verbraucht und ein steigender Anteil recycelt.
Einige der Maßnahmen des Klinikums im Bereich soziale Nachhaltigkeit sind:
• Die 8.000 Mitarbeitenden des Klinikums Stuttgart profitieren von den guten und sehr sicheren Rahmenbedingungen des Tarifvertrags des öffentlichen Dienstes und der Trägerschaft durch die Landeshauptstadt Stuttgart. Es gibt eine stark geförderte betriebliche Altersvorsorge, Betriebskindergartenplätze, attraktive Personalwohnungen, die Kostenübernahme des Deutschlandtickets, Angebote für Job-Räder und Stipendien für Pflegekräfte. Hinzu kommen die breiten Fort- und Weiterbildungsangebote, Maßnahmen für zuverlässige Arbeitszeiten und Möglichkeiten zur Vereinbarkeit von Beruf und Familie.
• Das Klinikum Stuttgart qualifiziert über 1.000 Auszubildende in Gesundheitsberufen mit sehr hohen Übernahmequoten.
• Im Klinikum Stuttgart arbeiten Menschen aus ca. 100 verschiedenen Ländern respektvoll im Team. Integrationsbeauftrage unterstützen den Start internationaler Fachkräfte.
• In einer langfristigen vertraglichen Regelung mit Personalvertretungen, Gewerkschaften und der Landeshauptstadt Stuttgart („Vier-Seiten-Vertrag“) ist der Ausschluss betriebsbedingter Kündigungen und ein weit über das Übliche hinausgehendes Maß an sozialer Sicherheit definiert.
• Als größtes Haus der Maximalversorgung in Baden-Württemberg sichert das Klinikum Stuttgart ein hohes Maß an Patientensicherheit und Behandlungsqualität. Die Leistungen in Diagnostik, Prävention, Therapie oder Palliation dienen der Sicherung von Lebenszeit und Lebensqualität mit möglichst selbstbestimmter Teilhabe und haben eine starke soziale Wirkung.
• Wichtiger Teil des Klinikums Stuttgart ist das Olgahospital, Deutschlands größte Kinderklinik, mit 40.000 Notfallpatienten pro Jahr und leistungsstarken Einheiten wie dem sozialpädiatrischen Zentrum (SPZ), kinderonkologischem Zentrum oder Palliativ-Teams.