Labor & Diagnostik

Mukoviszidose-Forschung: Europäisches Projekt Stracyfic zur Validierung des bildbasierten Schweißtests gestartet

01.08.2023 - Stracyfic steht für „Patient stratification by standardisation of the image based sweat test for Cystic Fibrosis for use in clinical routine”.

Dahinter verbirgt sich ein 3-jähriges europäisches Projekt, das am 1. Juni 2023 gestartet ist und von Dr. Manuel Nietert, Leiter der Arbeitsgruppe für „Chemoinformatik und Bildanalyse“ im Institut für Medizinische Bioinformatik der Universitätsmedizin Göttingen (UMG), koordiniert wird. Im Projekt arbeiten Forscher und Kliniker aus Deutschland, Italien, Belgien und Frankreich zusammen, um den bildbasierten Schweißtest in der klinischen Praxis zu evaluieren. Eingesetzt werden könnte der Test in der CF-Diagnostik und zur Untersuchung der Wirkung von Therapien.

Großer Graubereich bei Standard-Schweißtest

Verantwortlich für das Krankheitsbild der Mukoviszidose ist ein genetischer Defekt am CFTR-Kanal, einem Chlorid-Kanal der Zellen. Ein funktionsfähiger CFTR-Kanal hält den Chloridverlust über den Schweiß gering, indem er Chlorid resorbiert. Die Goldstandard-Methode zur Diagnosestellung einer Mukoviszidose ist daher der Schweißtest, in dem die Schweißdrüsen unspezifisch zur Schweißsekretion angeregt werden und der gewonnene Schweiß auf seinen Chloridgehalt gemessen wird. Allerdings ist der Graubereich bei diesem Test relativ groß – eine eindeutige Diagnosestellung einer Mukoviszidose ist mittels Schweißtest somit nicht immer möglich.

Vorteile des bildbasierten Schweißtests

Neben der Chloridrückresorption hat der CFTR-Kanal in der Schweißdrüse eine zweite Funktion: die direkte Schweißsekretion nach einer spezifischen β-adrenergen Stimulation. Die Produktion dieses „Angst-“ oder „Aufregungsschweißes“ erfolgt ausschließlich über die CFTR-Kanäle, die Menge an Schweiß korreliert daher direkt mit der Funktion der CFTR-Kanäle. Die Idee zum Einsatz des bildbasierten, bzw. β-adrenergen Schweißtests ist nicht neu und beruht auf Entwicklungen zweier amerikanischer Arbeitsgruppen in den 1980er Jahren. Neu im aktuellen Projekt ist die Software zur automatischen Auslesung der Bilder (Automated Bubble Sweat Test Diagnostic Tool, AutoBuSTeD) und die Hardware für eine robustere Handhabung. Beides wurde in Vorprojekten von Nietert in Kooperation mit der Medizinischen Hochschule Hannover (S. Pallenberg) entwickelt und soll den bildbasierten Schweißtest reif für die Anwendung in der klinischen Routine machen.

Untersuchung der klinischen Anwendung in internationalen Arbeitsgruppen

Im Stracyfic-Projekt wird die Eignung des Tests nun systematisch in der klinischen Anwendung in verschiedenen Ländern untersucht und ein gemeinsamer Standard für die Durchführung erarbeitet. Dabei wird nicht nur auf die diagnostischen Daten geschaut, die der Test ausgibt, sondern es werden auch die Praktikabilität durch die Anwender und das Empfinden durch die Personen, an denen der Test durchgeführt wird, beurteilt.

Der Mukoviszidose e. V. ist in das Projekt involviert und wird eng mit den anderen Patientenorganisationen der beteiligten Länder und CF Europe, dem europäischen Dachverband, zusammenarbeiten.

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