Gesundheitspolitik

Post-Covid-Check: Bergmannsheil und BGW starten interdisziplinäres Versorgungsangebot

Hilfe für Beschäftigte im Gesundheitswesen mit anhaltenden Beschwerden nach überstandener COVID-19-Erkrankung

28.01.2021 - COVID-19 überstanden und trotzdem nicht gesund: So geht es derzeit vielen Menschen, die die durch das Corona-Virus ausgelöste Erkrankung durchlitten haben

COVID-19 überstanden und trotzdem nicht gesund: So geht es derzeit vielen Menschen, die die durch das Corona-Virus ausgelöste Erkrankung durchlitten haben. Allein bei Beschäftigten in ihrem Zuständigkeitsbereich registriert die Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege (BGW) bundesweit bereits rund 17.000 anerkannte Fälle. Darunter befinden sich auch versicherte Personen, die noch Wochen nach der Infektion und Heilung über anhaltende Symptome klagen. Dazu zählen beispielsweise Atemprobleme, Funktionsstörungen des Nerven- oder Herz-Kreislauf-Systems oder auch psychische Probleme. Deshalb hat das BG Universitätsklinikum Bergmannsheil gemeinsam mit der BGW den Post-Covid-Check entwickelt, um Betroffenen mit berufsbedingter Erkrankung wirksame Hilfe anbieten zu können. Das Besondere daran ist die Einbindung aller relevanten Fachbereiche einschließlich des Reha-Managements der BGW: Sie stellen gemeinsam eine umfassende Beurteilung, Diagnostik, Therapie und Rehabilitation der Patientinnen und Patienten sicher.

Spezialisten für Lunge, Nerven, Herz und Psyche beteiligt
„Wir wissen derzeit noch sehr wenig über die Langzeitfolgen einer COVID-19-Erkrankung“, sagt Prof. Dr. Martin Tegenthoff, Direktor der Neurologischen Klinik am Bergmannsheil. „Die Symptome, über die betroffene Menschen klagen, sind jedoch so vielfältig und dabei häufig unspezifisch, dass wir sie aus verschiedenen Perspektiven beleuchten müssen. Deshalb binden wir – je nach Fallsituation –Fachleute für Pneumologie, Neurologie, Kardiologie, Psychologie und Rehabilitation in unser Behandlungskonzept mit ein.“ Ob Pflegekraft, ärztliches oder therapeutisches Fachpersonal: Beschäftigte im Gesundheitswesen, die im Rahmen ihrer Tätigkeiten eine SARS-CoV-2-Infektion erlitten haben und dadurch erkrankt sind, kommen für einen Post-Covid-Check infrage, wenn sie auch nach überstandener Krankheit an anhaltenden Beschwerden leiden.

„Damit wollen wir unseren versicherten Personen ein Instrument anbieten, das einerseits ihre individuellen Problemlagen sehr genau erfasst und andererseits die Basis für ein maßgeschneidertes Therapie- und Rehabilitationskonzept liefert“, erklärt Markus Taddicken, Geschäftsführer der Bezirksverwaltung Bochum der BGW. „So wollen wir denjenigen Menschen helfen, die im Kampf gegen die Corona-Pandemie in der ersten Frontlinie stehen und sie wirksam auf dem Weg zurück in ihren Alltag und Beruf unterstützen.“ Angesichts der Entwicklung der Coronapandemie in Deutschland hat die BGW ein Positionspapier zu SARS-CoV-2-Infektionen und COVID-19-Erkrankungen in Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege herausgegeben, das sich der wirksamen Prävention und Rehabilitation von berufsbedingten COVID-19-Erkrankungen widmet (www.bgw-online.de/corona-position).

Neue Sprechstunde etabliert
Die Neurologische Klinik richtet ebenso wie die Abteilung für Pneumologie am Bergmannsheil eigens für den Post-Covid-Check eine neue Sprechstunde ein (immer mittwochs, nach Vereinbarung). Die Zuweisung erfolgt durch Mitarbeitende oder das Reha-Management der Berufsgenossenschaft. Wer als versicherte Person der BGW und Mitarbeiterin oder Mitarbeiter im Gesundheitswesen betroffen ist und sich im Rahmen der beruflichen Tätigkeit mit dem Corona-Virus infiziert hat, kann mit der Ansprechstelle für Rehabilitation und Teilhabe der BGW, Bezirksverwaltung Bochum, unter der Rufnummer 040 20207-3180 Kontakt aufnehmen. In den geeigneten Fällen ist nach der ambulanten Untersuchung – je nach Fallsituation – ein anschließender stationärer Aufenthalt mit weitergehender Diagnostik möglich. Neben der interdisziplinären medizinischen und pflegerischen Versorgung können auch eine ergänzende Physio- und Ergotherapie, eine neuropsychologische Diagnostik oder eine Logopädie integriert werden. Neben Beschäftigten im Gesundheitswesen zielt das Angebot auch auf in der Wohlfahrtspflege tätige Personen ab, die sich im Rahmen ihrer beruflichen Tätigkeit infizieren und eine durch COVID-19 hervorgerufene Berufskrankheit erleiden (zum Beispiel Erziehende im Kindergarten).

Interdisziplinäre Fallkonferenzen zwischen Bochum und Bad Reichenhall
„Ergänzend zu der Zusammenarbeit mit der BGW werden wir künftig bei der Behandlung von Post-Covid-Fällen mit unserer Schwesterklinik in Bad Reichenhall, die inzwischen über Erfahrungen in der spezialisierten Rehabilitation von Post-Covid-Patienten verfügt, zusammenarbeiten“, so Prof. Tegenthoff. „Gemeinsam werden wir eine regelmäßige interdisziplinäre Fallkonferenz durchführen, damit wir schwierige Fälle mit gebündelter Kompetenz beurteilen und geeignete Behandlungskonzepte umsetzen können.“ 

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