Prof. Christoph Reiners Hauptamtlicher Ärztlicher Direktor am Universitätsklinikum Würzburg
20.01.2011 -
Prof. Christoph Reiners leitete über Zehn Jahre nicht nur die Nuklearmedizin der Würzburger Universitätsklinik, sondern stand im Nebenamt auch dem Klinikumsvorstand als Ärztlicher Direktor vor. Diese bedeutende Führungsaufgabe nimmt er ab dem Jahresbeginn 2011 für die kommenden drei Jahre hauptamtlich wahr.
Von seinem Alter her hätte der Ärztliche Direktor des Würzburger Universitätsklinikums, Prof. Dr. Dr. med. h.c. Christoph Reiners, im Jahr 2011 in den wohlverdienten Ruhestand treten können. Allerdings sah der Aufsichtsrat des Klinikums mögliche Probleme in der Kontinuität der Krankenhausleitung heraufziehen, denn außer bei der Stelle des Ärztlichen Direktors stehen in den kommenden Monaten weitere altersbedingte Wechsel in der Führungsriege des Klinikums an.
„Deshalb hat mir der Aufsichtsrat bis Ende des Jahres 2013 erneut die Ärztliche Direktion übertragen - diesmal allerdings im Hauptamt", erläutert Prof. Reiners. Die in den letzten zehn Jahren von ihm parallel ausgefüllte Leitungsposition an der Klinik und Poliklinik für Nuklearmedizin ging zum 1. Januar 2011 über an Prof. Dr. Andreas Buck, der vom Klinikum rechts der Isar der TU München „abgeworben" wurde. Zum stellvertretenden Ärztlichen Direktor bestellte der Aufsichtsrat für den Zeitraum 2011 bis 2013 den bisherigen Amtsinhaber Prof. Dr. Norbert Roewer, Direktor der Klinik und Poliklinik für Anästhesiologie.
Jetzt 100 % Ärztlicher Direktor
Die Verlängerung um drei Jahre gibt Prof. Reiners Gelegenheit, begonnene Entwicklungslinien weiterzuführen und neue Impulse für die Zukunft der Würzburger Uniklinik zu setzen und die hauptamtliche Tätigkeit gibt ihm die dazu erforderliche Zeit: „Vor zehn Jahren flossen etwa 70% meiner Wochenarbeitszeit in die Leitung der Nuklearmedizin und rund 30% in die Aufgaben als Ärztlicher Direktor - jetzt, gegen Ende meiner zweiten, fünfjährigen Amtsperiode, war es genau umgekehrt", unterstreicht der Nuklearmediziner.
Umbrüche im Gesundheitswesen als Herausforderung
Neben der Vertretung des Uniklinikums nach außen gehört die Strategieentwicklung zu den zentralen Aufgaben des Klinikumsvorstands. „In den letzten Jahren gab es große Umbrüche im deutschen und bayerischen Gesundheitswesen", erläutert Reiners. So zwangen beispielsweise die Umstellung auf das Fallpauschalensystem (Diagnosis Related Groups, kurz DRG) ab dem Jahr 2004 und die wirtschaftliche Verselbstständigung der bayerischen Universitätskliniken ab dem Jahr 2006 das Würzburger Großkrankenhaus dazu, durch Ausweitung des Behandlungsangebots zusätzliche Erlöse zu erwirtschaften.
Außerdem intensivierte die leistungsorientierte Mittelvergabe den Wettbewerb der Würzburger Klinik mit den anderen Uniklinika des Freistaats. Reiners: „Für unsere Mitarbeiter aller Berufsgruppen bedeutete dies in den letzten Jahren vor allem eine deutliche Arbeitsverdichtung. Eine unserer Aufgaben in der Vergangenheit war es, trotz dieser schwierigen Bedingungen die Mitarbeiterzufriedenheit aufrecht zu erhalten."
Aufgabe: Personal in Würzburg halten
Vor dem Hintergrund des sich abzeichnenden zukünftigen Fachkräftemangels werde es nach seiner Einschätzung in den kommenden Jahren vor allem darum gehen, gute und erfahrene Mitarbeiter zu halten. Als mögliche Benefits der Würzburger Uniklinik sieht der Ärztliche Direktor soziale Sonderleistungen, wie die Schaffung einer Kindertagesstätte, oder besondere Qualifikations- und Weiterbildungsangebote. In diese Richtung geht auch das von Prof. Reiners im Jahr 2008 ins Leben gerufene Mentoring Med-Projekt, das gezielt promovierte Ärztinnen in ihrer wissenschaftlichen Karriere fördert.
Es soll weiter viel gebaut werden
In die beiden bisherigen Amtsperioden von Prof. Reiners fielen zahlreiche große Bauvorhaben des Uniklinikums, wie zum Beispiel der Neubau des Doppelzentrums für Operative und Innere Medizin (ZOM│ZIM), die Schaffung des Stammzelltherapie-Zentrums oder die Sanierung der Zahn-, Mund- und Kiefer-Kliniken. „Weitere Maßnahmen müssen umgesetzt werden, allen voran der hochkomplexe Umbau der Kopfkliniken, gefolgt vom Neubau eines Mutter-Kind-Zentrums und einer generellen Sanierung von teilweise 90 Jahre alten Infrastrukturelementen auf dem gesamten Klinikgelände", so der alte und neue Direktor. Auch die von den Stadtplanern projektierte Straßenbahnanbindung der Uniklinik will Reiners im Rahmen seiner Möglichkeiten voranbringen.
Weitere Zentren aller Art schaffen
Eine Herausforderung für sein weiteres Amt sieht Reiners in neuen Organisationsformen und Leistungsangeboten. Hier kann der Mediziner auf eine ganze Reihe von Erfolgen in den letzten Jahren zurückblicken angefangen von der Einrichtung der Palliativstation und der Psychosomatischen Tagesklinik, über die Zentralisierung von Laborleistungen bis hin zur Einführung des Servicezentrums Medizin-Informatik, dessen Leistungen internationale Beachtung erfahren. „Nach dem Vorbild von ZOM│ZIM, des Stammzelltherapie-Zentrums, der Zahn-, Mund- und Kiefer-Klinik oder auch aktuell des soeben erfolgreich zertifizierten Onkologischen Zentrums, wird es in den kommenden Jahren darum gehen, neue Zentrumsstrukturen unterschiedlicher Ausprägung ins Leben zu rufen", betont Reiners. Weiter ging es schon zum 1. Januar 2011, als die Uniklinik die Leitung des Sozialpädiatrischen Zentrums von dessen bisherigen Träger, dem Verein Frühdiagnosezentrum, übernommen hat.
Strategien für weiteres Wachstum
Eine aktuelle Untersuchung der Unternehmensberatung McKinsey attestiert der Würzburger Uniklinik eine solide wirtschaftliche Basis. Damit dies auch in Zukunft so bleibt, sieht Prof. Reiners zwei miteinander verzahnte Wachstumsstrategien: „Wachstum in der Spitze" und „Wachstum durch Kooperation". „Da wir die Bettenzahlen nicht erhöhen können und die ‚Taktzahl‘ der Behandlungen nicht um jeden Preis steigern wollen, bleibt uns die Möglichkeit, unser Angebot an Spitzenmedizin und komplexen Leistungen auszubauen. In Kooperationsmodellen können wir diese dann auch anderen Krankenhäusern anbieten, während wir im Gegenzug bereit sind, die eine oder andere Leistung abzugeben. Mit einer Kombination dieser beiden Grundideen scheint uns eine weitere Aufwärtsentwicklung durchaus realistisch."
Nicht nur im medizinischen Bereich können Kooperationen für alle Beteiligten Vorteile bringen. So steht Prof. Reiners zum Beispiel auch Public- Private-Partnership-Projekten aufgeschlossen gegenüber. „Wir planen oberhalb des ZOM│ZIM ein neues Parkhaus, um die Parkplatzsituation rund um das Klinikum weiter zu entspannen", erläutert Reiners. „Warum sollte dieses nicht von einem privatwirtschaftlichen Unternehmen gebaut und betrieben werden?"
Weiterhin in der Forschung tätig
Das Ende seiner Tätigkeit als Leiter der Nuklearmedizinischen Klinik sah Prof. Reiners mit einem weinenden und einem lachenden Auge: „Vermissen werde ich auf jeden Fall den direkten Patientenkontakt. Ich freue mich jedoch darauf, mich noch stärker um die Belange unserer Mitarbeiter zu kümmern. Außerdem werde ich mich parallel zum Hauptamt weiterhin meiner wissenschaftlichen Arbeit im Bereich der Strahlenunfallforschung widmen können."
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