Robert-Koch-Preis 2022 an Philip Felgner und Drew Weissman überreicht
16.11.2022 - „Die Zukunft von mRNA ist gigantisch“, sagte Prof. Dr. Drew Weissman in seiner Dankesrede während der festlichen Preisverleihung in der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften.
Zusammen mit Lipofektion-Entwickler Dr. Philip Felgner ist der Pionier auf dem Gebiet der mRNA-Therapien jetzt mit dem mit 120.000 Euro dotierten Robert-Koch-Preis ausgezeichnet worden. Prof. Dr. Jörg Hacker erhielt die Robert-Koch-Medaille in Gold für sein Lebenswerk. Die Ansprache hielt Bundesgesundheitsminister Prof. Dr. Karl Lauterbach.
„Nach wie vor stehen wir vor großen Herausforderungen in der Bekämpfung von Infektionskrankheiten.“ Mit diesen Worten eröffnete der Vorstandsvorsitzende der Robert-Koch-Stiftung, Prof. Dr. Wolfgang Plischke, die Feierstunde. „Wesentliche Veränderungen in der medizinischen Praxis haben viele Mütter und Väter, aber sind in der Regel nur auf der Grundlage fundamentaler wissenschaftlicher Entdeckungen möglich. Heute ehren wir Forscher, die solche fundamentalen Entdeckungen gemacht haben, die Robert-Koch-Preisträger Professor Felgner und Professor Weissman.“
Bevor die „großen“ Preise verliehen wurden, zeichnete die Robert-Koch-Stiftung den wissenschaftlichen Nachwuchs aus. Der Vorsitzende des Wissenschaftlichen Beirats, Prof. Dr. Andreas Radbruch, stellte Dr. Anna Both, Dr. Paul Wratil und Dr. Moritz Gaidt und ihre Arbeit vor und überreichte ihnen den Postdoktoranden-Preis 2022 für Mikrobiologie, Virologie respektive Immunologie. Der Preis ist mit jeweils 5.000 Euro dotiert.
„Millionen von Menschenleben gerettet“
„Diesem Preis wohnt ein Zauber inne“, sagte Karl Lauterbach über die Tatsache, dass der Robert-Koch-Preis schon 14 Mal eine „Voraussage“ für den Nobelpreis war. Der wissenschaftliche Beirat der Robert-Koch-Stiftung treffe oft eine „zielgenaue Auswahl“ bei der Entscheidung über die Gewinner*innen. Bemerkenswert sei zudem, dass die Arbeit der diesjährigen Preisträger und ihrer Teams „Millionen von Menschen das Leben gerettet“ haben.
Drew Weissman war es als Professor für Medizin an der Perelman School of Medicine der University of Pennsylvania in den USA gelungen, mRNA so zu verändern, dass sie von den Zellen nicht mehr als fremd erkannt wird, und deshalb auch keine Abwehrreaktion mehr auslöst. Dadurch ermöglichte mRNA-Impfstoffe haben entscheidend zur Bewältigung der Corona-Pandemie beigetragen. „Dieser Preis ist aber nicht für mich allein – er ist unbedingt eine Auszeichnung meiner Laborkollegen und meines Teams“, so Drew Weissman.
„Ich habe mich seit Monaten jeden Tag auf diesen Moment gefreut“, sagte Philip Felgner (Direktor des Irvine Vaccine Research and Development Centers und der Protein Microarray Laboratory and Training Facility, University of California, USA) in seiner Rede. „Ich bin in einer Zeit aufgewachsen, in der sich Technologien rasant entwickelt haben. Bis heute in der Wissenschaft tätig zu sein, ist für mich seit jeher bereichernd, aber bei Terminen wie diesem die Möglichkeit zum Austausch mit so vielen anderen Wissenschaftler*innen zu haben, ist ein Geschenk.“ Philip Felgner wurde für die Entwicklung der Lipofektion ausgezeichnet, einer Technologie, die nicht nur die Grundlage der modernen mRNA-Impfstoffe ist, sondern auch breite Anwendung in der Grundlagenforschung findet und eine Schlüsseltechnologie der Medizin ist, um Wirkstoffe in Zellen einzuschleusen.
„Jörg Hacker: Der bedeutendste Mikrobiologe Deutschlands“
„Er ist der bedeutendste Mikrobiologe Deutschlands“, sagte Prof. Dr. med. Sebastian Suerbaum vom wissenschaftlichen Beirat der Stiftung in der Laudatio über Jörg Hacker, der mit der Robert-Koch-Medaille für sein Lebenswerk ausgezeichnet wurde. „Seine Vita liest sich wie die Geschichte der deutschen Virologie, Immunologie und Vakzinologie.“ Jörg Hacker sei nicht nur als Leiter des Instituts für Molekulare Infektionsbiologie in Würzburg, als Präsident des Robert-Koch-Instituts und als Präsident der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina ein Vorbild gewesen, sondern sei auch ein ganz besonderer Mensch, belesen, klug sowie stets hilfsbereit, bescheiden und loyal.
In seiner Dankesrede sagte Jörg Hacker: „Robert Koch war ein begnadeter Wissenschaftler und mir ein Vorbild. Dieser Preis ist für mich eine große Ehre. Mein Lebensweg wurde immer unterstützt durch kollegiale Freundschaften und durch meine Familie.“
Bereits am Vortag waren viele der Post-Doktoranden der vergangenen 25 Jahre zu einer Reihe an spannenden Vorträgen aus ihrem Kollegenkreis angereist. „Das Symposium war ein außerordentlich erfolgreiches ‚Meeting‘“, bewertete Wolfgang Plischke während der Feierstunde am Freitag das vorangegangene zweitägige Alumni-Treffen der Post-Dok-Preisträger anlässlich des 25-jährigen Jubiläums des Preises. Organisiert hatten das Alumni-Symposium der Virologe Prof. Dr. Christian Drosten, der Mikrobiologe Prof. Dr. Mathias Hornef und der Immunologe Prof. Dr. Max Löhning.