Sicher in medizinischen Netzwerken kommunizieren
03.11.2020
- Das Health-Tech Start-up Siilo bietet mit seiner App eine datenschutzkonforme Anwendung für Nachrichten und Diskussionen im Gesundheitswesen.
Der Messenger-Dienst unterstützt medizinische Fachkräfte und Teams dabei, bei schwierigen Fällen besser zusammenzuarbeiten, die Patientenversorgung zu verbessern und Wissen DSGVO-konform zu teilen. Heute ist das Unternehmen mit Sitz in Amsterdam, Niederlanden, das größte medizinische Netzwerk in Europa mit über 250.000 aktiven Mitgliedern in 180 Ländern, die bisher über 300 Mio. Nachrichten ausgetauscht haben. Im Gespräch erläutert Sassan Sangsari, Medical Director, die Vision des Unternehmens und die Besonderheiten der App.
M&K: Die Bundesärztekammer forderte kürzlich eine einheitliche Messenger-App für das gesamte deutsche Gesundheitssystem. Warum könnte Siilo hierfür die geeignete Lösung sein?
Sassan Sangsari: Siilo wurde von Ärzten speziell für die Bedürfnisse von medizinischen Teams geschaffen. So ermöglicht ein Verwisch-Tool beispielsweise das schnelle Anonymisieren von Patientendaten. Alle Dateien werden außerdem in einem separaten Container gespeichert und nicht in der Medienbibliothek des Smartphones. Dadurch kann Berufliches konsequent von Privatem getrennt werden. Neben zahlreichen Sicherheitsfeatures steht bei der Anwendung des Herstellers die Netzwerkmedizin im Vordergrund: Die Anwendung möchte Informationssilos im Gesundheitswesen aufbrechen und den intersektoralen Austausch fördern. Denn wenn Mediziner sich über Fälle austauschen und ihr Wissen miteinander teilen, profitieren davon am Ende auch die Patienten durch eine bessere Versorgung.
Was unterscheidet die App von anderen Anbietern auf dem Markt?
Sangsari: Unseres Wissens nach ist dies der einzige Messenger, der alle Datenschutzanforderungen berücksichtigt, die die unabhängigen Datenschutzaufsichtsbehörden des Bundes und der Länder in ihrem Whitepaper vom November 2019 an Messenger-Dienste im Krankenhausbereich definiert haben. Dazu gehört beispielsweise, dass die Server in der EU stehen, gesendete Daten nicht dauerhaft gespeichert werden und die App nur über PIN Code, Touch-ID oder Face-ID zugänglich ist. Die ISO-27001 Norm, die der Messenger erfüllt, ist international anerkannt. Das Produkt ist trotz der hohen Datenschutzanforderungen intuitiv bedienbar. Während die App für Einzelpersonen kostenlos ist, können Kliniken und Pflegeeinrichtungen gegen eine Servicegebühr mehrere Gruppen verwalten, individuelle Sicherheitseinstellungen vornehmen und Dokumente der eigenen IT-Systeme im- oder exportieren.
Die Corona-Pandemie hat die Nutzung von digitalen Anwendungen vorangetrieben. Welche Chancen sehen Sie hier?
Sangsari: Die Pandemie hat gezeigt, wie wichtig ein schneller und datenschutzkonformer Informationsaustausch ist. Daher konnte auch unser Start-up während der Corona-Krise stark wachsen: Allein im März stiegen die Downloadzahlen um 700 % im Vergleich zum Vormonat. Viele namhafte Intensivmediziner und Einrichtungen wie z. B. Agaplesion und das Klinikum Region Hannover entschieden sich spontan dafür, den Messenger zur Krisenkommunikation einzusetzen. Wir begrüßen es sehr, dass derzeit so viel Bewegung im deutschen Gesundheitsmarkt ist, und möchten langfristig eine ganzheitliche Kommunikationslösung für medizinische Teams werden. Dabei steht für uns im Vordergrund, die Besprechung von Patientenfällen so einfach und kollaborativ wie möglich zu gestalten. Dank der Unterstützung unserer Investoren, können wir unser Produkt kontinuierlich weiterentwickeln und das Wachstum des Unternehmens unter anderem in der DACH-Region weiter vorantreiben.
Welche Projekte verfolgt das Unternehmen aktuell, um die Kommunikation in Netzwerken zu optimieren?
Sangsari: Es gibt bei dem Messenger diverse Beispiele von intersektoralen Netzwerken, in denen sich Fachspezialisten austauschen, etwa um die neusten Erkenntnisse aus der Forschung zu teilen oder einheitliche Standards festzulegen. Wir helfen den Organisationen beim Aufbau dieser Netzwerke, denn jede hat ihre ganz eigenen Bedürfnisse. Die Corona-Krise hat gezeigt, dass es für Mediziner manchmal erforderlich ist, unbürokratisch und schnell über Ländergrenzen hinaus zu kooperieren. In den Niederlanden gibt es darüber hinaus regionale Netzwerke auf dem Messenger, in denen sich Kliniken, niedergelassene Ärzte und Gesundheitsämter zusammenschalten. Diese Netzwerke möchten wir auch in Deutschland etablieren, daher sind wir bereits im Austausch mit deutschen Gesundheitsämtern. Zusätzlich sind wir derzeit in Gesprächen mit der Gematik, um zu prüfen, ob Rahmenbedingungen für Messenger-Dienste innerhalb der Telematikinfrastruktur geschaffen werden können.