Gesundheitspolitik

Warnstufe erreicht – Intensivstationen füllen sich mit immer mehr COVID-19-Patienten – Kliniken benötigen finanziellen Ausgleich

Scheffold: Krankenhäuser fordern auch für Corona-Winter 2021/2022 Sicherheit und Unterstützung

03.11.2021 - „Seit heute gilt die sogenannte Corona-Warnstufe. Sie greift, wenn an zwei Werktagen hintereinander mehr als 250 COVID-19-Patentinnen und -Patienten auf den Intensivstationen in baden-württembergischen Krankenhäusern behandelt werden.

Aktuell sind es nach den Zahlen des DIVI-Intensivregisters 295*. Die Corona-Regeln werden verschärft und wir hoffen, dass dies Wirkung zeigt“, so der Vorstandsvorsitzende der Baden-Würt­tembergischen Krankenhausgesellschaft (BWKG), Heiner Scheffold, zur gegenwärtigen Lage.

„Die aktuelle Situation ist noch zu bewältigen, der Trend ist aber besorgniserregend. Die Prognosen zur Belegung der Intensivstationen zeigen, dass die Zahlen weiter steigen werden. Dann müssen die Krankenhäuser wieder planbare Operationen und Behandlungen verschieben, soweit das medizinisch möglich ist. Das ist alles andere als gut, denn auch diese Menschen sind ernsthaft krank, haben zum Teil langjährige Leidenswege hinter sich und brauchen die Operation oder Behandlung, damit es ihnen besser geht. Das bedeutet großes Leid für diese Menschen und ich appelliere an alle Ungeimpften, sich impfen zu lassen, wenn keine medizinischen Gründe dagegensprechen“, fordert Scheffold. Dies sei auch zur Entlastung des Personals auf den Intensivstationen dringend erforderlich, denn dieses ist nach über 18 Monaten Pandemie zusehends ausgelaugt. Schon Ende der vergangenen Woche hat das Sozialministerium die Krankenhäuser aufgefordert, wieder mehr Intensivbetten für die COVID-19-Patienten vorzuhalten.

„Als der Krankenhausschutzschirm für das Jahr 2021 konstruiert wurde, war man sicher, dass die Kliniken ab diesem Sommer wieder weitgehend unter Normalbedingungen arbeiten können. Tatsächlich dauert die Pandemie nun aber schon viel länger als wir alle gedacht haben. Das hinterlässt Spuren beim Personal, das am Limit arbeitet und reißt tiefe Löcher in die Kassen der Krankenhäuser“, so der Vorstandsvorsitzende, der auch Landrat des Alb-Donau-Kreises ist. Hier sei nun dringend schnelles Handeln der Politik gefordert: So müssten – wie im Frühjahr 2020 – die Pflegepersonaluntergrenzen wieder ausgesetzt werden. Das führe in den Krankenhäusern zu mehr Flexibilität beim Personaleinsatz und weniger Bürokratie. „Darüber hinaus brauchen die Kliniken im Jahr 2021 vom Bund und vom Land Baden-Württemberg finanzielle Hilfen im gleichen Umfang wie in 2020“, so Scheffold weiter. Denn viele Kliniken schreiben aktuell hohe Defizite. Auch für 2022, für das es bisher noch keinerlei Absicherung der Klinikerlöse gibt, müsse zeitnah eine Lösung gefunden werden. „Wer fordert, wieder mehr Intensivbetten für Covid-19 Patienten vorzuhalten, muss auch für eine auskömmliche Finanzierung sorgen“, fordert Scheffold.

„Aus unserer Sicht gilt auch für die neue Bundesregierung das, was der jetzt noch amtierende Bundesgesundheitsminister Jens Spahn im März 2020 versprochen hatte“, betont der Vorstandsvorsitzende. In einem Schreiben an die Krankenhäuser hieß es damals, „dass entstehende wirtschaftliche Folgen für die Krankenhäuser ausgeglichen werden und kein Krankenhaus dadurch ins Defizit kommt“. „Von dieser Zusage sind wir derzeit weit entfernt. Im Gegenteil, man könnte den Eindruck gewinnen, dass das Bundesgesundheitsministerium die Corona-Krise für Krankenhausschließungen auf „kaltem Wege“ nutzt!“, so Scheffold weiter.

*Quelle: https://www.intensivregister.de/#/aktuelle-lage/laendertabelle, 03.11.2021, 9:45 Uhr

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