conhIT
Der Branchentreff für Healthcare IT
Zum dritten Mal trifft sich die Healthcare-IT-Branche vom 20. bis 22. April 2010 zur conhIT in Berlin. Besucher können sich dort über aktuelle Trends von IT im Gesundheitswesen informieren. Über 200 Aussteller haben IT-Lösungen für Kliniken, niedergelassene Ärzte und neue Versorgungsformen im Gepäck. Das Spektrum reicht von der klassischen Klinik-IT über ausgefeilte Abteilungssysteme und Controlling-Werkzeuge bis hin zu modernster Sprachtechnologie und zu Lösungen für die sektorenübergreifende Vernetzung.
Seit dem Amtsantritt der neuen Bundesregierung herrscht im deutschen Gesundheitswesen gespannte Erwartung. Neben der viel diskutierten Reform des Finanzierungsmodells haben Bundesgesundheitsminister Philipp Rösler und Bundeswirtschaftsminister Rainer Brüderle auch deutlich gemacht, dass sie den vor allem im stationären Sektor aufgelaufenen Investitionsstau auflösen möchten. Modernen IT-Lösungen, wie sie bei der conhIT 2010 in großer Zahl vorgestellt werden, kommt hier eine Schlüsselrolle zu: Sie helfen, Effizienzreserven zu heben, und sind außerdem zunehmend unverzichtbar für klinische Abläufen und die Integration von moderner Gerätetechnik.
Abteilungssysteme und klinische Pfade für eine effizientere Versorgung
Gut sichtbar wird das bei modernen Abteilungssystemen, die immer mehr Prozesse in der Intensivstation, in der Radiologie, im Herzkatheterlabor oder im Operationssaal digital abbilden, um die Diagnose, die Therapie oder das Patientenmanagement zu optimieren. So unterstützt das Unternehmen Siemens Healthcare mit seiner neuen Bildbefundungssoftware syngo.via eine schnelle Diagnose radiologischer Bilddaten durch eine automatische Vorbereitung der Fälle und durch Strukturvorschläge für den Befundungsprozess. Das Unternehmen Tomtec Imaging kommt mit seiner multimodalen Plattform Image-Arena nach Berlin, einer Netzwerklösung für die komplette Kardiologie, bei der Modalitäten wie die Echokardiografie, der Herzkatheter oder auch die MRT integriert werden können. Das vereinfacht die Katheterbehandlung, weil der Arzt bei Eingriffen alle relevanten Informationen jederzeit auf einem Bildschirm einblenden kann.
Der sinnvollen Integration klinischer Leistungen im Versorgungsalltag dienen auch klinische Pfade, bei denen indikationsbezogene Versorgungswege definiert und dann in den Informationssystemen hinterlegt werden können. Das Unternehmen Signavio stellt beispielsweise eine neuartige Lösung für die Dokumentation und Analyse von Pfaden auf Basis einer standardisierten Prozessbeschreibungssprache vor. Auch viele Hersteller von Klinikinformationssystemen bieten klinische Pfade als optionale Ergänzung ihrer Softwarelösungen an. So integriert das Unternehmen Tieto klinische Pfade nicht nur in den ärztlichen Arbeitsplatz, sondern auch in die Pflegeplanung. Das verbessert die Kooperation zwischen den Berufsgruppen und verringert zeitraubende Abstimmungsprozesse.
Alles was das Controller-Herz begehrt
Abgesehen vom klinisch tätigen Personal sind Krankenhausverwaltung und speziell medizinisches Controlling eine weitere wichtige Zielgruppe für IT-Lösungen. Die Einführung des DRG-Systems in deutschen Krankenhäusern hat hier für einen erheblichen Schub gesorgt, und entsprechend zahlreich sind die IT-Module für diese Berufsgruppen bei der conhIT 2010. So führt die Software Cibx des Unternehmens Cobixx abrechungsrelevante Daten aus unterschiedlichsten Informationssystemen zusammen und visualiert Patienten-, Betten-, Raum- und Geräteinformationen in einer gemeinsamen Oberfläche. Das hilft dabei, Schwachstellen zu identifizieren und Prozesse und Kostenstrukturen zu optimieren. Auch die Lösung Giscare des Herstellers ESRI ist in der Lage, große und heterogene Datenmengen in dynamischen Kartendarstellungen zusammenzuführen, was dem Controller das Leben erleichtern kann.
Speziell für große Klinikambulanzen oder Medizinische Versorgungszentren entwickelt wurde das Controlling-Tool Vianova Cockpit von MCS, das die interaktive Analyse von Patientenstrukturen, Leistungskennziffern, Fallarten oder Medikamenten erlaubt. Controller interessieren dürfte ferner das Clinical Cockpit des Unternehmens RZV, ein Analysewerkzeug, das Daten des Finanz- und Patientenmanagements sowie klinische Daten unter einem zentralen Management-Cockpit zusammenführt. Auch KIS-Hersteller sind in diesem Segment aktiv, etwa das Unternehmen systema Deutschland mit seiner Business Intelligence-Lösung systema.BI.
Digitale Vernetzung in neuen Versorgungsformen
Neben dem optimalen Überblick über Leistungen und Patientenstruktur ist die effektive Zusammenarbeit mit den zuweisenden Ärzten der zweite Eckpfeiler für eine erfolgreiche Klinik. IT-Unternehmen können diese Kooperation gezielt unterstützen. So stellt Isoft mit dem Isoft-Portal eine webbasierte Integrationslösung vor, die die Grenzen klassischer KI-Systeme und Praxis-EDV-Systeme überwindet. Im ambulanten Bereich sorgt die Lösung comdoxx von medatixx für eine effektive, aber dennoch rein dezentrale Vernetzung zwischen kooperierenden Einrichtungen.
Telemedizin für eine kontinuierliche Überwachung
Noch einen Vernetzungsschritt weiter gehen Unternehmen, die Lösungen für die digitale Überwachung von und Kommunikation mit Patienten in den eigenen vier Wänden anbieten. Solche telemedizinischen Lösungen werden nicht nur zunehmend von Krankenkassen nachgefragt. Sie lassen sich dank internationaler Standards wie Continua und IHE auch zunehmend besser an die existierenden Kommunikationsinfrastrukturen anbinden. Philips Healthcare stellt in diesem Zusammenhang mit Motiva eine TV-basierte Plattform für die integrierte, telemedizingestützte Versorgung vor, die ein langfristiges Patientenmanagement ermöglicht. Für die Integration von Vitaldatenmessgeräten und Klinikinformationssystemen will unter anderem das Unternehmen Prisma sorgen, das mit MDS3 eine auf ISO 11073 basierende Integrationslösung entwickelt. Ebenfalls mit Telemedizin punkten möchte das Fraunhofer-Institut ISST, das bei der conhIT ein Telemedizin-Repository vorstellt, einen modularer Baukasten, mit dem telemedizinische Dienste je nach Bedarf „zusammengesteckt" werden können.