IT & Kommunikation

Telemedizinisches Tumorboard

Enge Abstimmung bei der Behandlung von Krebspatienten

21.06.2010 -

Mit einem sogenannten telemedizinischen Tumorboard - einer regelmäßigen Ärztekonferenz - sichern das Universitätsklinikum Carl Gustav Carus und das Kreiskrankenhaus Freiberg die fachübergreifende, individuelle Behandlung von krebskranken Patienten nun auch außerhalb der Dresdner Hochschulmedizin.

Mit den wöchentlichen Besprechungen von Patienten des Freiberger Krankenhauses wird ein zentrales Element des „Nationalen Krebsplans" der Bundesregierung erfüllt. Der Plan fordert, dass Krebspatienten ungeachtet ihres Wohnorts auf dem modernsten Stand der medizinischen Wissenschaft behandelt werden können. Hierzu bedarf es einer engen fachübergreifenden Abstimmung aller für eine Behandlung notwendigen Ärzte. Mit dem zwischen Dresden und Freiberg etablierten Tele-Tumorboard ist es auch möglich, bereits zu Beginn der Behandlung Disziplinen in die Planung einzubeziehen - etwa die Strahlentherapie -, die das Freiberger Kreiskrankenhaus selbst nicht vorhalten kann.

In der Startphase des telemedizinischen Tumorboards setzen sich die Ärzte beider Krankenhäuser einmal pro Woche zusammen, um die Diagnose und Therapie von Freiberger Krebspatienten zu besprechen. Dazu braucht sich keiner der Beteiligten ins Auto zu setzen: Dank der telemedizinischen Infrastruktur wird eine Liveübertragung geschaltet, bei der sich die Beteiligten nicht nur hören und sehen, sondern sich gegenseitig auch Röntgenbilder, MRT-Aufnahmen und elektronische Krankenakten zeigen können. „Mit dem Start des telemedizinischen Tumorboards stoßen wir zu einer neuen Dimension der Hochleistungsmedizin vor. Statt unser Wissen im Elfenbeinturm zu horten, geben wir es im Sinne der Patienten an die Fachkollegen der regionalen Krankenhäuser weiter", sagt Prof. Michael Albrecht. Der Medizinische Vorstand des Universitätsklinikums ist zugleich Sprecher der Gesundheitsregion Carus Consilium Sachsen (CCS), die den Aufbau der telemedizinischen Kooperation organisierte. „Die Etablierung eines telemedizinischen Tumorkonsils zwischen dem UniversitätsKrebszentrum und dem Krankenhaus Freiberg wird eine Pilotfunktion für ganz Sachsen haben. Damit können wir langfristig sicherstellen, dass die Qualität der medizinische Versorgung nicht davon abhängt, ob ein Patient in Dresden, im Erzgebirge oder in der Oberlausitz wohnt. Denn mit solchen Netzwerken, wie sie heute zwischen Dresden und Freiberg entstehen, wird medizinisches Know-how, das notwendigerweise an Zentren wie dem Uniklinikum entwickelt werden muss, jederzeit und überall in Sachsen zur Verfügung stehen", sagt die Sächsische Staatsministerin für Soziales, Christine Clauß. Das Ministerium förderte den Aufbau der telemedizinischen Infrastruktur mit einem fünfstelligen Eurobetrag.

Mit der Etablierung des krankenhausübergreifenden Tumorboards unterstreicht das Universitäts KrebsCentrum (UCC) seine Rolle als „Onkologisches Spitzenzentrum" - eine Auszeichnung, die von der Deutschen Krebshilfe nur elf Mal verliehen wurde. Damit verbunden ist die Verpflichtung, die Tumorpatienten in enger interdisziplinärer Zusammenarbeit zwischen spezialisierten Ärzten verschiedener Fachrichtungen und anderen medizinischen Berufsgruppen zu behandeln. Nachdem dieser Anspruch seit mehreren Jahren in der alltäglichen Krankenversorgung des Uniklinikums erfüllt wird, gehen die Krebsexperten nun einen Schritt weiter: „Die jetzt mit Freiberg gestarteten Telekonferenzen ermöglichen dem Freiberger Krankenhaus, rasch mit den Experten des UCC in Verbindung zu treten sowie Diagnostik und Therapie gemeinsam abzuklären. Falls spezielle Verfahren angewendet werden müssen, kann eine Verlegung ins Universitätsklinikum erfolgen. Angestrebt wird aber wenn immer möglich eine heimatnahe Versorgung auf höchstem Niveau", erklärt Prof. Gerhard Ehninger, Geschäftsführender Direktor des Universitäts KrebsCentrums.

Das ist auch das erklärte Ziel des Kreiskrankenhauses Freiberg: „Einerseits möchten wir unseren Patienten - insbesondere den Krebspatienten - eine heimatnahe Behandlung bieten. Gleichzeitig müssen die dafür notwendigen Therapien auf höchstem Niveau und gemäß internationalen Standards erfolgen. Dazu dient unser neuer Konferenzraum, in dem das interdisziplinäre Tele-Tumorboard stattfindet. So können wir hier in Freiberg auch mit Experten aus Fachdisziplinen sprechen, die vor Ort nicht tätig sind, wie zum Beispiel Strahlentherapeuten", sagt PD Dr. Hans Bödeker, Chefarzt der Klinik für Innere Medizin am Kreiskrankenhaus Freiberg. Das Tele-Tumor¬board erlaube dem Krankenhaus auch in Zeiten sehr knapper Kassen Patienten dank intelligenter Nutzung moderner Technik optimal zu versorgen. Mit dieser innovativen Form der Zusammenarbeit übernimmt das Freiberger Kreiskrankenhaus zugleich die wesentlichsten Qualitätskriterien, die für das Onkologische Spitzenzentrum bereits verpflichtend sind. Die im Rahmen der Tele-Tumorboards gefällten Therapieentscheidungen bieten dadurch auch für Freiberger Patienten ein Höchstmaß an Transparenz und Patientensicherheit. Dies zeigt sich beispielsweise an der strukturierten online-Dokumentation, die unter anderem die Entscheidungen des Tumorboards und Verlauf der Therapie enthält. Diese dient auch der wissenschaftlichen Auswertung der Behandlungsergebnisse. Ziel ist unter anderem, die Therapien weiter zu optimieren.

Damit auch Patienten aus dem Einzugsgebiet weiterer regionaler Krankenhäuser von dem Wissenstransfer der Dresdner Universitätsmedizin profitieren, ist die Gesundheitsregion Carus Consilium Sachsen maßgeblich an neun Projekten zum Ausbau der Telemedizin beteiligt, wovon das krankenhausübergreifende Tumorboard eines der Schwerpunktprojekte ist. „Die Telemedizin leistet einen wichtigen Beitrag, eine wohnortnahe Versorgung der Einwohner der Gesundheitsregion Carus Consilium Sachsen zu gewährleisten. Denn bei der Versorgung von Patienten mit seltenen oder sehr schweren Erkrankungen verzeichnen wir zwischen den Ballungszentren und den ländlichen Regionen ein starkes Ungleichgewicht. Das betrifft die Ausstattung an Geräten sowie die ärztliche Expertise. Die Telemedizin ist daher eine wichtige Facette in der Gesundheitsregion, um diese räumlichen Distanzen zu überwinden", sagt CCS-Geschäftsführerin Prof. Andrea Morgner. Mit dem erfolgreich gestarteten Modell des Tele-Tumorboards sei der Grundstein für eine flächendeckende Anbindung weiterer Partner in der Gesundheitsregion gelegt.

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