Medizin & Technik

Kongress Gesundheitskommunikation: Ergebnisqualität als Entscheidungskriterium für die Krankenhaus-Wahl

31.01.2011 -

Der 2. Kongress Gesundheitskommunikation führte im Februar im Berliner Virchow-Klinikum der Charité Experten zu einem Informations- und Erfahrungsaustausch zusammen. Neben neuen Formen von Patienteninformation und Kommunikation zwischen den Akteuren im Gesundheitswesen stand die Ergebnisqualität als Steuerungs- und Marketinginstrument für das Krankenhausmanagement im Mittelpunkt von Vorträgen und Diskussionen. Da zunehmend Klinik-Führer und Krankenhaus-Portale im Internet zur Grundlage der Krankenhaus-Wahl gemacht werden, wird die Information über medizinische Qualität und Patientenzufriedenheit immer wichtiger.

Die Weisse Liste, das Internetportal zur bundesweiten Kliniksuche der Bertelsmann Stiftung und der Dachverbände der größten Patienten- und Verbraucherorganisationen, ist mit 10.000 täglichen Besuchern deutlicher Marktführer. Die in diesem Portal angezeigten Qualitätsdaten basieren auf den XML-Versionen der Krankenhaus-Qualitätsberichte. Diese maschinenlesbaren Versionen enthalten für die einzelnen Fachabteilungen oder Organisationseinheiten der Kliniken Daten zu mindestens 80 % aller Hauptdiagnosen (ICD) sowie Prozeduren (OPS). Sie sind damit deutlich umfangreicher als die bisher öffentlich zugänglichen PDF-Versionen der Qualitätsberichte. Die Kliniken haben durch diese erweiterte Datenbasis den Vorteil, dass sie bei der Suche nach bestimmten Diagnosen oder Prozeduren wesentlich häufiger gelistet werden. Eine wünschenswerte Einbeziehung von Patientenbewertungen ist bislang erst geplant. Um valide Daten zu erhalten, ist die Gestaltung der Fragebögen und Befragungsmodalitäten entscheidend. Erst Befragungen einige Wochen nach dem Klinikaufenthalt und mit einer Rücklaufquote von über 50 % sind aussagekräftig. Als entscheidend für die Klinikbewertung durch die Patienten hat sich übrigens die Einschätzung des Arzt-Patienten-Verhältnis erwiesen. Erreicht das Krankenhaus dabei positive Werte, ist auch die Weiterempfehlungsrate hoch.

Klinikführer der TK

Der Klinikführer der Techniker Krankenkasse (TK) greift auch auf Bewertungen seiner Versicherten zurück. Die Kasse hat dazu 170.000 seiner 7,2 Mio. Versicherten befragt, die in einem von 230 ausgewählten Krankenhäusern behandelt wurden. Ermittelt wurde u. a. die Zufriedenheit mit dem Behandlungsergebnis, der medizinisch- pflegerischen Versorgung sowie der Organisation und Unterbringung. Ergänzt werden die Daten mit Angaben über die Ausstattung der Häuser sowie über die Anzahl von Operationen und anderen Behandlungen. Die Kasse hat diese Daten in laienverständliche Sprache „übersetzt“. Das vereinfacht es, sich über Behandlungsmöglichkeiten zu informieren. Weicht ein Krankenhaus vom vorgegebenen Qualitäts-Referenzbereich ab, erhält es im „Strukturierten Dialog“ Gelegenheit, einem Fachgremium diese Abweichung zu erläutern. Gelingt ihm dies, z. B. weil es besonders viele schwere Fälle behandelte, wird ihm dennoch gute Qualität attestiert. Gelingt es ihm nicht, wird es entweder im kommenden Jahr erneut geprüft oder als medizinisch auffällig eingestuft. Der TK-Klinikführer macht diese Abstufung mit grünen, gelben und roten Markierungen sichtbar. Werden keine Daten abgebildet, so kann dies u. a. daran liegen, dass der „Strukturierte Dialog“ nicht abgeschlossen war, als das Krankenhaus seine Daten veröffentlichte. In diesen Fällen wurde die Angabe von Daten zur Ergebnisqualität ausgeschlossen.

Indikatoren bei den Helios Kliniken

Die im Krankenhaus ermittelten Qualitätsindikatoren können keine Information darüber geben, wie sich ein Krankheitsbild nach der Entlassung entwickelt hat. Die Helios Kliniken entwickelten daher parallel mit dem AOK Bundesverband und dem Wissenschaftlichen Institut der AOK Indikatoren zur Langzeit-Ergebnisqualität, die sich aus den vorhandenen Routinedaten der Krankenkassen ableiten lassen. Die Kliniken veröffentlichten die ihre Häuser betreffenden Berichte im Internet. Die von HELIOS und der AOK entwickelten QSR-Kennzahlen verändern die Qualitätsinformationen entscheidend: erstmals stehen für schwere, risikoreiche Krankheitsbilder mit hoher Prävalenz Informationen über die eingesetzten Behandlungsverfahren und die standardisierte 30-Tage-, 90-Tage- und 1-Jahressterblichkeit routinemäßig zur Verfügung, unabhängig davon, ob der Patient in der erstbehandelnden Klinik, nach Verlegung oder nach Entlassung verstorben ist.

Für Operationen wird erkennbar, ob in standardisierten Zeitabständen schwere Komplikationen auftraten oder gar Reoperationen erforderlich wurden, auch dann, wenn die Komplikationen von anderen als der erstbehandelnden Klinik zu versorgen waren. Da das Verfahren auf vorhandenen Daten beruht, ist zudem kein zusätzlicher Erfassungsaufwand erforderlich. Das System umfasst acht Krankheitsbilder bzw. Operationen (so sind 30 % der Behandlungen abgedeckt, mehr als bei der BQS-Erfassung). Dieses medizinische Qualitätsmanagementsystem hat bei den Helios Kliniken zu deutlichen Qualitätsverbesserungen geführt, die Sterblichkeitsrate ist bei den erfassten Behandlungen zwischen 10–30 % unter dem Bundesdurchschnitt. Bei diesem Erfolg wundert es allerdings, dass die Klinik-Informationen hier keine Ergebnisse von Patientenbefragungen enthalten. 22 Dr. Jörg Raach, Berlin

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