Medizin & Technik

Deutsche Gesellschaft für Hämatologie und Onkologie zertifiziert Onkologische Zentren

28.08.2011 -

Deutsche Gesellschaft für Hämatologie und Onkologie zertifiziert Onkologische Zentren. Auf ihrer ersten Frühjahrstagung vom 17. bis 19. April in Berlin stellte die Deutsche Gesellschaft für Hämatologie und Onkologie (DGHO) das Potential neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse in Diagnostik und Therapie von Krebserkrankungen vor. 300 Hämatologen und Onkologen diskutierten Lösungen, wie die Versorgungsqualität für Tumorpatienten in Deutschland erhalten und verbessert werden kann. Neben der Einrichtung und Zertifizierung Onkologischer Zentren ging es auch um die Finanzierung neuer Therapieoptionen und nicht-kommerzieller klinischer Studien. Zudem wurde erneut auf die fehlende flächendeckende Meldepflicht hingewiesen. Ein nationales Krebsregister ist in Deutschland aufgrund fehlender Regelungen großer Bundesländer wie Bayern und Baden- Württemberg immer noch nicht möglich, die Durchführung von internationalen Studien wird so deutlich erschwert.

Die Zahl der Krebsneuerkrankungen wächst stetig, gleichzeitig werden die finanziellen Ressourcen knapper. Laut einer aktuellen Erhebung des Robert-Koch-Instituts erkranken rund 436.000 Menschen in Deutschland jährlich neu an Krebs; allein in Berlin sind in den letzten drei Jahren mehr als 50.000 Männer und Frauen betroffen. Gleichzeitig ist gerade in der Onkologie in den nächsten Jahren mit großen Fortschritten in Diagnostik und Therapie zu rechnen Rund 200 neue Wirkstoffe sind in der klinischen Entwicklung. „Zum Wohle der Patienten ist die rasche Umsetzung innovativer Therapien und die Finanzierung sowie die enge Verzahnung zwischen ambulantem und stationärem Sektor zwingend notwendig“, erklärte Prof. Gerhard Ehninger, geschäftsführender Vorsitzender der DGHO.

Onkologische Zentren

„Um auch in Zukunft Krebspatienten eine optimale Versorgung zu gewährleisten, müssen Fachgrenzen gesprengt und die Trennung der Versorgungssektoren aufgehoben werden“, betonte Prof. Mathias Freund, Sekretär der DGHO. Die Fachgesellschaft ist hier einen Schritt voraus, denn sie zertifiziert als erste Fachgesellschaft seit dem vergangenen Jahr multidisziplinäre Onkologische Zentren, in denen Patienten unter Federführung eines Spezialisten therapiert werden: Neben einer komplexen kurativen Behandlung werden hier auch die psychosoziale Betreuung und Rehabilitation der Patienten sowie die Palliativmedizin miteinbezogen. „Nur so können wir der Krebserkrankung als Erkrankung des ganzen Menschen an Körper und Seele, und nicht nur eines einzelnen Organs, gerecht werden und entsprechend ganzheitlich behandeln“, so Freund weiter.

Bislang hat das Zertifizierungsteam 14 Zentren begangen. Acht Zentren sind schon zertifiziert (siehe die aktuelle Liste unter www.okologische- zentren.de). Auch angesichts immer knapper werdender finanzieller Mittel stellen Onkologische Zentren eine sinnvolle Lösung dar, um dem stark steigenden Bedarf nach einer flächendeckenden, ganzheitlichen und multidisziplinären onkologischen Versorgung in der Bevölkerung gerecht zu werden. Die DGHO geht von 250 Zentren als Ziel für diese flächendeckende Versorgung in Deutschland aus. Im Idealfall, so Freunds visionäre Vorstellung, müssten Onkologische Zentren langfristig mit eigenem Budget versehen werden.

Beispiel Berlin-Spandau

Eines der bereits erfolgreich durch die DGHO zertifizierten Zentren ist das Onkologische Zentrum Nord am Vivantes Klinikum Spandau. Hier wird seit drei Jahren eine dauerhafte Kooperation und Integration von allen direkt oder indirekt an der Therapie beteiligten Ärzten transparent organisiert. „Wir sind stolz darauf, dass unsere Arbeit in lokalen Netzwerken und multidisziplinären Teams gut funktioniert, sodass unsere Patienten von dem hohen medizinischen Niveau und der Kontinuität der Ansprechpartner profitieren können“, so Prof. Ernst Späth-Schwalbe, Chefarzt der Klinik für Innere Medizin, Hämatologie und Onkologie am Vivantes Klinikum Spandau.

Die entsprechenden Belegzahlen haben sich seit Einrichtung des Onkologischen Zentrums um 30 % erhöht. Die Organisationsform des „Tumorzentrums Vivantes“ mit regelmäßigen Tumorkonferenzen, zehn Organgruppen (von „Gastrointestinalen und endokrinen Tumoren“ bis „Urogenitalen Tumoren“) und einer Onkologiekommission, die Konzepte und Strategien zu Diagnostik und Therapie festlegt, hat sich bereits bewährt. Auch eine Kooperation mit niedergelassenen Onkologen wird praktiziert. Allerdings gibt es dabei generell Probleme bei der Datenübertragung.

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