Gesundheitsökonomie

Wissen vernetzen heißt Forschung beschleunigen - Ein Interview mit Prof. Madjid Samii

25.02.2013 -

Wissen vernetzen heißt Forschung beschleunigen - Ein Interview mit Prof. Madjid Samii. Prof. Madjid Samii gilt als einer der Top-Spezialisten, wenn es um komplizierte Eingriffe am Gehirn geht.
Über 15 Bücher und Buchbeiträge und 400 Originalpublikationen gehen auf sein wissenschaftliches Konto.
Er begleitet Ämter in zahlreichen in- und ausländischen Fachgesellschaften, hält Mitgliedschaften in wissenschaftlichen Beiräten, viele Ehrenprofessuren und Ehrendoktorwürden.
Bereits 1988 wurde ihm das Bundesverdienstkreuz für besondere Verdienste um die wissenschaftliche und praktische Entwicklung in der Neurochirurgie verliehen. Management & Krankenhaus sprach mit Prof. Samii, dem Präsident und Gründer des International Neuroscience Institute (INI) in Hannover.

M & K: Prof. Samii, geben Sie uns kurz einen Überblick über Ihre Arbeit, und was führte Sie zur Neurochirurgie?
M. Samii: Das Gehirn ist das allergrößte Geheimnis der Schöpfung im menschlichen Körper, und jede Erkrankung innerhalb des Gehirns kann den Menschen aus dem normalen Leben herausreißen.
Deshalb hat die Neurochirurgie die Aufgabe, sich mit Erkrankungen des Gehirns zu beschäftigen und trotz komplizierter Zusammenhänge im Gehirn die Menschen von Tumoren und anderen möglichen Veränderungen zu befreien.
Mich fasziniert die Behandlung dieses Organs, weil die Hirnforschung keine Grenzen aufzuweisen scheint und man deshalb immer davon ausgehen kann, dass die neuen Erkenntnisse viele Wege zu einer besseren Behandlung des Gehirns ermöglichen.
Nun kurz in Zahlen zu meinem medizinischen Spektrum:
Ich habe insgesamt über 20.000 neurochirurgische Operationen persönlich durchgeführt.
Davon ca. 6.000 Eingriffe an der Schädelbasis mit 3.000 Operationen eines Akusticusneurinoms,
• über 2.000 Operationen peripherer Nerven (einschließlich Plexus brachialis und Fazialisparesen),
• über 8.000 Eingriffe an Wirbelsäule und Rückenmark (Tumore, Verletzungen, Bandscheiben, Syringomyelie),
• über 2.000 Operationen von Hirnaneurysmen, Hirngefäßmissbildungen, vaskuläre Dekompressionsoperationen.
Über 600 neurochirurgische Eingriffe aus dem gesamten Spektrum der Neurochirurgie führe ich heute noch jährlich durch.

M & K: Das International Neuroscience Institute, „INI“, dessen Präsident und Ärztlicher Direktor Sie sind, gilt als etwas ganz Besonderes – was mit Sicherheit Ihrem Verdienst zuzuschreiben ist.
Können Sie uns kurz das „Besondere“ dieser Institution zusammenfassen?
M. Samii: In der niedersächsischen Landeshauptstadt Hannover entstand im Jahr 2000 mit dem International Neuroscience Institute (INI) eine international führende Klinik und Forschungseinrichtung zur Diagnostik und Behandlung von Erkrankungen des Gehirns, der Wirbelsäule und des Rückenmarks sowie der peripheren Nerven.
 Die Architektur des INI ist einzigartig und bildet in der Form die Umrisse des menschlichen Gehirns ab. Eine ähnliche, runde Glasstahlkonstruktion stellt die City Hall in London dar.
Die Innenausstattung des INI weist einen gehobenen hotelähnlichen Komfort auf, der den Patienten oftmals vergessen lässt, dass er sich in einem Krankenhaus befindet.
Die Klinik ist mit modernster medizinischer Ausrüstung ausgestattet.
 Sie verfügt über 100 Betten, zwölf Intensivstationsbetten, sechs Operationssäle, einen 1,5 Tesla- und einen 3 Tesla-Kernspintomographen, einen Computertomographen, zwei hochmoderne Angiographieeinheiten sowie ein Gamma Knife.
 Unter meiner Leitung bieten im INI international renommierte Ärzte alle Möglichkeiten moderner Neuromedizin an, insbesondere der Neurochirurgie, Neurostrahlentherapie und Neuroradiologie in Diagnostik und Therapie.

M & K: Haben DRGs Einfluss auf Ihre Arbeit?
 M. Samii: Das INI ist eine Privatklinik, deshalb werden die Behandlungskosten grundsätzlich nur durch Privatversicherungen erstattet.
Wir bemühen uns jedoch schon seit langem, das INI auch für Kassenpatienten zu öffnen.
 Deswegen machen wir den Kassen der gesetzlich versicherten Patienten das Angebot, die Behandlungskosten auf DRG-Basis abzurechnen. So entstehen den Kassen keine zusätzlichen Kosten im Vergleich zur Behandlung in einem „normalen" Krankenhaus.
 Wir hoffen, dass die Krankenkassen in medizinisch begründeten Einzelfällen nun auch die Kosten für die nicht privat versicherten Patienten übernehmen.

M & K: Mit welchen neuen Methoden behandeln Sie Ihre Patienten?
Nutzen Sie dabei revolutionäre, besonders innovative Technik?
 M. Samii: Das INI verfügte als eine der ersten Kliniken bereits zur Eröffnung im Jahr 2000 über einen 3 Tesla- Kernspintomographen.
 Mit diesem Gerät kann man die Anatomie und den Erkrankungsherd besonders deutlich und genau darstellen.
 Hierdurch wird die Präzision des neurochiurgischen Eingriffs erhöht und die Operation kann für den Patienten ungefährlicher und besser durchgeführt werden.
Das INI verfügt darüber hinaus über eine Angiograhieeinrichtung innerhalb des Operationsbereiches, wodurch ein Radiologe und der Neurochirurg gleichzeitig einen Patienten behandeln können.
 Dies ist für bestimmte Hirntumoroperationen, aber auch bei Gefäßmissbildungen von großem Wert, und die technische Einrichtung in dieser Form ist wahrscheinlich weltweit einmalig.
 Für dieses Jahr planen wir die Inbetriebnahme eines offenen Kernspintomographen im Operationsbereich.
So kann der Chirurg während des gesamten Eingriffs die Position der Instrumente im Gehirn und den Fortschritt der Operation verfolgen.
Die Sicherheit für den Patienten wird erhöht, das Operationsergebnis verbessert. Das INI wird auch hier eine weltweit führende technologische Innovation in Betrieb nehmen.

M & K: Wie stehen Sie zur modernen Bildgebung, nutzen Sie RIS, um sich mit Kollegen auszutauschen?
 M. Samii: Das INI verfügt über ein Pacs-System, welches wir zur Archivierung und Bildverteilung im Haus benutzen.
 So kann der Chirurg während einer OP über das Intranet MRT- oder CT-Daten ansehen, dabei auch interaktiv dreidimensionale Modelle aus verschiedenen Blickrichtungen oder sog. dynamische Untersuchungen, wie Liquorflussstudien, betrachten.
Auch nutzen wir die Möglichkeit der elektronischen Bilddatenübertragung für die Beratung ausländischer Ärzte oder auch deutscher Kollegen, die mir ihre Patienten zur Frage der Operation vorstellen.

M & K: Sie sind Träger unzähliger Preise und Auszeichnungen, haben weltweit Gastprofessuren inne.
Gibt es ein Ziel, das es für Sie noch zu erreichen gilt?
 M. Samii: Ja, natürlich, ich möchte alles daran setzen, das von uns erreichte Wissen über die klinischen Neurowissenschaften möglichst schnell weltweit weiterzugeben, damit alle Menschen mit gleicher Qualität diagnostiziert und behandelt werden können.

www.ini-hannover.de

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