Nutzen von Kardio-MRT-Untersuchungen in der täglichen Klinik
05.05.2014 -
Nach wie vor stellt die koronare Herzerkrankung in Deutschland die Hauptursache für Todesfälle, Krankenhausaufenthalte sowie Invalidität dar. Aufgrund der demografischen Entwicklung ist in den nächsten Jahren mit einem weiteren Anstieg an Patienten und damit Kosten für das Gesundheitssystem zu rechnen. Eine frühzeitige Erkennung und noch besser ein frühzeitiger sicherer Ausschluss einer koronaren Herzerkrankung ist daher wünschenswert.
Derzeit erfolgen fast 900.000 invasive kardiologische Untersuchungen (mit Herzkathetern) pro Jahr in Deutschland. Bei über der Hälfte handelt es sich um diagnostische Eingriffe ohne nachfolgende Intervention oder Operation. Dies ist dem erhöhten Bedarf des sicheren Nachweises/Ausschlusses einer potentiell bedrohlichen Herzerkrankung geschuldet. Eine für den Patienten schonende Alternative und damit eine Möglichkeit, die Anzahl rein diagnostischer Herzkatheter zu reduzieren, stellt die Durchführung einer Stress-Kardio-MRT-Untersuchung dar.
Da in einer Kardio-MRT-Untersuchung umfassend viele kardiologische Fragestellungen beantwortet werden können, werden für den Patienten unnötige sowie für das Gesundheitssystem kostenintensive Untersuchungen vermeidbar. Die Kardio-MRT erfolgt strahlungsfrei sowie ohne Verwendung jodhaltiger Kontrastmittel und ist in der dreidimensionalen Darstellung nicht limitiert. Diese Untersuchung kann in ca. 30 Minuten durchgeführt werden.
Die Frage nach Vorliegen einer Minderdurchblutung des Herzmuskels (sog. Ischämie) kann sehr gut im Rahmen einer ambulanten Stress-MRT-Untersuchung geklärt werden. Dies wird auch vor Durchführung einer invasiven kardiologischen Diagnostik in den Leitlinien der europäischen und amerikanischen kardiologischen Gesellschaften empfohlen.
Neben der Kardio-MRT stehen in der täglichen klinischen Praxis auch verschiedene andere nicht-invasive Untersuchungen zur Verfügung (Echokardiografie, nuklearmedizinische Perfusionsuntersuchungen sowie die kardiale Computertomografie (CT)). Alle angeführten Methoden weisen Vor- und Nachteile auf, die im Kontext der für den individuellen Patienten zu klärenden Fragestellung sowie deren Verfügbarkeit und Qualität vor Ort abgewogen werden müssen.
Die Limitation bei der Echokardiografie besteht in der ggf. schlechten Schallbarkeit aufgrund von Adipositas, bei Patienten mit vorbestehenden Störungen der Herzmuskelbewegung in Ruhe, Herzrhythmusstörungen oder Herzschrittmachern.
Die CT-Angiografie der Koronararterien kann derzeit die hämodynamische Relevanz von Koronarstenosen nicht ausreichend erfassen. Zusätzlich ist der Einsatz von jodhaltigem Kontrastmittel sowie teilweise sehr hoher Strahlendosen notwendig (ca. 6 bis 8-Faches der jährlichen Strahlenbelastung).
Im direkten Vergleich zu anderen nicht-invasiven Methoden besteht mit der Kardio-MRT die einzigartige Möglichkeit, simultan morphologische und funktionelle Veränderungen des Herzmuskels in Ruhe sowie unter pharmakologischer Belastung mit sehr hoher räumlicher und zeitlicher Auflösung zu erfassen. Aus den genannten Gründen bietet sich in der klinischen kardialen Diagnostik für Patienten aller Altersgruppen (auch Neugeborene) gerade die kardiale MRT als Referenz-Verfahren an. Dies spiegelt sich in einer jährlich weltweit steigenden Zahl von Untersuchungen und Indikationserweiterungen wider.
Eine einschlägige Konsensusempfehlung zur Herzbildgebung, von Kardiologen und Radiologen gemeinsam verfasst, ist in der Fachzeitschrift Der Kardiologe, herausgegeben von der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie, 2012 erschienen.
Bei Patienten mit akutem Herzinfarkt kann die Kardio-MRT wichtige Daten zur Risikostratifizierung und Prognoseabschätzung liefern. Auch wenn schon einmal ein Herzinfarkt überlebt wurde, kann im weiteren Verlauf eine pharmakologische Belastungsuntersuchung zum Ausschluss einer Gefährdung durch ischämierelevante Verengungen (Stenosen) der Herzkranzgefäße erfolgen. Mehrere unabhängige Studien konnten bei unauffälligen Untersuchungen, d. h. Befunden ohne neue Durchblutungsstörungen, einen unbeeinträchtigten Verlauf nachweisen.
In einer kürzlich erschienen Untersuchung konnte darüber hinaus gezeigt werden, dass die Anwendung der Kardio-MRT bei Patienten mit akutem Herzinfarkt die Kosten für das Gesundheitswesen deutlich reduzieren kann. Des Weiteren gibt es erste Daten (auch für Deutschland), die eine signifikante Kostenersparnis nach Durchführung eines Kardio-MRT auch für Patienten mit Verdacht auf Vorliegen einer KHK oder stabiler KHK im Langzeitverlauf nachweisen.
Insbesondere bei jüngeren Patienten kann bei ähnlichen Beschwerden mithilfe des Kardio-MRT nicht nur eine Herzmuskelentzündung von einem akuten Herzinfarkt, sondern auch zwischen akuter und abgelaufener Herzmuskelentzündung unterschieden werden. Da die Methode ohne Röntgenstrahlung arbeitet, können problemlos Verlaufsuntersuchungen zur Therapiekontrolle durchgeführt werden.
Seit Kurzem werden MRT-taugliche Schrittmachersysteme angeboten. Auch bei diesen Patienten kann unter Einhaltung bestimmter Sicherheitsvorkehrungen eine Kardio-MRT-Untersuchung zur Beurteilung der Bewegung des Herzmuskels sowie der Abschätzung von Narbengewebe erfolgen. Natürlich auch alle sonst indizierten MRT-Untersuchungen anderer Körperregionen.
Zusammenfassung
Seit nunmehr 20 Jahren wird die Kardio-MRT mittlerweile nicht nur an spezialisierten Zentren, sondern auch zunehmend an regulären Krankenhäusern und Praxen durchgeführt. Aufgrund der hohen Zahl an Patientenuntersuchungen sowie den ersten Ergebnissen großer klinischer Studien konnte der hohe prognostische Wert einer Kardio-MRT-Untersuchung, insbesondere bei Patienten mit dem Verdacht oder schon bestehender koronarer Herzerkrankung, gezeigt werden. Eine weitere Ausweitung der klinischen Anwendung in den nächsten Jahren ist zu erwarten. Erste Studien zeigten bereits eine Kostenersparnis bei Anwendung der Kardio-MRT nicht nur bei Durchführung der Untersuchung, sondern auch im Langzeitverlauf im Vergleich zur alleinigen Durchführung einer Herzkatheteruntersuchung.
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