IT & Kommunikation

Digitale Prozesse in der Kardiologie

08.03.2019 -

Die nicht bildgebende Funktionsdiagnostik, wie Belastungs- und Langzeit-EKG oder Langzeit-Blutdruckmessung, fristet in kardiologischen Abteilungen oftmals noch ein Schattendasein. Dementsprechend segelte sie lange Zeit eher unter dem Radar der digitalen Weiterentwicklung. Das führte dazu, dass in vielen Einrichtungen der Papierausdruck vorherrscht und zur Befundung verteilt werden muss. Dort, wo bereits digital gearbeitet wird, fehlt es oftmals an der Abbildung des gesamten Prozesses. Kurzum: „Wir als IT-Anbieter mit medizintechnischem Hintergrund finden in der Regel sehr heterogene Strukturen vor“, so Rüdiger Wolf-Sebottendorff, Business Development Manager Healthcare IT bei custo med in Ottobrunn.

M&K: Wie begegnen die Einrichtungen diesem Dilemma?
Rüdiger Wolf-Sebottendorff: Es zeigen sich zwei Ansätze. Entweder wird versucht, die bestehenden Systeme über Schnittstellen in eine neue Ebene zu integrieren und zu digitalisieren, oder – und dieses Vorgehen empfehlen wir – es fällt eine strategische Entscheidung für ein einheitliches, zentrales Informationssystem mit einer tiefen Anbindungsmöglichkeit in die klinischen Prozesse.

Ein dritter Weg wäre, die Kurven einzuscannen.
Wolf-Sebottendorff: Ja, aber Diagnostik auf Papier ist eine Einbahnstraße. Nur die digitale, strukturierte Verfügbarkeit von Daten ermöglicht integrierte, zukunftsweisende Analyse- und Befundungsverfahren.

Welche Anforderungen muss eine integrierte Plattform, wie von Ihnen propagiert, erfüllen?
Wolf-Sebottendorff: Gerade in der EKG-Diagnostik mit hohen Untersuchungszahlen ist Geschwindigkeit ein kritischer Faktor. Der Arzt will schnell befunden können. Daher müssen IT-Systeme neben dem Datenmanagement und der Workflowunterstützung einen tiefen Blick in die diagnostischen Prozesse gewährleisten.
Darüber hinaus müssen die Informationen klinikweit allen Anwendern in den übergeordneten Informationssystemen schnell zur Verfügung stehen. Hilfreich ist auch, ein breites Untersuchungsspektrum abzudecken, um die Anzahl der Subsysteme und Schnittstellen zu reduzieren. Nichtsdestotrotz müssen unter ökonomischen Gesichtspunkten bestehende Systeme eingebunden werden können.

Wie definiert sich custo med als Unternehmen?
Wolf-Sebottendorff: Wir sind in den 1980er Jahren als Hersteller innovativer Langzeit-EKG-Systeme groß geworden. Im folgenden Jahrzehnt haben wir uns der softwaregestützten Darstellung und Analyse von Herz-Kreislauf-Signalen auf Standard-PC-Komponenten gewidmet. Heute entwickeln wir als mittelständisches Unternehmen Softwarelösungen, bleiben aber weiterhin auch Medizintechnikhersteller. Bei uns gibt es kein Entweder-oder.

Was sind jetzt die Stärken ihrer Plattformlösung?
Wolf-Sebottendorff: Wir bieten mit custo diagnostic ein einheitliches Konzept über alle Untersuchungsarten an, ohne Brüche im Workflow, zuverlässig, leicht zu bedienen und einheitlich für alle Anwender. Das reduziert den Schulungsaufwand und minimiert die Anzahl der Systeme.
Wir machen keine Kompromisse im digitalen Prozess. Auch Notfall- oder Spontan-EKGs können wir digital in den Prozess integrieren. Das ist ein Alleinstellungsmerkmal. Bei der Integration von Fremdsystemen setzen wir auf offene Standards wie XML, DICOM, HL7 oder GDT.

Wenn Sie in ein Haus kommen, das von einem analogen auf einen digitalen Workflow umsteigen will, welche Herausforderungen stellen sich Ihnen da?
Wolf-Sebottendorff: Zum Projektstart erfassen wir gemeinsam die vorhandenen Systeme und Prozesse sowie den Digitalisierungsgrad und identifizieren dabei etwaige Lücken im Workflow. Da das oft von der Medizintechnik gesteuert wird, müssen wir herausstellen, dass hinter der Umstellung ein IT-Projekt steckt. Unser Erfolg hängt letztlich vom guten Zusammenspiel zwischen Medizintechnik und IT in den Häusern ab. Diesen Prozess moderieren wir mit all unserer Erfahrung in beiden Welten.

Wie wirkt sich der digitale Workflow auf die medizinischen und klinischen Prozesse aus?
Wolf-Sebottendorff: Alle Informationen sind ubiquitär verfügbar, der Arzt muss nicht vor Ort sein, um das EKG zu befunden. Mediziner sind also flexibler und sparen Zeit, weil sie jederzeit und überall befunden können. Ein weiterer Effekt ist, dass Doppeluntersuchungen vermieden werden können.
Die Administration gewinnt Transparenz in den Prozessen, weil alle Schritte und Maßnahmen nachvollziehbar und dokumentiert sind. Letzteres führt dazu, dass alle Interventionen auch sicher abgerechnet werden können. Nicht zuletzt steigt die Qualität der Prozesse.

Kontakt

Custo Med

Maria-Merian Str. 6
85521 Ottobrunn

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