Der vielseitige Biomarker NT-proBNP: Nicht nur zur Diagnose der Herzinsuffizienz
Der vielseitige Biomarker NT-proBNP: Nicht nur zur Diagnose der Herzinsuffizienz. Seit dem Einsatz der natriuretischen Peptide hat sich die Diagnostik der Herzinsuffizienz wesentlich verbessert.
NT-proBNP ist aus dem modernen Management der Herzkreislauferkrankungen nicht mehr wegzudenken, denn NT-proBNP ermöglicht ebenfalls prognostische Vorhersagen bei Patienten mit akutem koronarem Syndrom (ACS) und Stauungsinsuffizienz (CHF).
Die Herzinsuffizienz ist eine der häufigsten internistischen Erkrankungen in Europa, mehr als 10 Millionen Menschen sind betroffen, weitere knapp 10 Millionen Menschen weisen bereits eine Herzmuskelschwäche ohne Symptome auf.
Die Diagnose einer Herzinsuffizienz kann schwierig zu stellen sein. Mehr als 50 % der Herzinsuffizienz- Patienten sind klinisch asymptomatisch oder oligosymptomatisch und entsprechen den NYHA-Stadien I und II.
Typische Beschwerden einer Herzinsuffizienz treten meist erst in den fortgeschrittenen NYHA-Stadien III und IV auf.
Wichtigstes Untersuchungsverfahren ist die Ultraschalluntersuchung des Herzens (Echokardiografie).
Sie erlaubt eine schnelle und risikofreie Beurteilung der Herzmuskelfunktion, der Herzklappen und des Herzbeutels. Dadurch kann die Verdachtsdiagnose Herzinsuffizienz bereits als wesentliche Ursache festgestellt werden.
Limitierend für die routinemäßige Anwendung der Echokardiographie ist die beschränkte Verfügbarkeit der Methode, die in der Regel nur von niedergelassenen Kardiologen und spezialisierten Krankenhäusern vorgenommen wird.
Jetzt steht mit NT-proBNP ein biochemischer Herzinsuffizienzmarker zur Verfügung, der nach Blutabnahme schnell und automatisiert bestimmbar ist.
NT-proBNP wird von den Herzmuskelzellen vor allem in Folge von Dehnungsreizen und neurohumoraler Stimulierung synthetisiert und freigesetzt und ist ein eindeutiger Marker für den Zustand von vitalem Myokardgewebe.
Bei dem Leitsymptom der Linksherzinsuffizienz, der Luftnot (Dyspnoe), ist heute der Nutzen von NTproBNP in der Differentialdiagnostik der akuten Dyspnoe eindeutig belegt und wird aufgrund seines hohen negativen prädiktiven Wertes (> 98 %) erfolgreich in der Routine als Herzinsuffizienz-Marker verwendet.
Zusätzlich kann mit Hilfe dieses einfach zu bestimmenden Markers das Risiko der Patienten abgeschätzt werden.
Er ist zur Therapieoptimierung bei bekannter Herzinsuffizienz sowie zur Abschätzung der Prognose beim akuten Koronarsyndrom einsetzbar.
Differenzialdiagnose der akuten Atemnot
Die Ursache der akuten Atemnot ist bei mehr als 50 % der Patienten eine Herzinsuffizienz.
Trotz zur Verfügung stehender diagnostischer Methoden ist es oft schwierig, eine Herzinsuffizienz von anderen Ursachen (COPD, Asthma, Lungenembolie, Pneumonie, Pneumothorax, Hyperventilation u.s.w.) abzugrenzen, da die klinischen Symptome einer Herzinsuffizienz mit denen anderer Lungenerkrankungen deutlich überlappen.
Da der negative prädiktive Wert des NT-proBNP mit > 98 % sehr hoch ist, kann bei normalem NT-proBNP eine Herzinsuffizienz weitgehend ausgeschlossen werden.
Der Einsatz des NT-proBNP ermöglicht eine schnellere und genauere Diagnostik auf der Notfallstation, verkürzt das Zeitintervall bis zu einer adäquaten Therapie und reduziert die Zahl der nicht notwendigen stationären Behandlungen bzw. gar der Aufnahme auf die Intensivstation.
Risikostratifizierung und Therapieoptimierung
Die Höhe des NT-proBNP korreliert sehr gut mit dem Schweregrad der Herzinsuffizienz (NYHA-Klasse).
Die Bestimmung des NT-proBNP kurz vor der Entlassung bei einem hospitalisierten Patienten mit dekompensierter Herzinsuffizienz ermöglicht eine Aussage zum Risiko während der nächsten sechs Monate zu versterben oder einer erneuten kardialen Dekompensation.
Durch die enge Korrelation des NT-proBNP mit dem Schweregrad der Herzinsuffizienz ist dieser Biomarker sehr gut geeignet, den Erfolg einer therapeutischen Intervention zu beurteilen und zu verfolgen.
Abschätzung der Prognose beim akuten Koronarsyndrom
Für NT-proBNP liegen zahlreiche Studien vor, die den prognostischen Wert der Biomarker nach akutem Myokardinfarkt, beim akuten Koronarsyndrom und bei chronischer Herzinsuffizienz mit eingeschränkter linksventrikulärer Pumpfunktion belegen.
So konnten Richards et al. in einer Studie nachweisen, dass Patienten mit Markerkonzentrationen oberhalb des Medians des untersuchten Kollektivs ein signifikant höheres Risiko aufwiesen innerhalb von zwei Jahren zu versterben, oder eine Herzinsuffizienz zu entwickeln, als Patienten mit einem Markerspiegel unterhalb des Medians.
Auch beim akuten Koronarsyndrom konnte nachgewiesen werden, dass erhöhte Markerspiegel neben bekannten Risikofaktoren einen unabhängigen Risikofaktor für Tod, Myokardinfarkt oder symptomatische Herzinsuffizienz sind.
Auch für Troponin, Homocystein und CRP wurde eine prognostische Aussagekraft bei Patienten mit akutem Koronarsyndrom schon berichtet.
Noch kann der Stellenwert des NTproBNP in der Risikostratifizierung akuter Koronarsyndrome nicht sicher beurteilt werden, aber es gibt Hinweise darauf, dass auch in dieser Indikation die Bestimmung der natriuretischen Peptide einen Fortschritt bedeutet.
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