Philipps-Universität Marburg, Uniklinikum Marburg: Berufung von Prof. Dr. Martin Hirsch
Medizinisches Fachwissen und künstliche Intelligenz in den Versorgungsalltag der Menschen bringen
Zum 1. Januar wurde mit Prof. Dr. Martin Christian Hirsch (57) einer der international führenden Experten im Bereich der Künstlichen Intelligenz auf die neu eingerichtete Professur „Künstliche Intelligenz in der Medizin“ am Fachbereich Medizin der Philipps-Universität Marburg sowie des Universitätsklinikums Marburg berufen.
Die Professur übernimmt die zentrale Rolle bei der weiteren Konzeption und dem Aufbau des „Zentrums für Digitale Medizin“ der Universität Marburg, welches als interdisziplinäres Zentrum an den Fachbereichen Medizin und Mathematik & Informatik mit mehreren zum Teil neu einzurichtenden Professuren geplant ist. Prof. Hirsch wird am UKGM mit einem Team aus Wissenschaftlern und Ärzten konkrete Lösungen zu Verbesserung der Krankenversorgung entwickeln.
KI wird die Gesundheitsversorgung grundlegend verändern
Medizinisches Fachwissen, das in den vergangenen Jahren mehr denn je wächst und faktisch in seiner Gänze nicht mehr erfassbar ist, möchte Prof. Dr. Martin Hirsch mithilfe von Methoden der Künstlichen Intelligenz nicht nur erfassen, sondern durch Apps und Systeme zum Wohl der Patientinnen und Patienten nutzbar machen. „Künstliche Intelligenz wird die Gesundheitsversorgung grundlegend verändern, indem sie Erkrankte bereits zuhause ohne Zeitdruck und mit viel Hintergrundwissen personalisiert berät, und danach in Praxen und Kliniken Ärzte bei Diagnose und Therapie aktiv unterstützt“, sagt Martin Hirsch.
Dabei geht es aber nicht nur um technologische Fragen, sondern auch in hohem Maße um Ethik und Vertrauenswürdigkeit, Verantwortungs- und Zulassungsfragen sowie um das Bild des Arztes in der Gesellschaft und die Ausbildung zukünftiger Ärzte. „Die Debatte um KI in der Medizin darf nicht nur eine technologische sein, sondern muss alle Facetten ärztlichen Handelns einschließen“, sagt Hirsch. Das gehe nur gemeinsam mit Fachleuten unterschiedlichster Disziplinen. „Eine Hochschule wie die Philipps-Universität Marburg, die ich schon als Student schätzen gelernt habe, ist ein hervorragender Ort, um diesen notwendigen breiten Diskurs aktiv mit zu gestalten.“
Aufbau einer Modellregion für KI-gestützte Gesundheit in Marburg
„Die neue Professur für Künstliche Intelligenz in der Medizin ist für die Philipps-Universität ein wichtiger Baustein im Zusammenwirken von technischer Innovation und gesellschaftlicher Verantwortung“, sagt Universitätspräsidentin Prof. Dr. Katharina Krause. „Mit dem Aufbau des Zentrums für Digitale Medizin beweist die Universität Marburg, dass sie auch in diesem Bereich der Digitalisierung bereit ist, eine verantwortungsvolle Vorreiterrolle einzunehmen.“
„Die Methoden der Künstlichen Intelligenz in der Medizin werden, wissenschaftlich evaluiert und in der Hand von geschulten Ärzten und informierten Patienten, zu einer noch besseren Medizin führen. Mit Martin Hirsch haben wir einen der internationalen Medizin-KI-Pioniere nach Marburg geholt. Gemeinsam wollen wir zum Aufbau einer Modellregion für KI-gestützte Gesundheit beitragen, bei der die Bürgerinnen und Bürger im Zentrum stehen“, erklärt Prof. Dr. Helmut Schäfer, Dekan des Fachbereichs Medizin der Philipps-Universität Marburg.
Stephan Holzinger, Vorstandsvorsitzender der Rhön-Klinikum AG, beurteilt die Berufung von Prof. Hirsch als eine wichtige personelle Verstärkung für das Unternehmen und die Umsetzung seiner langfristigen Digitalisierungsstrategie: „Wir haben bereits eine Vielzahl von digitalen Anwendungen in verschiedenen Bereichen zum Nutzen der Mitarbeiter oder Patienten im Einsatz. Mit der parallel zur Berufung erfolgten Verpflichtung von Martin Hirsch auf Unternehmensseite versprechen wir uns vor allem einen wertvollen Beitrag für eine qualitativ hochwertige, gleichzeitig aber auch eine ressourcenschonendere Gesundheitsversorgung, beispielsweise bei der effektiven Steuerung der Patienten durch das System.“
Dr. Gunther K. Weiß, Vorsitzender der Geschäftsführung und Vorstand der Rhön-Klinikum AG, freut sich über die gemeinsame Berufung und die Weiterentwicklung von KI-Themen im Rhön-Konzern: „Der Einsatz von KI ist kein Selbstzweck, sondern kann ganz konkret zu einer besseren und stärker personalisierten Gesundheitsversorgung beitragen. Gemeinsam mit Partnern haben wir die Chance, diese Entwicklung maßgeblich mit zu gestalten. Unser Ziel ist es, diese neuen Versorgungsformen nicht nur aufzuzeigen, sondern auch dazu beizutragen, sie zum Wohle der Patientinnen und Patienten in die Breite zu tragen.“
Prof. Dr. Harald Renz, Ärztlicher Geschäftsführer am Universitätsklinikum Marburg betont: „Die digitale Medizin wird dafür sorgen, dass breite Bevölkerungskreise, insbesondere in regional abgelegenen ländlichen Gebieten, den Zugang zur Spitzenmedizin bekommen. Damit ist die digitale Medizin unmittelbar eingebettet in unsere Netzwerkkooperation, in der wir trägerübergreifend in unserem größeren Einzugsgebiet kooperieren.“
Zur Person:
Prof. Dr. Martin Hirsch studierte Humanbiologie an der Philipps-Universität Marburg und promovierte in Neurowissenschaften. Anschließend gründete er verschiedene Unternehmen und setzte seine Forschungsarbeiten als unabhängiger Forscher fort. Sein spezielles Interesse gilt dabei der kognitiven Neurowissenschaft, der Wissensrepräsentation durch semantische Modelle sowie Technologien zur Unterstützung menschlicher Entscheidungsfindung. Prof. Dr. Martin Hirsch ist Gründer von Ada Health, einem 2010 gegründeten Gesundheits- und Technologieunternehmen, und ist dort weiterhin in beratender Funktion tätig.