DFG fördert Erforschung von autoimmunen Gehirnentzündungen
25.08.2023 - In der interdisziplinären und translational ausgerichteten Forschungsgruppe SYNABS erforschen Neurologen, Physiologen, Neuroimmunologen und Mikroskopieexperten die Krankheitsmechanismen von autoimmun bedingten Hirnentzündungen.
Nach der positiven Evaluation verlängert die Deutsche Forschungsgemeinschaft die Förderung der am Universitätsklinikum Jena koordinierten Gruppe.
Autoimmun bedingte Gehirnentzündungen sind seltene, aber schwere und mitunter lebensbedrohliche Erkrankungen des zentralen Nervensystems. Dabei richtet sich die körpereigene Abwehr gegen verschiedene Rezeptoren an den Kontaktstellen der Nervenzellen, den Synapsen, und stört dadurch die Signalübertragung im Gehirn. Bei den Betroffenen, meist jungen Erwachsenen, treten Psychosen wie Halluzinationen, epileptische Anfälle und Bewusstseinstrübungen bis zum Koma auf. In der Forschungsgruppe SYNABS untersuchen Neurologen, Neurowissenschaftler, Physiologen, Neuroimmunologen und Biotechnologen mit Förderung der Deutschen Forschungsgemeinschaft die Mechanismen verschiedener Formen der Erkrankung. Das Ziel des SYNABS -Teams ist dabei ein tiefgehendes Verständnis der Erkrankungen und die Entwicklung zielspezifischer Therapieansätzen.
Wichtige Ergebnisse erzielt
„Trotz der pandemiebedingten Einschränkungen vor allem für die experimentellen Arbeiten konnten wir in den vergangenen drei Jahren wichtige Ergebnisse erzielen“, resümiert SYNABS-Sprecher Prof. Dr. Christian Geis vom Universitätsklinikum Jena. Als Beispiel führt er die Entdeckung eines Wirkstoffkandidaten an, der sich in Zell- und Tierversuchen als wirksam gegen eine Form der autoimmunen Gehirnentzündungen erwiesen hat. Insgesamt veröffentlichte die Forschungsgruppe über 60 Fachartikel. Ein international ausgerichtetes Fachsymposium mit Teilnahme der weltweit führenden Forscher auf diesem Gebiet ermöglichte die Gruppe zudem den direkten wissenschaftlichen Austausch.
Mit ihren bisherigen Ergebnissen und den weiteren Forschungsvorhaben der engen interdisziplinären Kooperation an acht Standorten in Deutschland und Österreich überzeugte SYNABS bei der Evaluierung, so dass die DFG den Verbund für weitere drei Jahre fördert. „Die Mechanismen der autoimmunen Gehirnentzündung sind ein spannendes und klinisch relevantes Forschungsthema“, erklärt der Neurologe Christian Geis. „Die meisten Autoantikörper führen sehr spezifisch zu Funktionsstörungen, wodurch wir bei diesen Erkrankungen einen besonderen Einblick in die physiologische und krankhafte Funktion von Nervenzellen gewinnen und damit auch viel über grundlegende Prinzipien der Gehirnfunktion lernen können.“ Diese translationalen Fragestellungen bearbeiten die Forschungsteams in acht Teilprojekten, die sich verschiedenen Formen der Erkrankung widmen und im steten Austausch von Modellen, Methoden und Ergebnissen stehen. Dieses vernetzte und vergleichende Vorgehen bei der Analyse der Krankheitsformen ist extrem wichtig für die spätere Anwendung der Ergebnisse in der Klinik.
Die internationale Vernetzung der SYNABS-Gruppe wird gestärkt durch die Beteiligung von renommierten Wissenschaftlern aus Spanien und Japan, die als Mercator-Fellows gefördert werden. Und auch ein zweites internationales Symposium ist in zwei Jahren geplant, um Ergebnisse und neue Ansätze in der Fachcommunity zu diskutieren.
SYNABS-Partner:
• Universitätsklinikum Jena, Klinik für Neurologie
• Universität Leipzig, Carl-Ludwig-Institut für Physiologie
• Humboldt Universität Berlin, Charité, Klinik für Neurologie,
• Klinik für Pädiatrie mit Schwerpunkt Neurologie, Deutsches Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen (DZNE) Berlin
• Universität Würzburg, Physiologisches Institut, Biozentrum;
Universitätsklinikum Würzburg, Neurologische Klinik, Institut für Klinische Neurobiologie
• Deutsches Krebsforschungszentrum (DKFZ) Heidelberg
• Technische Universität Braunschweig, Abteilung Biotechnology
• Institute of Science and Technology Austria (IST Austria), Wien/Klosterneuburg
• MedUni Wien, Klinisches Institut für Neurologie (Obersteiner Institut)
Mercator Fellows:
• Professor Josep Dalmau, Institut d'Investigacions Biomèdiques August Pi i Sunyer (IDIBAPS), Hospital Clinic IDIBAPS Barcelona, Department of Neurology
• Professor Masaki Fukata, National Institute for Physiological Sciences, Okazaki