IT & Kommunikation

Neues Forschungstool: Smartphone-App untersucht Impfentscheidungen im Alltag

20.08.2024 - Ein internationales Forschungsteam hat eine innovative und ungewöhnliche Methode entwickelt, um Impfentscheidungen und deren Auswirkungen in realen Lebenssituationen zu untersuchen.

Die Studie, die vorrangig an der Technischen Universität Dänemark (DTU) mit Unterstützung hochkarätiger Wissenschaftler*innen aus internationalen Universitäten, darunter auch die Technische Unversität Dresden (TUD), durchgeführt wurde, zeigt, wie Smartphones und eine spielerische Herangehensweise genutzt werden können, um tiefere Einblicke in das Entscheidungsverhalten von Menschen in Bezug auf Impfungen zu gewinnen.

Das Forschungsteam aus Wissenschaftler*innen verschiedener Disziplinen wie Verhaltenswissenschaften, Epidemiologie und digitale Technologien, darunter Nicolò Alessandro Girardini (Universität Trient), Arkadiusz Stopczynski (Technische Universität Dänemarks), Olga Baranov (LMU Klinikum München), Cornelia Betsch (Universität Erfurt), Dirk Brockmann (Technische Universität Dresden), Sune Lehmann  (Technische Universität Dänemarks)und Robert Böhm (Universität Wien und Universität Kopenhagen), hat untersucht welche Faktoren die Dynamik von Impfentscheidungen bestimmen.  

Ein einzigartiger Forschungsansatz: Realität trifft Simulation

In der 12-wöchigen Studie wurden 494 Studierende der DTU über eine spezielle Smartphone-App begleitet. Diese App erfasste mithilfe von Bluetooth-Technologie die realen Kontakte zwischen den Teilnehmenden und simulierte mit diesen Informationen die Ausbreitung einer fiktiven Krankheit. Die Teilnehmenden mussten in mehreren Runden entscheiden, ob sie sich impfen lassen, wobei sie unterschiedliche Informationen über den Gesundheitszustand anderer erhielten.

Wichtige Erkenntnisse: Persönliche Erfahrungen zählen mehr

Eine der zentralen Erkenntnisse der Studie war, dass die Teilnehmenden ihre Impfentscheidungen hauptsächlich auf ihre eigenen Erfahrungen stützten, insbesondere auf erlittene Krankheitssymptome. Informationen über die Gesundheit oder das Verhalten der anderen Teilnehmenden spielten hingegen eine geringere Rolle.

„Unsere Ergebnisse zeigen, dass Menschen in realen Entscheidungssituationen stärker auf ihre persönlichen Erfahrungen reagieren oder sich auf persönliche Einschätzungen von Risiken verlassen, als auf das, was sie über andere hören oder sehen,” erklärt Prof. Dirk Brockmann, Mitautor der Studie. „Dies könnte wichtige Implikationen für die Gestaltung von Impfkampagnen haben, die häufig auf die Vermittlung von Informationen über Gemeinschaftsvorteile abzielen.”

Impfverhalten im echten Leben besser verstehen

Die Forscher*innen betonen, dass diese Methode nicht nur ein tieferes Verständnis des individuellen Impfverhaltens ermöglicht, sondern auch hilft, die Herausforderungen realer Impfkampagnen besser zu bewältigen. Indem die App reale Begegnungen und die damit verbundene Krankheitsübertragung simuliert, konnten die Dynamik und die Komplexität von Impfentscheidungen in einer Weise erfasst werden, die in klassischen Laborstudien oder klinischen Versuchen nicht möglich ist.

„Dieses Forschungstool verbindet die Vorteile von kontrollierten Experimenten mit den realen Bedingungen, unter denen Impfentscheidungen getroffen werden,” sagt Prof. Sune Lehmann, Mitautor der Studie. „Es bietet einen vielversprechenden Ansatz, um die Wirksamkeit von Interventionen zur Steigerung der Impfbereitschaft zu testen, bevor sie großflächig umgesetzt werden.”

Zukunftsperspektiven

Die Forscher*innen hoffen, dass ihre Methode künftig in verschiedenen Kontexten eingesetzt werden kann, um das Verständnis für Impfentscheidungen und die damit verbundenen sozialen Dynamiken weiter zu vertiefen. Die Ergebnisse der Studie unterstreichen die Bedeutung von personalisierten Informationen und die Notwendigkeit, individuelle Erfahrungen in der Gesundheitskommunikation stärker zu berücksichtigen.
 

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