Das Weaning-Zentrum des Ev. Diakonissenkrankenhaus Leipzig wurde kürzlich von der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP) als spezialisiertes Fachzentrum anerkannt. Dr. Thomas Blankenburg, der als Chefarzt der Klinik für Pneumologie, Kardiologie und Beatmungsmedizin auch das zertifizierte Spezialzentrum leitet, sieht die Auszeichnung als Bestätigung und Ansporn zugleich.

„Diese offizielle Anerkennung belegt, dass wir auf dem komplexen Gebiet der Beatmungsentwöhnung hohen fachlichen Standards entsprechen und Patientinnen und Patienten bestmöglich auf ihrem Weg zurück in ein möglichst autarkes Leben unterstützen können“, freut sich Dr. Thomas Blankenburg. „Im Rahmen der Zertifizierung durch die DGP und den damit verbundenen Audits haben wir die Qualität der Betreuung der Patienten zudem weiter verbessert. Das betrifft beispielsweise die Dokumentation: Durch klarere Definitionen von Weaning-Patienten können wir Maßnahmen noch früher einleiten. Auch die Patienten- und Angehörigenschulung wurde optimiert. Zudem konnten aufgrund der gerätetechnischen Strukturvorgaben technische Hilfsmittel angeschafft werden, die wir zuvor nur auf Leihbasis eingesetzt haben. Das vereinfacht und beschleunigt den Einsatz z. B. von hustenunterstützenden Geräten.“

Weaning-Zentren sollen Patienten im prolongierten Weaning von anderen Intensivstationen übernehmen und durch einen interdisziplinären Ansatz und mit der vertieften fachlichen Expertise von der Beatmung entwöhnen. Der Anteil der Patientinnen und Patienten, die auf ein prolongiertes Weaning oder außerklinische invasive Langzeitbeatmung angewiesen sind, hat in Deutschland kontinuierlich zugenommen. Seit 2023 ist die Verlegung in ein spezialisiertes Weaning-Zentrum vor Entlassung mit Beatmung gesetzlich vorgegeben.

Prolongiertes Weaning ist zeitintensiv und kann daher auf klassischen Intensivstationen meist nicht geleistet werden. So betreut das Weaning-Zentrum im Diakonissenkrankenhaus Leipzig Patientinnen und Patienten im Durchschnitt 15 bis 20 Tage lang, gelegentlich auch bis zu zwei Monate. Dafür verfügt es über acht Spezialbetten auf der Intensivstation sowie zehn Betten auf einer pneumologischen Normalstation. Ein interdisziplinäres Team aus Pneumologie, Intensivmedizin, Atmungstherapie sowie spezialisierter Physiotherapie arbeitet daran, Menschen mit einer invasiven Beatmung wieder zum eigenständigen Atmen zu bringen. Zur Behandlung der atmungsspezifischen Störungen werden verschiedene Maßnahmen kombiniert, wie beispielsweise die körperliche Kräftigung, das Training der Atemmuskulatur und des Hustenstoßes. Auch Bewusstseinsstörungen und Schluckstörungen werden spezifisch therapiert.

Bereits seit 2021 verfügt das Diakonissenkrankenhaus über das Zertifikat „Entwöhnung von der Beatmung“ der Deutschen Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin (DGAI). Für die jetzige Zertifizierung nach DGP musste das Weaning-Zentrum differenziertere strukturelle, logistische und personelle Voraussetzungen erfüllen sowie weitere Expertise im Umgang mit Patienten im prolongierten Weaning nachweisen. Zu den wesentlichen strukturellen Vorgaben gehören das Vorhandensein einer spezialisierten Intensivstation, die enge Kooperation zwischen Intensivstation und pneumologischer Normalstation mit der Möglichkeit der Betreuung langzeitbeatmeter Patienten auf dieser Station sowie das Vorhalten von diagnostischen und therapeutischen Optionen für Patienten mit atemfunktionellen Störungen (Ateminsuffizienz).

Weaning-Zentren sind auch zentraler Ansprechpartner für außerklinisch invasiv langzeitbeatmete Patienten und deren Betreuer. In diesem Kontext organisieren die Zentren eine Entlassung von beatmeten Patienten in die außerklinische Beatmung sowie die notwendigen flankierenden Maßnahmen im häuslichen Umfeld des Patienten bzw. in einer entsprechenden pflegerischen Umgebung. Das Diakonissenkrankenhaus bietet seit rund einem Jahr an, bei außerklinisch beatmeten Patientinnen die Möglichkeiten einer Beatmungsentwöhnung zu überprüfen. Als erster in Mitteldeutschland klinisch tätiger Arzt erhielt Chefarzt Dr. Thomas Blankenburg im Dezember 2022 von der Kassenärztlichen Vereinigung Sachsen die Erlaubnis zur Durchführung einer solchen ambulanten Weaning-Potenzialerhebung. Damit besteht die Möglichkeit, langzeitbeatmete Patienten auch im längeren Verlauf nachzuverfolgen.

Für die Zukunft wünscht sich der Experte eine spezifische Rehabilitation für Menschen nach dem prolongierten Weaning. Hier wäre seiner Meinung nach eine gezielte körperliche Ertüchtigung sinnvoll, um in der frühen poststationären Phase Stürze und Bettlägerigkeit zu vermeiden und die Dynamik der Rekonvaleszenz nach dem Weaning intensiv zu nutzen.

Das Ev. Diakonissenkrankenhaus Leipzig ist ein sächsisches Krankenhaus der Grund- und Regelversorgung mit einer Kapazität von 250 Betten. Pro Jahr werden hier über 14.000 Patient*innen stationär und rund 25.000 Patient*innen ambulant behandelt. Zum Leistungsspektrum des evangelischen Krankenhauses gehören sechs Kliniken und ein spezialisierter Fachbereich mit den Schwerpunkten Allgemein- und Viszeralchirurgie, Unfallchirurgie und Orthopädie, Gefäßchirurgie und Angiologie, Pneumologie und Kardiologie, Gastroenterologie und Onkologie sowie Anästhesie, Intensivmedizin und Schmerztherapie. Im Diako sind mehrere Behandlungszentren (Darm-, Endoprothetik-, Emphysem-, Fuß- und Sprunggelenk- sowie Hernien-, Lungenkrebs- und Weaning-Zentrum) sowie mehrere Belegkliniken angesiedelt. Das nach DIN EN ISO 9001:2015 zertifizierte Diakonissenkrankenhaus Leipzig ist Akademisches Lehrkrankenhaus der Universität Leipzig. Es betreibt eine Berufsfachschule für Pflegeberufe und verfügt über eine hauseigene Physiotherapie, die auch ambulant tätig ist. Zudem ist es als Lokales Traumazentrum im Traumanetzwerk Westsachsen zertifiziert.