Kassetten-basierte POCT-Systeme für einen optimierten Prozessablauf
POCT in der Praxis: Die Universitätsmedizin Göttingen entlastet das Personal durch ein mobil eingesetztes Critical-Care-Blutgas-Analysesystem von Instrumentation Laboratory (IL).
Ergebnisse auf Knopfdruck beim Point of Care Testing: Das ist angesichts von Analysesystemen, die neben den Blutgasen auch Elektrolyte, Metabolite und Häm-Oxymetrie in kürzester Zeit in Laborqualität bereitstellen, inzwischen Klinikalltag. Allerdings: In der Praxis sorgt der Gesetzgeber dafür, dass ein mobiles Analysesystem für den Einsatz direkt im Operationssaal oder am Patientenbett allein noch keinen Effizienzgewinn bringt. Denn die Richtlinie der Bundesärztekammer (RiLiBÄK) zur Qualitätssicherung quantitativer laboratoriumsmedizinischer Untersuchungen schreibt vor, dass für solche Analysesysteme, die in der Verantwortung des Zentrallabors liegen, das medizinische Labor über ein Verfahren verfügen muss, das die regelmäßige Überwachung der Analysesysteme ermöglicht. Die Vernetzung erleichtert hier die Erfüllung der rechtlichen Anforderungen. An der Universitätsmedizin Göttingen hat man den Balanceakt zwischen hoher Behandlungsqualität und Benutzerfreundlichkeit auf der einen und einem Effizienzgewinn beziehungsweise gesetzlichen Anforderungen auf der anderen Seite gut gemeistert.
Alternativer Prozess für POCT-Abwicklung gesucht
Mehr Effizienz und mehr Patientensicherheit: Unter dieser Prämisse stieß Dr. Hilmar Luthe, Oberassistent im klinisch-chemischen Zentrallabor der Universitätsmedizin Göttingen, die Suche nach einem optimierten Prozessablauf an. Da das Klinikum erst kürzlich die Anforderung von Laboraufträgen auf das elektronische System ‚Order-Entry‘ umgestellt und dafür auch das WLAN im Haus ausgebaut hatte, lag es nahe, die bestehende Infrastruktur zu nutzen und auch den Prozess der POCT-Blutgasanalysen zu automatisieren. Mobile Systeme, so ergaben Recherchen, gab es bereits viele. Allerdings: „Wir benötigten eine innovativere Kombination der Komponenten", so Dr. Luthe. In der Instrumentation Laboratory (IL) GmbH fand die Universitätsmedizin Göttingen einen Partner, der das Konzept einer POCT-Einheit für den OP weiterentwickeln half: Aus einem kompakten Critical-Care-Analysesystem sollte ein rollendes Kleinlabor mit entsprechender RiLiBÄK-Konformität werden. Wichtig: Neben der technischen Umsetzung galt es Argumente zu finden, um das Anästhesie-Pflegepersonal für die neue Lösung zu gewinnen.
Mehr als nur eine rollende Messeinheit
Ein schlagkräftiges Argument lautete ‚Kassettentechnologie‘: Das Critical-Care-Analysesystem GEM Premier 4000 von IL liefert alle Komponenten - angefangen bei Sensoren und optischen Zellen über die automatische Qualitätskontrolle, Prozesskontroll-, Lyse- und Referenzlösung bis zum Schlauchsystem und Abfallbehälter - für bis zu 600 Tests kompakt in einer Kassette. Der Vorteil: Das Anästhesie-Pflegepersonal muss sich weder um Nachbestellungen oder Austausch einzelner Bestandteile, noch um den technischen Aufbau des Geräts kümmern. Die Neubestückung erfolgt weiterhin durch Laborpersonal in einem einzigen Arbeitsgang.
Gemeinsam konzipierten das Team des Zentrallabors und IL einen Visiten-Wagen für den GEM 4000 und fügten eine integrierte Rechner-Bildschirmeinheit hinzu, die sich OP-tauglich desinfizieren lässt. Das Analysegerät von IL wird über einen Touchscreen bedient. Der Blutgas-Analysenauftrag wird nach dem Einscannen des Patienten-Barcodes am GEM 4000 automatisch generiert. Sobald die Blutprobe eingeführt und gemessen wurde, findet über ASTM oder HL-7 bidirektionale Schnittstellenprotokolle ein kabelgebundener Datentransfer zum am Visiten-Wagen befindlichen Rechner statt. Per WLAN werden die Daten in das Laborinformationssystem Opus::L und von dort an das Befund- und Auftragsmanagementsystem ixserv übermittelt.
In einer Wagenschublade unter dem Analysegerät befindet sich Tastatur und Maus, um über die ‚Order-Entry‘-Anwendung Analysen wie Blutbild, Gerinnung oder freies Hb anfordern zu können. Diese Anforderungen gelangen dann auch über das WLAN-Netz in das Laborinformationssystem Opus::L. Diese Software generiert den eigentlichen Auftrag und archiviert zudem alle Daten nach den RiLiBÄK-Anforderungen auf dem Laborrechner bevor die Ergebnisse nach knapp zwei Minuten den umgekehrten Weg über ixserv zurück in den OP nehmen. Eine unterbrechungsfreie Stromversorgung sichert die Datenübertragungen ab, auch wenn sich das Analysesystem und der Rechner auf dem Weg von einem Standort zum nächsten befinden.
Eindeutige Ergebnisse
„Wir verfügen mit unseren Visiten-Wagen jetzt über eine Lösung, die zwei Anforderungen in sich vereint: Blutgas-Analysen können flexibel direkt am Point of Care erstellt werden. Das patentierte Qualitätsmanagement-System von IL sorgt dabei mit automatischen Kontrollen und integrierten Fehlerbehebungsmaßnahmen für zuverlässige Ergebnisse. Gleichzeitig ist das System nach RiLiBÄK an unser Hauptlaborsystem angeschlossen", resümiert Dr. Luthe. Die Rufbereitschaft für die ehemaligen ‚Zettelträger‘ im Laborteam entfällt: Das hoch qualifizierte Personal kann jetzt in anderen Bereichen eingesetzt werden und spart dem Labor so Kosten. Die Klinik sieht zudem einen Sicherheitsgewinn für Patienten und Personal: „Alle Proben werden genau zugeordnet, ebenso werden Ergebnisse eindeutig kommuniziert. Weil die Messwerte ohne manuellen Eingriff auf dem Rechner im OP erscheinen, ist die Fehlerquote bei der Übertragung jetzt gleich null."
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