Softwaregestützte Medizintechnik für mehr Präzision im OP
Während die Digitalisierung in vielen Krankenhausbereichen nur allmählich Einzug hält, schreitet sie im OP-Bereich bereits mit großen Schritten voran. Denn mit softwaregestützter Medizintechnik lassen sich Operationen mit höherer Präzision und weniger Nebenwirkungen durchführen und somit die klinischen Ergebnisse für den Patienten verbessern.
Digitale OP-Planung, intraoperative Bildgebung, roboterassistierte Chirurgie – eine Vielzahl moderner Technologien verändert heute zunehmend die Arbeit des Chirurgen. „Die Medizintechnik der Zukunft ist datengetrieben“, betonte Stefan Vilsmeier, CEO und Gründer der Firma Brainlab, während eines Vortrags im Rahmen des Kongresses „Digital Health“ des Süddeutschen Verlags in München. Sein Unternehmen gehört zu den Vorreitern in Sachen Digitalisierung im Healthcare-Bereich. Seit mehr als 25 Jahren entwickelt und integriert es Produkte für die verschiedenen Phasen eines chirurgischen Eingriffs, von der Software für die ersten Planungsschritte, über Software und Systeme für die chirurgische Navigation, bis hin zu Anwendungen für die Datenverwaltung und -bearbeitung sowie die intraoperative Bildgebung und chirurgische Nachbehandlung. Die Kernkompetenz von Brainlab ist dabei die Digitalisierung und Aufbereitung von anatomischen Bilddaten für kritische chirurgische Eingriffe. Mit speziellen Technologien ist es dem Unternehmen gelungen, die komplette menschliche Anatomie maschinenlesbar zu machen. „Wir haben damit eine Art Google Maps für die menschliche Anatomie entwickelt“, berichtete der Visionär. Das Ziel sind Bilder, wie man sie bislang nur aus dem Anatomiebuch kennt, allerdings mit dem Unterschied, dass es diese standardisierten und automatisiert erstellten Bilder für jeden individuellen Patienten geben kann.
Der Operationserfolg ist sofort überprüfbar
„Vor 30 Jahren war man ein guter Chirurg, wenn man keine Software zum Operieren brauchte“, erinnert sich der Firmengründer. Heute sei es dagegen genau umgekehrt. Das kann Prof. Dr. Bernhard Meyer, Direktor der Neurochirurgischen Klinik der Technischen Universität München am Klinikum rechts der Isar, nur bestätigen. Das Klinikum hat alle Operationssäle seines, Anfang des Jahres in Betrieb genommenen, OP-Zentrums Nord, für die digitale OP-Integration mit einer neu entwickelten, zentralen Multi-Touch-Informationsplattform von Brainlab ausgestattet. Diese bietet ein breites Spektrum an Anwendungen, von der einfachen Betrachtung der medizinischen DICOM-Bilddaten bis hin zu einer komplett digitalen OP-Funktionalität inklusive chirurgischer Planung, Navigation, Integration verschiedener Anwendungen wie z. B. Mikroskop und auch Videomanagement und -dokumentation. Während des Eingriffs haben die Ärzte nun zu jedem Zeitpunkt die Möglichkeit, mit Hilfe des Systems einfache Interaktionen mit CT- oder MR-Bilddaten in verschiedenen Orientierungen sowie 3D-Ansichten durchzuführen. „So können wir den Operationserfolg sofort überprüfen und nötigenfalls nachbessern,“ betonte Meyer. Auch die Bilder der OP-Mikroskope mit Fluoreszenztechniken zur Visualisierung von Tumoren und Gefäßen, werden Meyer und seinem Team auf den hochauflösenden Bildschirmen angezeigt. „Wenn wir etwa einen malignen Hirntumor operieren, dann können wir unter den Mikroskopen Tumorreste sehen, die mit bloßem Auge in Weißlicht nicht erkennbar sind“, erläuterte der Neurochirurg. Außerdem ist es möglich, mithilfe einer Referenzierungsbasis, die fest am Patienten angebracht wird, und speziellen Markierungen an den Operationsinstrumenten, deren Position von einer Navigationskamera mit Infrarot-Tracking-System aufgezeichnet wird, nachzuverfolgen und in Echtzeit in das 3D-Bild einzuspeisen. Auch Videokonferenzen für die Konsultation von weiteren Spezialisten lassen sich jederzeit durchführen.
„Brainlab und das Klinikum arbeiten seit Jahren erfolgreich zusammen“, unterstrich Vilsmeier. Brainlab arbeitet dabei sehr eng mit Kliniken zusammen, um neue Technologien stetig zu verbessern und weiterzuentwickeln. Ende September hat das Unternehmen zudem eine strategische Partnerschaft mit Magic Leap, einem Vorreiter im Bereich von Mixed und Augmented Reality, bekanntgegeben. Brainlab will nun die eigene Software für das Datenmanagement und die Visualisierung mit der von Magic Leap entwickelten sog. „Spatial Computing“ Plattform kombinieren.
Quelle:
SZ-Kongress „Digital Health—Gesundheit neu denken“, 25.–26. September 2018, München
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