Darifenacin: Die überaktive Blase bremsen, das Gedächtnis nicht behelligen
Darifenacin: Die überaktive Blase bremsen, das Gedächtnis nicht behelligen. Patienten mit überaktiver Blase haben in der Mehrheit bereits ein fortgeschrittenes Alter erreicht.
Bei diesem Klientel kann die Behandlung mit Anticholinergika unter Umständen zu relevanten Gedächtnisstörungen führen.
Mit Darifenacin droht diese Gefahr nicht, wie auf einem Symposium anlässlich des EAU-Kongresses in Paris berichtet wurde.
Die Prävalenz der überaktiven Blase nimmt mit dem Alter der Menschen deutlich zu. Von den über 75-Jährigen hat immerhin jeder Dritte damit zu kämpfen.
Die Behandlung in dieser Altersgruppe muss auf Komorbidität, Polypharmazie mit erhöhter anticholinerger Belastung, veränderten Stoffwechsel, reduzierte Clearance und durchlässigere Blut- Hirn-Schranke besonders Rücksicht nehmen.
Das Augenmerk sollte vor allem neurotoxischen Effekten im Gehirn gelten, da diese zu Stimmungsschwankungen oder Gedächtnisstörungen führen, berichtete Prof. Dr. Gary Kay, Washington.
Anticholinergika, Mittel der Wahl bei überaktiver Blase, sind grundsätzlich in der Lage, die Blut-Hirn-Schranke zu überwinden und abhängig von ihrer Affinität zu den Muskarinrezeptoren derartige Symptome hervorzurufen.
Darifenacin (Emselex) zeichnet sich unter allen Anticholinergika durch die bei weitem höchste M3/M1-Selektivität aus. D
amit bleibt M1, dessen Blockade sich im Tierversuch negativ auf Lernverhalten und Gedächtnisleistung auswirkte, mit Darfenacin im Gegensatz zu weniger selektiven Substanzen weitgehend unbehelligt.
Dass diese Unterschiede klinisch bedeutsam sind, konnte Kay u.a. an einer multizentrischen, plazebokontrollierten Vergleichsstudie mit 150 Probanden über 60 Jahren mit normalen mentalen Fähigkeiten aufzeigen.
Das Gedächtnis um zehn Jahre gealtert
Die Testpersonen erhielten drei Wochen lang in steigenden Dosierungen Darifenacin (7,5–15 mg) bzw. Oxybutynin (Extended Release, ER, 10–20 mg).
Einmal pro Woche mussten sie verschiedene Übungen absolvieren, die das visuelle und das Namens-Gedächtnis betrafen.
Während Darifenacin die Gedächtnisleistung von Personen zwischen 60 und 83 Jahren relativ zu Placebo nicht beeinträchtigte, hatte sich das Erinnerungsvermögen der Probanden in der Oxybutynin-Gruppe bereits nach zwei Wochen signifikant verändert.
„Dieser negative Effekt durch Oxybutynin ER entsprach einer Alterung des Gehirns um zehn Jahre“, erklärte Kay.
Den Betroffenen selbst war dabei gar nicht bewusst, dass sich ihre Gedächtnisleistung verschlechtert hatte.
In klinischen Studien wurde die Wirkung von Darifenacin auf die überaktive Blase u.a. mit dem historischen Goldstandard Oxybutynin (Immediate release, IR) verglichen, erläuterte Prof. Dr. Paul Abrams, Bristol.
Eine multizentrische Crossover- Studie der Phase II erfasste Urodynamik und Speichelfluss von 24 Patienten.
Sowohl 15 mg Darifenacin einmal täglich als auch 5 mg Oxybutynin dreimal am Tag verringerten die Inkontinenz und die Drangepisoden relativ zu Plazebo signifikant.
Unter Darifenacin verringerte sich der Speichelfluss jedoch weniger als unter dem Vergleichspräparat, berichtete Adams.
Dies erklärt die geringere Inzidenz von Mundtrockenheit bei Darifenacin.
Eine gepoolte Analyse von Phase III-Studien zur Sicherheit von Darfenacin bestätigt, dass nur wenige Patienten wegen der für Anticholinergika typischen Mundtrockenheit und Verstopfung die Therapie abbrechen.
Kardiovaskuläre Ereignisse wurden nur in geringem Maße beobachtet und Hinweise auf eine Verlängerung der QT-Zeit ergaben sich aus diesen Daten nicht.
Dauerhaft wirksam und gut verträglich
Zweijahresdaten einer offenen Verlängerung von zwei Studien über 12 Wochen führten zu der Erkenntnis, dass Darifenacin die Inkontinenz- Episoden dauerhaft um rund 85% verminderte.
Nach zwei Jahren hatten über 40 % der jüngeren und der älteren Patienten ihre Inkontinenz- Probleme zu mehr als 90 % verringert. Wiederum gaben Mundtrockenheit und Verstopfung nur selten Anlass, die Therapie zu beenden.
Die überaktive Blase schränkt die Lebensqualität erheblich ein.
Mit Darifenacin sind die Betroffenen wieder viel besser in der Lage, so alltägliche Dinge zu tun wie mit dem Auto zu fahren, einzukaufen oder auswärts essen zu gehen, berichtete Dr. Con Kelleher, London.
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