Bauen, Einrichten & Versorgen

Eine sinnliche Krankenhauswelt zum gesund werden

19.06.2012 -

Farben, Formen und Materialen sind die Vitaminbomben im Rezept jeder Raumgestaltung. So können harmonisch komponierte Krankenhaus-Einrichtungen viel Kraft ausstrahlen.

Um die Relevanz dieses Projekts zu verstehen, muss man wissen, dass es sich bei diesem Bauprojekt um das größte im Gesundheitssektor durchgeführte Bauprojekt des Freistaates Sachsen handelt: Es geht um das Diagnostisch-Internistisch-Neurologische Zentrum (DINZ) des Universitätsklinikums Carl Gustav Carus an der TU Dresden. Die Herausforderung der Innenarchitektur hierbei bestand darin, auf Grundlage des preisgekrönten Wettbewerbsentwurfs ihrer HWP-Architekturkollegen einen modern konzipierten Neubau und das für Sanierung und Umbau vorgesehene, denkmalgeschützte Bestandsgebäude zu einem harmonischen Ganzen zu verbinden.

Dazu wurde eine einheitliche, durchgängige Innenarchitekturkonzeption für die beiden kontrastierenden Gebäudeteile entwickelt. Jede Ebene erhielt eine Leitfarbe. Kühlere Farben wie Blau und Türkisgrün erfrischen die Funktionsbereiche im Erdgeschoss und Frühlingsgrün im ersten Obergeschoss. Mediterranes Terracotta und sonnig strahlendes Gelb erwärmen die darüber liegenden Pflegegeschosse. Durch die Glasfassadenelemente lässt sich für einen ersten Überblick bereits von außen ein Farbverlauf vom kühleren zum wärmeren Farbspektrum wahrnehmen, der im illuminierten Zustand besonders zur Geltung kommt.

Sich willkommen fühlen

Im Eingangsbereich wird die Hauptinfotheke mit der Patientenaufnahme zur Orientierung farblich betont. Sie heißt Patienten und Besucher in einem freundlichen Rot willkommen, das auf die angegliederte Patientenaufnahme abstrahlt und dort abgeschwächt an der Trennwand der Aufnahmekabinen ausläuft. Gegenüber der Infotheke laden bequeme, rote Sessel zum Warten ein. Als rote Farbtupfer nehmen sie das Farbthema des Eingangsbereichs auf.

Mit allen Sinnen gesunden

Im DINZ kann Innenarchitektur mit allen Sinnen erlebt werden. Visuell wird nicht nur mit Farben gearbeitet. Verschiedene Helligkeiten, Materialkontraste, die Kombination verschiedener Formen und die Kunst am Bau erzeugen zudem Spannung, Anregung und Ablenkung. Akustisch wirksame Holzverkleidungen in der Magistrale, in der Patientenaufnahme und im Deckenbereich anderer Bereiche dämpfen die Betriebsamkeit des Klinikalltags. Durch vielfältige Materialvariationen (Holz, Glas, Schiefer, Textil, Linoleum) kommt auch der Tastsinn aufgrund unterschiedlicher Haptik, Wärme, Struktur und Textur auf Hochtouren. Natürliche Materialien verströmen im Innenraum einen angenehmen, wohligen Geruch.

Menschliche Bedürfnisse erfüllen

Wer im Krankenhaus ist, möchte nicht suchen, sondern intuitiv finden. Dazu setzen die Innenarchitekten auf eine klare Zonierung und auf Leitfarben. Bodenbeläge und Wände patientenrelevanter Bereiche werden in allen Ebenen farblich markiert. In den Funktionsbereichen wird man so in die Stichflure in Nord-Süd-Richtung gelenkt, wo wichtige Untersuchungs- und Behandlungsräume angeordnet sind.

In allen Ebenen werden die Stützpunkte hervorgehoben, indem die Leitfarben in drei Farbnuancen und -helligkeiten variieren. Eine kubische Formsprache und eine Beleuchtung des Stützpunktrahmens unterstreichen die gezielte Akzentuierung zusätzlich. Die so entstandene schnelle Auffindbarkeit des Krankenhauspersonals vermittelt Sicherheit.

Individuelle Rückzugsinseln ­schaffen

Warme, vertraute Holzoberflächen und die vertraute Ebenenfarbgestaltung findet der Patient in seinem Zimmer vor. Vom dunkler gehaltenen Vorraum aus wird die Leitfarbe an den Wandflächen zur Fassade hin in helleren Nuancen eingesetzt. Die Deckengestaltung, im Blickfeld der Patienten, enthält einen leichten Farbton mit umlaufendem Passepartoutrand.

Mit geschlossenen Elementen neben den Kopfbereichen der Betten und im Brüstungsbereich wird dem Schutzbedürfnis des Patienten Rechnung getragen und Ausblicke ins Grüne ermöglicht. Aktive Handlungs- und Gestaltungsanreize werden durch die nun flexiblere Anordnung der Möblierung eröffnet. Der Patientenschrank lässt sich z. B. am Kopfende beider Betten anordnen. Neu entstandene Regalflächen sehen das Mitbringen und Aufstellen persönlicher Gegenstände wie Lesematerial oder Bilder vor. Dank effizienter Flächenausnutzung findet eine stilvolle Holzbank vor dem Fenster Platz, die ein attraktives Sitzangebot für Besucher und Patienten schafft.

Natürlichkeit und Wertigkeit soll die hölzerne Bettenrückwand vermitteln, die einem Bettenhaupt im Hotel ähnelt. Darin integriert ist eine Medienleiste mit medizinischen und elektrischen Anschlüssen, die zur visuellen Beruhigung unbetont bleibt. Die abgesetzte Lichtleiste kann sowohl ein angenehmes indirektes Allgemeinlicht oder ein direkt strahlendes Leselicht erzeugen.

Der außen liegende Sonnenschutz in Form von Schiebeläden, die Speichermasse und die Baukernaktivierung der Stahlbetondecken im Bereich der Krankenzimmer tragen zu einem bestmöglichen Raumklima bei. Selbstständig handeln kann der Patient z. B., indem er für natürliche Belüftung sorgt und die Fenster selbst öffnet. Auch die über dem Tisch angebrachte Hängeleuchte lässt sich auf persönliche Bedürfnisse anpassen. Die lose Möblierung ist in allen Ebenen in zurückhaltendem Weiß und hellem Grau gehalten. Die Farben des Zimmers kommen so voll zur Geltung.

Heilungsimpulse der Natur nutzen

Das Konzept der Grünvernetzung soll die hohe Innenraumqualität durch optimalen Naturbezug ergänzen. Sowohl der Bestands- als auch der Neubauteil des DINZ orientieren sich dazu zum zentralen Patientengarten hin. Dank Glasfassade kann der Patientengarten von der Magistrale des Neubaus vom Erdgeschoss und von der Galerie im ersten Obergeschoss eingesehen werden.

 

Kontakt

HWP Planungsgesellschaft mbH

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