Farbgestaltung von OP-Räume
11.04.2012 -
Die Arbeitsbedingungen in OP-Räumen sind schwer. Sinnvoller Farbeinsatz verbessert das Arbeitsklima, erhöht die Konzentrationsfähigkeit der Mitarbeiter und senkt so Fehlerrisiken.
Noch vor 10 Jahren lag die Gestaltung neuer OP-Räume weitgehend in den Händen von Ingenieuren. Technische Innovationen standen im Vordergrund. Hinzu kommt, dass sich das gesamte medizinische Wissen derzeit alle fünf Jahre verdoppelt. Lange spielte das Thema Gestaltung im OP eine Nebenrolle.
Doch mit dem medizintechnischen Fortschritt sollte auch das Design Schritt halten: Bei Ergonomie und Funktionalität geht es um das Wohlbefinden und die Sicherheit der Patienten und vor allem um die Entlastung des Personals.
Arbeitsplatz Operationssaal
Der Operationssaal als Arbeitsplatz ist zwangsläufig „entindividualisiert", funktional und durch die Abschirmung äußerer Einflüsse gekennzeichnet. Wahrnehmbare Tag-Nacht-Unterschiede fehlen weitgehend, bei Nichtvorhandensein von Fenstern sogar vollständig. Die Ansprüche der Patienten und die des Personals können miteinander und mit wirtschaftlichen Notwendigkeiten und baulichen Gegebenheiten kollidieren.
Für Patienten und Personal besteht eine gewisse Unfallgefahr. Ergonomie und die Gestaltung der im OP verwendeten Produkte spielen daher eine wichtige Rolle. Operationseinheiten gehören zu den teuersten Arbeitseinheiten im Krankenhaus; die OP-Minute wird in Deutschland 2009 mit 7 € veranschlagt. Die Gestaltung und das Management von Operationsabteilungen muss daher unter Einbeziehung von Aspekten des Arbeitsschutzes und der Gesundheitsökonomie möglichst berufsgruppenübergreifend gelöst werden. Zum Arbeitsschutz gehört die Farbe.
Analyse baulicher Strukturen
Die Gestaltung der OP-Bereiche erfordert die Berücksichtigung ablauf- und arbeitsplatzspezifischer Faktoren, welche auf die ökonomische Leistungsfähigkeit, die Arbeitsqualität des Personals und auf die Patientenversorgung wirken.
Bauliche Maßnahmen sollten in der Planung durch evidenzbasierte Analysen systematisch in die Bewertung mit einbezogen werden. Wo es für dafür keine experimentellen wissenschaftlichen Studien gibt, sollte die Empfehlungsstärke Good Clinical Practice GCP angewandt werden.
Die dauerhaft hochkonzentrierte Arbeit im OP erfordert eine starke körperliche und psychische Kondition. Dazu gehört auch das Ausschalten und Vermeiden von farbigen Nachbildern.
Farbwahrnehmung und sukzedaner Farbkontrast
Die Farbwahrnehmung durch das Auge kann uns auch verblüffende Effekte liefern. Schauen wir eine Weile auf einen intensiven Farbton und blicken dann auf eine andere Fläche, so wird die Gegenfarbe in abgeschwächter Form durch das Auge auf die Fläche projiziert. Das Auge liefert uns einen Farbton, der gar nicht zu sehen ist.
Wie entsteht dieses Phänomen? Bei längerem Betrachten z.B. eines roten Farbtones wird der Sehstoff des roten Rezeptor verbraucht. Schaue ich nun auf eine weiße Wand, so sind nur noch der blaue und grüne Rezeptor übrig: Die Mischung ergibt die Summe aller restlichen Farben, und wir erhalten den sukzedanen Farbkontrast.
Ein bekanntes Beispiel sind Kleidung und OP-Tücher in den Operationssälen. Meistens sind sie grün oder blau. Damit kann man den Nachbild-Effekt unterdrücken. Wäre die Kleidung weiß, würde der Chirurg beim Aufblicken ein blaugrünes Nachbild sehen. Das Auge muss sich wieder adaptieren, was zum einen Zeit kostet und zum anderen die Konzentrationsfähigkeit mindert.
Die Farbigkeit hört jedoch nicht bei der Kleidung auf. Fußboden, Decke und vor allem Wände gehören auch dazu.
Objektivierte Kriterien für eine sinnvolle Gestaltung von OP-Räumen
Eine gut abgestimmte Ergonomie soll einen flüssigen Arbeitsablauf ermöglichen, um die gesteigerten Anforderungen in der Benutzungshäufigkeit zu erfüllen. Zur Ergonomie gehört auch die Farbe und das Licht. Im Vorfeld der Planung sind deshalb detaillierte Untersuchungen notwendig. Wir zählen Ihnen einige Fragen auf, die zur Lösung der Aufgabenstellung gehören:
- Welche Operationsfelder werden betätigt?
- Wie ist die Physiologie der Operation, was ist zu beachten?
- Welche Farbtücher werden verwendet (Grün - Blau)?
- Wie hoch ist die Leuchtdichte von Infeld zu Umfeld?
- Wie sind die farbigen Nachbilder durch OP-Sichtfeld und -umfeld und wie werden sie neutralisiert?
- Wo muss mit Farbe korrigiert werden, um dauernde Adaptionen des Auges zu vermeiden?
- Wie ist die Lärmbelastung?
- Wie ist der räumliche Ablauf der Operationen?
- Welche Funktions-Zonen sind vorhanden?
- Welche Reinraum-Materialien kommen zum Einsatz?
- Wie ist die Beleuchtung? Wo kann sie optimiert werden?
- Welche Farben liegen bereits fest?
Diese wie auch weitere auf das spezielle Projekt abgestimmten Themen werden bearbeitet und ergeben die Grundlage für objektivierte Kriterien.
Fazit
Farbe in homöophatischen Dosen ist das geeignete Mittel, die hochintelligenten Menschen bei ihrer Arbeit physiologisch und psychologisch zu unterstützen, ihre hochkonzentrierte Arbeit fehlerfrei zu erledigen. Schließlich verwenden weder die Chirurgen noch ihr Team Doping oder Aufputschmittel, um ihren Job zu tun. Dass es so bleibt und die Patienten auch etwas davon haben, dafür leistet Farbe - sinnvoll eingesetzt - ihren wichtigen Beitrag. Dass das Licht hinzugehört, ist selbstverständlich, schließlich macht Licht die Farbe erst sichtbar.
Kontakt
Farbatelier Raum für Farbe
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