TÜV SÜD: Energiekosten optimieren
02.07.2012 -
TÜV SÜD: Energiekosten optimieren. Steigender Kosten- und Wettbewerbsdruck im Gesundheitswesen zwingt Krankenhäuser zu mehr Wirtschaftlichkeit und Energieeffizienz. Optimierungspotentiale beim Energieverbrauch werden oft nicht ausgeschöpft. Bei einem Verwaltungsgebäude konnten mit der Komplexen Energieberatung von TÜV SÜD die Energiekosten bereits ohne Investitionskosten um 8 % gesenkt werden. Weitere 15 bis 25 % wurden mit überschaubaren Investitionen erzielt.
Trotz steigender Energiekosten werden in vielen Krankenhäusern vorhandene Optimierungspotentiale hinsichtlich des Ressourcenverbrauchs und Beschaffungsmanagements nicht konsequent erschlossen. In der Praxis liegen Daten zum Energieverbrauch oft nicht vor oder können mangels Personal, Zeit oder aufgrund fehlender Finanzmittel nicht ausgewertet werden. Die rund 2.100 Krankenhäuser in Deutschland wenden Schätzungen zufolge jährlich rund 1,5 Mrd. € für ihre Energieversorgung auf. Gut ein Drittel dieser Kosten könnte eingespart werden. Mit 70 bis 80 % entfällt der Großteil des Energieeinsatzes auf die Wärmeerzeugung. So verbraucht ein Krankenhaus im Jahr zwischen 15 MWh und 70 MWh Wärme pro Bett. Der Stromverbrauch schwankt üblicherweise zwischen 3 MWh und 23 MWh je nach Leistungsspektrum und Größe. Im Mittel werden rund 30 MWh Wärme bzw. 7 MWh Strom benötigt. Starke Energieverbraucher sind neben spezieller Medizintechnik wie Kernspintomografen meist gebäudetechnische Anlagen wie Aufzüge, Raumluft-, Klima- und Heiztechnik oder Beleuchtungssysteme, die alle Teile eines Klinikums betreffen. Allein die Energiekosten eines vollklimatisierten Verwaltungsgebäudes können sich in 50 Jahren auf die Hälfte der ursprünglichen Investitionskosten summieren. Ein Komplexer Energieaudit deckt Optimierungspotentiale auf und ist Ausgangspunkt für die Entwicklung gezielter Maßnahmen zur Kostensenkung.
Einsparpotentiale übergreifend lokalisieren
Die grundlegende Analyse des Krankenhaus-Energieverbrauchs sollte von einem interdisziplinären Experten-Team aus Anlagen-, Elektro-, Gebäude- und Bautechnik erfolgen. Hierbei prüft die Komplexe Energieberatung zunächst Unterlagen wie Anlagendokumentation, Pläne, Lieferverträge oder Abrechnungen. Anschließend folgt eine gründliche Begehung der Einrichtung. Gegebenenfalls werden ergänzende Messungen vorgenommen und das Personal befragt. Untersucht werden auch einzelne Verbraucher wie Großküchen und Wäschereien oder Arbeitsprozesse wie die Desinfektion und Sterilisation von Instrumenten und Materialien. Die Experten werten zudem die technischen Gebäudesysteme (Raumlufttechnische Anlagen, Klima, Wasser, Licht) aus und beurteilen deren Zustand. Auf dieser umfassenden Bestandsaufnahme und Daten-Basis wird unter strikter Beachtung der Wirtschaftlichkeit ein individuelles Konzept zur Energieeinsparung und zur rationelleren Energienutzung erarbeitet.
Gebäudetechnische Anlagen optimal einstellen
Erheblichen Einfluss auf die Energiekosten hat häufig die sorgfältige Regelung der raumlufttechnischen Anlagen. Das zeigt das Beispiel eines vollklimatisierten Verwaltungsgebäudes in Warschau. Die TÜV SÜD-Experten konnten hier Einsparpotentiale von 7 % der elektrischen Energie zuzüglich Einsparungen an Wärme und Kälte erzielen – insbesondere durch die exakte Anpassung der Betriebszeiten an tatsächliche Belegungen sowie durch die Regelung der Zulufttemperatur. Bei der Entlüftung der Tiefgaragen ließ sich der Stromverbrauch sogar zwischen 50 und 75 % senken, indem die Lüftungsanlage exakt an die Kernzeiten der Nutzung angepasst wurde. Hohes Sparpotential birgt auch die Klimatisierung: Mit geringen Investitionskosten können Zulufttemperatur und -feuchte exakter an Normwerte angepasst und Kosten gesenkt werden. In vielen Fällen sind die gebäudetechnischen Anlagen auf maximale Belegungszahl eingestellt, die nur selten erreicht wird. So konnte in Warschau die Verdampferleistung um fast 50 % reduziert werden, indem der Wert für die Feuchte um 15 % gemindert wurde. Auch die Anpassung von Beleuchtungssystemen ermöglicht oft beträchtliche Kostensenkungen. Erfahrungsgemäß kann die Bürobeleuchtung ohne Einschränkung des Nutzungskomforts meist um 5– 10 % gedimmt werden. Gleiches gilt für die individuelle Nachregelung klimatisierter Zonen: Eine Kombination aus Sensibilisierung der Nutzer, Begrenzung der Regelungsbreite, besserer Anpassung an die Zuluft sowie regelmäßige Kontrollen des Betriebszustands kann den Wärme- und Stromverbrauch von Heizung und Klimatisierung um 10 % senken.
Wirtschaftliche Maßnahmen entwickeln
Als Ergebnis der Komplexen Energieberatung von TÜV SÜD erhalten Krankenhaus-Betreiber eine detaillierte Analyse mit konkreten Handlungsanleitungen, deren Wirtschaftlichkeit im Vorfeld ermittelt wird. Die Anpassungen der Systeme für Raumlufttechnische Anlagen, Klima, Wasser und Licht senkten beispielsweise bei einem Verwaltungsgebäude in Warschau die Gesamtenergiekosten um 8 % und erforderten keine Investitionen. Fallen Investitionen an, wird zudem die Amortisationszeit berechnet. In Warschau ließen sich durch einen Investitionsaufwand von 180.000 € für energiesparendere Motoren sowie das Dimmen der Beleuchtung Gesamteinsparungen von 15 bis 25 % erzielen. Die Amortisationszeit betrug nur 18 Monate. Die Komplexe Energieberatung erweist sich als leistungsfähiges Instrument zur Umsetzung einer rationelleren Nutzung von Strom, Gas und anderen Energieträgern und minimiert die Energiekosten.