Krankenhaustag zeigt Perspektiven auf: Kliniken im Fadenkreuz der Gesundheitsreform
21.08.2014 -
Krankenhaustag zeigt Perspektiven auf: Kliniken im Fadenkreuz der Gesundheitsreform. Der 29. Deutsche Krankenhaustag wird vom 15.–18. November 2006 unter dem Generalthema „Wettbewerbs- und Leistungsorientierung – Zukunft der Krankenhäuser“ neben der wirtschaftlichen Bedeutung des stationären Sektors auch die strukturellen Auswirkungen der Gesundheitsreform 2006 auf den Wachstumsmarkt Krankenhaus in den Mittelpunkt der Diskussionen stellen.
Die Krankenhäuser in Deutschland stehen vor großen Herausforderungen: Während der Wettbewerb um die beste Qualität weiterhin stark zunimmt, hat das neue Finanzierungssystem über Fallpauschalen (DRGs) eine betriebswirtschaftliche Revolution ausgelöst.
Darüber hinaus wird die flächendeckende Einführung der elektronischen Gesundheitskarte zu großen Struktur- und Prozessveränderungen in den Kliniken führen.
Die Implementierung der eCard setzt einen erheblichen Modernisierung- und Reformierungsprozess in Gang, der ein radikales Reengineering im Gesundheitswesen zur Folge haben wird.
Damit tragen e-Health-Anwendungen in erheblichem Maße zur Lösung von Schnittstellenproblemen bei, wenn sie nicht sogar die unabdingbare Voraussetzung zur langfristigen, flächendeckenden Durchführung integrativer Versorgungsmodelle sind.
Um diese Herausforderungen zu meistern, benötigen Kliniken verlässliche Rahmenbedingungen – in der Finanzierung, in den Vorschriften für das einzelne Krankenhaus und schließlich auch in den zentralen Organen der Systemsteuerung.
Kostendämpfungspolitik ohne visionäre Strukturreformen
Die vorliegenden Eckpunkte der Bundesregierung für eine Gesundheitsreform 2006 haben jedoch alle Hoffnungen zunichte gemacht, die darauf gerichtet waren, dass mit der kurzatmigen Kostendämpfungspolitik der vergangenen Jahre nun endlich Schluss gemacht und die Finanzierung des Gesundheitssystems auf eine belastbare Grundlage gestellt werde.
So unterschiedlich die Reaktionen auf die Gesundheitsreform- Eckpunkte ausfallen, so unzweifelhaft ist, dass die 2.166 Kliniken in Deutschland zu den größten Verlierern des Reformentwurfs zählen.
Die Bundesregierung plant, die Krankenhausbudgets über ein „Sanierungsbeitrag“ pauschal um 1 % zu kürzen.
Dadurch gingen den Kliniken jedes Jahr Einnahmen in Höhe von 500 Mio. € verloren.
Jede Klinik müsste durchschnittlich 250.000 € einsparen, damit wären im Schnitt jeweils vier Arztstellen gefährdet.
Mit dieser Zwangsabgabe bürdet die Regierungskoalition dem stationären Sektor weitere Lasten auf, unter denen die flächendeckende 24-Stunden-Versorgung der Bevölkerung mittelfristig zusammenzubrechen droht.
Kliniken stehen mit dem Rücken zur Wand
Dabei ist die wirtschaftliche Lage der Kliniken bereits heute so dramatisch wie nie zuvor in der Geschichte der Bundesrepublik.
Angesichts massiver Budgetkürzungen und explodierender Mehrkosten stehen viele der knapp 2.200 Kliniken finanziell am Abgrund, sind von Insolvenz und Schließung akut bedroht.
Wartelisten und eine Unterversorgung insbesondere in ländlichen Gebieten werden mittelbar die Folge sein, wenn die Politik jetzt nicht massiv gegensteuert.
Die Budgets der Kliniken sind seit mehr als 10 Jahren gedeckelt und sinken faktisch, weil die Personalausgaben die Einnahmen deutlich übersteigen. Dieses Jahr beträgt die Budgetsteigerungsrate nur marginale 0,63 %.
Fast die Hälfte der Kliniken schreibt rote Zahlen. Tendenz steigend. Zusätzliche Belastungen können von den Kliniken schlichtweg nicht mehr verkraftet werden.
Bereits die zu erwartenden Mehrkosten aus der Tarifrunde 2006 in Höhe von ca. 1,5 Mrd. € sowie die aus der Erhöhung der Mehrwertsteuer ab 2007 resultierende Mehrbelastung von rund 500 Mio. € pro Jahr übersteigt die Belastbarkeit der Krankenhäuser bei weitem.
Hinzu kommen 50 Mrd. € Investitionsstau wegen ausbleibender gesetzlich vorgesehener Investitionsfinanzierung durch die Bundesländer.
Anders als in der Industrie können Krankenhäuser Steigerungen der Sach- oder Personalkosten nicht durch höhere Preise an die Kunden weitergeben. Kliniken rechnen mit den Krankenkassen nach festen vorgeschriebenen Kostensätzen ab.
Demographische Entwicklung und medizinischer Fortschritt
Alterspyramide und medizinischer Fortschritt führen dazu, dass immer mehr Menschen Krankenhausleistungen in Anspruch nehmen.
Krankenhäuser bilden das Rückgrat der medizinischen Versorgung und sind ein unverzichtbarer Bestandteil der sozialen Infrastruktur.
Millionenfach retten sie Leben.
Wenn Patienten nicht mehr ambulant behandelt werden können, werden sie an eines der 2.166 Krankenhäuser verwiesen. Hier werden Jahr für Jahr 17 Millionen Patienten rund um die Uhr hochleistungsmedizinisch versorgt.
Kein Patient wird abgewiesen. Die persönliche Betreuung gerät in Gefahr, wenn sich die wirtschaftlichen Zwänge weiter verschärfen.
Es darf aber nicht sein, dass unter dem gestiegenen ökonomischen Druck Entscheidungen im Krankenhaus, die die Patienten betreffen, mehr und mehr von wirtschaftlichen Zielen überlagert werden.
Kontakt:
Prof. Dr. Hans-Fred Weiser
Verband der Leitenden Krankenhausärzte
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D-Düsseldorf
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