IT & Kommunikation

Cloud Computing: Einstieg in kleinen Schritten

26.01.2012 -

Der Begriff Cloud-Computing verbindet sich nicht mit einer kompletten IT-Neuorganisation. Vielmehr bieten Cloud-Services die Chance, in kleinen Schritten Prozesse effizienter zu gestalten.

Cloud-Computing ist ein derzeit geradezu inflationär benutztes Marketing-Schlagwort. Kaum etwas wird heute nicht mit der „Cloud" in Verbindung gebracht. Im Gesundheitswesen gibt es bei der Idee, Informationen auf eine vermeintlich nicht exakt definierte Datenreise zu schicken, eine gewisse Zurückhaltung.

Jens-Uwe Thieme, Portfolio-Manager HIS/ERP/iCS bei iSoft: „Krankenhäuser sind heute noch extrem konservativ eingestellt. Denn es geht um ihre Daten, und es geht um extrem schützenswerte Daten."

Den Cloud-Gedanken nehmen daher viele Ärzte und IT-Leiter in Krankenhäusern nicht an. Doch es gibt Szenarien, in denen durch Cloud-Services bestehende Geschäftsprozesse verbessert werden und neue Geschäftsprozesse entstehen können. Cloud-Services sind ein Thema, von dem alle profitieren können, z.B. Hausarztpraxen und radiologische Praxen, Kliniken und ihre radiologische Abteilungen. Thieme: „Wir reden mit sehr vielen Partnern beispielsweise aus den Verbünden, in den Medizinischen Versorgungszentren und mit KIS-Verantwortlichen in Krankenhäusern."

Begreift man die Abläufe im Krankenhaus als Geschäftsprozesse, wird nicht nur ein „vertikaler" Ablauf wie das Anfertigen eines Röntgenbilds, sondern der zugehörige „horizontale" Vorgang im Klinikalltag betrachtet - also beispielsweise der Weg des Patienten von der Anmeldung bis zum Befund, wo dann auch das Röntgenbild wieder ins Spiel kommt. Thieme: „Wir versuchen hier, verschiedene Bereiche zu integrieren, denn oft gibt es in Kliniken zu viele Abteilungen, die - bezogen auf IT-Lösungen - nur ‚ihren eigenen Garten pflegen‘. Dabei geht es auch um die Auslastung von teuren Ressourcen wie OP-Sälen oder MRT-Geräten. Hier ist die Leitungsebene gefordert; Managemententscheidungen sind gefragt."

Auch für einfache organisatorische Aufgaben wie die Terminplanung müssen Grundsatzentscheidungen getroffen werden. „Betrachtet man das Krankenhaus als Gesamtes, darf nicht mehr allein eine MTA oder Chefsekretärin der Radiologie über die Terminlage Bescheid wissen", erklärt Thieme: „Das Optimierungspotential rechtfertigt das allemal - dabei braucht niemand Angst zu haben, dass ihm die Arbeit über den Kopf wächst oder plötzlich andere Akteure entscheiden. Hier müssen wir Aufklärungsarbeit leisten."

Politik der kleinen Schritte

Es gibt viele Vorgänge, die Cloud-Applikationen unterstützen können: beispielsweise die Terminplanung, gerade weil hier Verfügbarkeiten verschiedene Akteure und Ressourcen abgestimmt werden müssen. „Cloud-Applikationen können sinnvoll sein und viel Abstimmungsaufwand sparen", so Thieme. „Ist beispielsweise für einen Patienten eine radiologische Untersuchung erforderlich, so sind meist mehrere Telefonate, Rückfragen nach freien personellen und technischen Ressourcen sowie Wartezeiten erforderlich." Patienten verknüpfen diesen Aufwand nur selten mit Versorgungsqualität.

Eine Cloud-Applikation könnte den Prozess einer Terminvereinbarung erheblich vereinfachen und beschleunigen. Voraussetzung ist, dass die mitwirkenden Abteilungen und Ressourcen in die entsprechenden Kalender einer Cloud-Applikation eingetragen werden, das könnten die Terminkalender der beteiligten Ärzte und Schwestern sein. Zudem werden die Belegungszeiten der benötigten Geräte erfasst.

Eine Terminanfrage zeigt dann umgehend, zu welchen Terminen alle benötigten Ressourcen verfügbar sind. Entsprechend der gewünschten Intervalle können in der Belegungsplanung auch Pufferzeiten berücksichtigt werden - sodass Reserven entstehen. Thieme warnt jedoch davor, blindlings in Cloud-Services einzusteigen: „Das wäre so, als ob man sich einen riesigen Werkzeugkasten kauft, ohne zu wissen, was damit erledigt werden soll. Steht man dann vor der Aufgabe, einen Nagel in die Wand zu schlagen, fehlt in dem Werkzeugkasten möglicherweise der Hammer. Die vielen Schraubenschlüssel taugen dann gar nichts."

Vielmehr sei es wichtig, bei geeigneten Geschäftsprozessen schrittweise Aufgaben in die Cloud oder auf eine gehostete Applikation zu übertragen. Dabei müssen anfangs nicht einmal sensible Patientendaten übertragen werden, weil die Belegungsinformationen der beteiligten Personen und Geräte für Terminanfragen ausreichen.

Kleiner Einstieg mit kleinem Aufwand

Für den Einstieg in die Nutzung der Cloud werden im organisatorischen Bereich kaum neue IT-Ressourcen benötigt. Die unterschiedlichen Terminkalender für die Geräte, die Ärzte und Räume müssen lediglich in einer App zusammengeführt werden, wie sie iSOFT beispielsweise mit iES - iSOFT Enterprise Scheduling - anbietet. Dies ist eine solche Lösung, mit der Krankenhäuser ihre „Geschäftsprozesse" in kleinen Schritten in die Cloud verlagern können.

Haben sich die Akteure auf die gemeinsamen Prozesse geeinigt, so stehen heute oft schon ausreichend viele Cloud-Services zur Verfügung. Thieme: „Schlüsselfertige Applikationen wie iES können wahlweise in einer Private Cloud beim Anwender oder in einer Public Cloud bei einem externen IT-Dienstleister installiert werden." Wenn es also gelingt, alle Ressourcen für eine radiologische Untersuchung schon beim Praxisbesuch des Patienten beim Hausarzt abzufragen, würde das den Sprechstundenhilfen in den Praxen und den MTA in den Krankenhäusern viel Abstimmungsarbeit und den Patienten unnötige Wartezeit ersparen.

 

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