Politischer Abend des bvitg zur elektronischen Patientenakte: Verantwortung übernehmen. Machen.
22.10.2018 -
Unter der Fragestellung „Die ePA kommt! Ist das deutsche Gesundheitswesen bereit?“ diskutierte der Bundesverband Gesundheits-IT – bvitg e.V. am 17. Oktober 2018 auf seinem politischen Abend.
Zu Gast in der Botschaft der Republik Estland beleuchteten und diskutierten verschiedenste Stakeholder aus dem Gesundheitswesens die aktuellen Ereignisse rund um die elektronische Patientenakte (ePA); also Fragen zur Architektur, Datenhoheit und Interoperabilität.
Gleich zu Beginn wies Sebastian Zilch, Gastgeber des politischen Abends und Geschäftsführer des bvitg e. V, auf die Komplexität des Themas hin: „Die Ausgestaltung der Einführung der elektronischen Patientenakte darf nicht ohne Wissenschaft und Industrie beschlossen werden. Ein Letter of Intent verteilt Aufgaben zwischen GKV-Spitzenverband, KBV, KZBV und berücksichtigt damit nicht alle Gruppen, die in der Versorgung und Forschung relevant sind. Um Innovation sicherzustellen, sollte der freie und faire Wettbewerb aller aktuellen und zukünftigen Aktenanbieter sichergestellt sein. Nur so hat der Patient eine echte Wahlfreiheit.“
Grundsätzlich sei die Einführung der elektronischen Patientenakte eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, die eilt, ergänzte Zilch. Dass dabei der Patient im Vordergrund stehen muss, bekräftigte auch Dr. Gottfried Ludewig, Leiter der Abteilung „Digitalisierung und Innovation“ im Bundesministerium für Gesundheit (BMG), in seiner Keynote. So müsse die ePA nicht im theoretischen, sondern im praktischen Leben der Patienten funktionieren. Ziel sei es, schnell zu Lösungen zu kommen und Verantwortlichkeiten klar zu verteilen.
Wie weit entfernt Deutschland davon ist, zeigt die aktuelle Studie der Stiftung Münch: Hier belegt Deutschland im Vergleich zu anderen europäischen Ländern einen der hinteren Plätze. Wiederum Vorreiter in der Umsetzung ist Estland. Seit über 13 Jahren wird dort eine Akte angeboten. Als Erfolgsfaktoren in der Umsetzung werden die hohe Nutzungsrate von digitalen Gesundheitslösungen, Transparenz über den Zugriff auf die Daten sowie die Nutzung internationaler Standards genannt.
In der anschließenden Diskussionsrunde diskutierten Tino Sorge, MdB, Alexander Beyer (gematik), Nico Schwartze (AOK Nordost) und Prof. Dr. Gernot Marx (Uniklinik RWTH Aachen) die Umsetzung der ePA. Die Diskutanten waren sich einig, dass die Umsetzung der Akte auf Basis internationaler Standards unter Beteiligung der Industrie und Wissenschaft geschehen sollte und proprietäre Lösungen vermieden werden müssen. Es bestand ebenfalls deutlicher Konsens darüber, dass es ein eHealth-Zielbild sowie eine daraus abgeleitete Digitalisierungsstrategie braucht. Der eHealth-Berichterstatter Sorge mahnte dabei an sich auf die Chancen zu konzentrieren.
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