Umfrage von HIMSS Europe: Knappe Budgets und wenig staatliche Unterstützung
10.11.2016 -
Krankenhäuser und andere Gesundheitseinrichtungen sind überzeugt: Healthcare IT kann dabei helfen, die Behandlung der Patienten zu verbessern, den Austausch von Gesundheitsdaten zu erleichtern und die strapazierten Gesundheitssysteme durch Kostensenkungen finanziell zu entlasten. Das ergab eine europaweite Studie, die von HIMSS Europe durchgeführt wurde. Gerade in Deutschland, Österreich und der Schweiz beurteilen die Befragten den aktuellen Stand der Entwicklung jedoch skeptisch. Knappe Budgets und eine unzureichende staatliche Unterstützung sind den Ergebnissen zufolge die größten Herausforderungen, denen sich IT-Verantwortliche in Gesundheitseinrichtungen gegenübersehen. Dieser Befund gilt für alle europäischen Länder – auch wenn das Meinungsbild vielerorts positiver ausfällt als im deutschsprachigen Raum.
Entwicklungsstand der Healthcare IT im deutschsprachigen Raum
Die überwiegende Mehrheit der Befragten aus Deutschland, Österreich und der Schweiz haben das Potenzial von Healthcare IT erkannt: 89% gaben an, dass die IT in ihrer Organisation mit dem Ziel weiterentwickelt wird, die Qualität der Pflege sowie die Patientensicherheit zu verbessern. Außerdem wird das Ziel verfolgt, die wirtschaftliche Effizienz der Gesundheitseinrichtung zu steigern (79%). Die Branche scheint sich also der Chancen bewusst, die die Digitalisierung des Gesundheitswesens mit sich bringt. Was den Entwicklungsstand der IT-Systeme angeht, sehen viele Befragte jedoch Verbesserungsbedarf: Auf einer Skala von eins bis zehn bewerteten 52% den Zustand der Healthcare IT in ihren Organisationen mit vier bis sechs Punkten.
Der elektronische Austausch von Gesundheitsdaten ist ein Feld, das in den vergangenen Jahren stark an Bedeutung gewonnen hat. Denn grundsätzlich gilt: Je mehr medizinische Informationen zur Verfügung stehen, desto höher die Behandlungsqualität und desto genauer die Diagnosen der Ärzte. Der Abteilungs- und Organisationsübergreifende Austausch von Gesundheitsdaten ist folgerichtig laut 62% der Befragten der größte Trend in der Healthcare IT. 48% sind darüber hinaus der Ansicht, dass auf diesem Bereich die höchste Priorität liegen sollte, wenn Gesundheitseinrichtungen zukünftig in Informationstechnologie investieren.
Zwei zentrale Fortschrittshemmnisse wurden in der Studie benannt: Das erste sind unzureichende Budgets. Knapp zwei Drittel der Befragten (61%) gaben an, dass das IT-Budget ihrer Organisation nicht ausreiche. Darüber hinaus benannten die Befragten die ihrer Ansicht nach mangelhafte staatliche Unterstützung als Hürde. 70 % gaben, dass der Gesetzgeber eHealth-Initiativen nur unzureichend fördere. Besonders verbreitet ist diese Einschätzung in Deutschland: Hier benannten gar 87% der Befragten die unzureichende Unterstützung durch den Staat als Problem.
Länderübergreifende Herausforderungen
Insgesamt gesehen beurteilen die Befragten aus anderen europäischen Ländern den Entwicklungsstand der Healthcare IT positiver als ihre deutschen, österreichischen und Schweizer Kollegen: Auf einer Skala von eins bis zehn bewertete die Mehrheit (52%) den Zustand der IT-Systeme in ihrer Organisation mit sieben oder mehr Punkten – in Deutschland etwa kommen nur 24% zu einem derart positiven Urteil. Auch gesamteuropäisch gesehen erweisen sich knappe Budgets und mangelnde staatliche Unterstützung jedoch als ungelöste Herausforderungen.
Rainer Herzog, General Manager DACH bei HIMSS Europe, kommentierte die Studie wie folgt: „Die Gesundheitssysteme unterscheiden sich von Land zu Land und die Qualität der IT-Systeme unterscheidet sich von Krankenhaus zu Krankenhaus. Die Ergebnisse unserer Studie zeigen aber, dass die Herausforderungen europaweit die gleichen sind. Deshalb setzen wir auf internationalen Austausch. HIMSS bietet der Branche eine globale Plattform, um die in der Studie identifizierten Herausforderungen gemeinsam anzugehen und zu lösen. Wir sind uns sicher, dass die Digitalisierung des Gesundheitswesens ein Projekt ist, dass durch eine Intensivierung der europäischen Zusammenarbeit starke Fortschritte machen wird.“
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