Bessere Traumata-Diagnose mit 7-T-MRT
21.10.2015 -
Schädel-Hirn-Traumata – medizinisch: axonale Scherverletzungen – erleiden rd. 270.000 Menschen pro Jahr.
Bei ca. einem Drittel dieser Hochrasanz-Traumen sind schwere Hirnverletzungen nicht nachweisbar. Wissenschaftler der Medizinischen Fakultät der Universität Duisburg-Essen am Uniklinikum Essen untersuchten erstmals den diagnostischen Einsatz eines 7-Tesla-MRT.
Die Kosten für das Gesundheitssystem zur Versorgung Schädel-Hirn-Verletzter werden auf 2,5 Mrd. € jährlich geschätzt. Ausgelöst wird ein Trauma z. B. durch Verkehrsunfälle, Stürze aus großer Höhe oder Sportverletzungen. Die rasche Be- und Entschleunigung des Hirngewebes lässt Nervenfasern zerreißen und löst Mikroblutungen aus. Anschließend leiden die Patienten unter verschiedenen Symptomen, angefangen bei leichten Gedächtnisstörungen bis zu posttraumatischer Demenz.
Nur 72 % dieser schwerwiegenden Kopfverletzungen lassen sich zweifelsfrei diagnostizieren. Bei ca. einem Drittel der Patienten ist keine strukturelle Hirnschädigung nachweisbar, obwohl sie unter neurologischen und neuropsychologischen Beeinträchtigungen leiden. Dabei ist die Diagnose für Rehabilitation, berufliche Reintegration sowie in versicherungsrechtlichen Fragen entscheidend. „Bei Verdacht auf ein Schädel-Hirn-Trauma setzt man u. a. auf radiologische Untersuchungen, in der Regel auf MRT“, so Prof. Dr. Michael Forsting, Direktor des Institutes für Diagnostische und Interventionelle Radiologie und Neuroradiologie am UK Essen. Ein neuer Ansatz gibt Hoffnung auf Klarheit. In einer Pilot-Studie am UK Essen verbesserten die Wissenschaftler die Identifikation der traumatischen Mikroblutungen im Gehirn entscheidend. Sie verglichen dabei die Bilder der üblichen 3-Tesla-Hochfeld-MRT mit der mehr als doppelt so starken 7-Tesla-Ultrahochfeld-MRT.
Untersucht wurden 10 Probanden mit Scherverletzungen im Alter von 20 bis 74 Jahren. Die 7-T-MRT stellte bei den Betroffenen signifikant mehr traumatische Mikroblutungen in der Hirnsubstanz dar als vergleichbare 3-Tesla-Aufnahmen. Dies führen die Forscher darauf zurück, dass der Suszeptibilitätseffekt der Blutabbauprodukte, also ihre Magnetisierbarkeit, mit steigender Magnetfeldstärke zunimmt. Zudem erlaubt die 7-T-MRT Aufnahme des Gehirns in höherer räumlicher Auflösung als es mit klinisch gebräuchlichen MRT-Scannern von 1,5 T und 3 T Magnetfeldstärke möglich ist.
Bisher wird der 7-T-MRT nur für Forschungszwecke am Erwin L. Hahn Institut für Magnetresonanz genutzt. In weiteren Studien ist nun zu klären, ob er sich auch bei unklaren Fällen von Schädel-Hirn-Traumata einsetzen lässt.