Medizin & Technik

Gezielte Strahlenbehandlung während der Brustkrebs-OP

11.03.2013 -

Gezielte Strahlenbehandlung während der Brustkrebs-OP. Jährlich erkranken rund 48.000 Frauen in Deutschland an Brustkrebs. Fast 70% von ihnen können heute so operiert werden, dass die Brust erhalten bleibt.
Damit ist das Risiko, dass der Tumor am gleichen Ort wieder auftritt, zwar erhöht, lässt sich aber durch eine anschließende Bestrahlung des Brustgewebes wieder senken.
Doch für viele Frauen ist die oftmals bis zu sieben Wochen dauernde Strahlenbehandlung eine Belastung: Sie fühlen sich schlapp und es kann zu Hautveränderungen kommen.

TARGiT Studie lässt hoffen
Im Sankt Gertrauden Krankenhaus wird jetzt berlinweit eine Strahlenbehandlung erprobt, die schonender, gezielter und damit effektiver wirkt: die intraoperative Bestrahlung. Bei dieser Methode wird nach Entfernung des Tumors das Brustgewebe noch im Operationssaal in der unmittelbaren Umgebung bestrahlt.
Dabei wird die Strahlendosis über einen 1,5–5 cm großen kugelförmigen Strahlenkopf direkt in die Wundhöhle verabreicht. Die Frau ist dabei in Narkose, in der Regel eine halbe Stunde länger als bei einer Operation, wenn der Tumor lediglich entfernt wird.
Die Vorteile sind immens: Nebenwirkungen der Haut sind so gut wie ausgeschlossen.
Die ehemalige Tumorregion wird genau von den Strahlen getroffen. Eine sonst übliche, wochenlange Strahlentherapie nach der Operation kann den Patientinnen erspart werden.
Möglich ist dieses Verfahren durch ein Strahlentherapiegerät namens Intrabeam. Die Bestrahlungseinheit hat die Größe eines fahrbaren Röntgengerätes, ist auch fahrbar und kann in jedem Operationssaal, welcher auch für die Durchleuchtung zugelassen ist, zum Einsatz kommen.
Im Gegensatz zu anderen Geräten der Strahlentherapie arbeitet das Intrabeam mit sog. weichen Röntgenstrahlen. Sie reichen nur wenige Zentimeter. Spezielle Schutzräume für das Personal sind nicht erforderlich.
Ob das neue Verfahren langfristig Erfolg hat, wird derzeit in der internationalen Multicenterstudie TARGiT erprobt.
Neben den Ärzten des Berliner Sankt Gertrauden Krankenhauses, und Kollegen aus München, Mannheim und Frankfurt/Main nehmen Wissenschaftler aus Italien, England, den USA und Australien daran teil und vergleichen die Ergebnisse einer herkömmlichen sechswöchigen, externen Strahlentherapie mit der einmaligen intraoperationen Radiobehandlung.
Hunderte von Frauen haben dadurch die Gelegenheit, sich mit der Intrabeam- Einmalbestrahlung behandeln zu lassen.
Während der Erprobung soll festgestellt werden, ob eine einmalige Bestrahlung mit Intrabeam in ihrer Wirkung 30–35 konventionellen Bestrahlungen entspricht, d.h. ob sie die Gefahr des Wiederauftretens von Krebs in der betroffenen Brust ebenso wirksam eindämmt und die gleiche Langzeitwirkung auf das Brustgewebe hat.
„Die bisherige Erfahrungen in den beteiligten Brustzentren zeigen, dass die Frauen dank der kurzen Strahlenbehandlung eine sehr gute Lebensqualität haben und gleichzeitig die Therapie sicher ist“, sagte Prof. Dr. Jens-Uwe Blohmer, Leiter des Brustzentrums City der Abteilung für Frauenheilkunde und Geburtshilfe im Sankt Gertrauden Krankenhaus.
Nach seiner Aussage müssen die Patienten, die sich an der Studie beteiligen, mindestens 50 Jahre alt sein. „In diesem Alter ist es weniger wahrscheinlich, dass der Tumor an anderer Stelle wieder auflebt“, so Blohmer. Der Brustkrebs darf nicht größer als 2 cm sein, er muss einen bestimmten Gewebetyp haben (invasiv-duktal).
50 Frauen sollen im Sankt Gertrauden Krankenhaus nach der neuartigen Methode behandelt werden, zwei sind bereits intraoperativ bestrahlt. Die Ergebnisse werden mit jenen von 50 Kontrollpersonen verglichen, die die herkömmliche Therapie erhalten.
Im März informierten sich bei einem Aktionstag im Sankt Gertrauden Krankenhaus zahlreiche Frauen und Männer über das Thema Brustkrebs. Im Mittelpunkt der Veranstaltung stand die neue Bestrahlungsmethode.
Des Weiteren wurden die Veranstaltungsbesucher von Prof. Dr. Jens-Uwe Blohmer über Präventionsmaßnahmen, diagnostische Möglichkeiten und Therapiemethoden bei Brustkrebs informiert. Viele Frauen interessierte, wie sie Brustkrebs früh erkennen können.
„Ich empfehle jeder Frau, regelmäßig zur Krebsvorsorge zu gehen sowie die Selbstbetrachtung bzw. -untersuchung der Brust", so Prof. Blohmer. Den Frauen zwischen 50 und 69 Jahren rät er alle zwei Jahre zu einer Mammographie.

Birgit Arzig,Worms

Top Feature

Folgen Sie der
Management & Krankenhaus

 

 

MICROSITE Gesundheits-technologie

Lesen Sie hier

MICROSITE Digitale Identität

Lesen Sie hier

Top Feature

Folgen Sie der
Management & Krankenhaus

 

 

MICROSITE Gesundheits-technologie

Lesen Sie hier

MICROSITE Digitale Identität

Lesen Sie hier