Medizin & Technik

Hightech-Medizin versus Sparanstrengungen

29.10.2012 -

Jochen Franke, Vorsitzender des Medica-Beirats, ist sich sicher, dass Medizintechnik-Unternehmen sich zunehmend zu Dienstleistern entwickeln.

Der medizinische Fortschritt wird neben der demografischen Entwicklung als großer Kostentreiber im Gesundheitswesen angesehen. Wie lassen sich Hightech-Medizin und Sparanstrengungen unter einen Hut bringen? Jochen Franke, Vorsitzender des Medica-Beirats und Geschäftsführer von Philips, steht Rede und Antwort.

M & K: Welche Trends gibt es für die Medizintechnik und auf der Medica?

Jochen Franke: Wir sehen immer mehr, dass auf der einen Seite Hightech-Medizin gefragt ist, auf der anderen Seite der Kostendruck im Gesundheitsmarkt enorm zunimmt. Hier Lösungsansätze zu finden, ist sicherlich eine der Frage, um die es geht.

Gibt es Besonderheiten für die Krankenhäuser?

Jochen Franke: Krankenhäuser müssen tagtäglich den Spagat zwischen Kostendruck und Zukunftssicherung schaffen und brauchen daher mehr denn je bezahlbare Lösungen, die die zeitgemäße Patientenversorgung in der Klinik sicherstellt.

Seit Jahren gibt es Diskussionen, wie der medizinische Fortschritt bezahlt werden soll. Ist er wirklich der Kostentreiber Nummer 1?

Jochen Franke: Philips investiert in die Forschung und Entwicklung von zukunftsweisenden Technologien, denn medizinischer Fortschritt ist wichtig. Er gibt Menschen die Chance auf ein besseres und vor allem gesünderes Leben. Wir müssen aber auch dafür sorgen, dass diese Technologien bezahlbar bleiben. Und das tut Philips mit unterschiedlichen Finanzierungs-, Beratungs- und Serviceangeboten.

Werden Medizintechnik-Unternehmen auch zum Dienstleister?

Jochen Franke: Ja. Wie bereits erwähnt, gehören kundenspezifische Dienstleistungen wie Finanzierung, Beratung und Service bei uns zum Angebot dazu. Unser Geschäftsbereich Philips Healthcare Solutions bietet neben klassischen Serviceangeboten wie Betreibermodellen oder After-Sales-Services auch modulare Servicepakete an, um sowohl auf die unterschiedlichen Ansprüche des klinischen Alltags in großen Krankenhäusern als auch auf niedergelassenen Praxen flexibler eingehen zu können.

Wie kann die Medizintechnik dazu beitragen, eine optimale Behandlung zum optimalen Preis sicherzustellen?

Jochen Franke: Da gibt es viele Wege. Wir bieten unter anderem Updates von vorhandenen Technologien an. Das heißt, dass das System bleibt, aber immer mit den neuesten Hightech-Features ausgestattet wird. Viel „Spar"-Potential liegt auch in der bestmöglichen Auslastung der Systeme und ihrer optimalen Integration in die Arbeitsabläufe. Hierzu bieten wir auch entsprechende Beratungen an.

Schön länger ist ein Zusammenwachsen von IT und Medizintechnik zu beobachten. Wie setzt sich dieser Trend fort?

Jochen Franke: Der Trend ist Realität und spiegelt sich in unseren Systemen und Lösungen entsprechend wider. Ein Beispiel aus der interventionellen Röntgendiagnostik ist AlluraClarity. Hier arbeiten Hard- und Software Hand in Hand, sodass die Dosis bei interventionellen Eingriffen signifikant reduziert werden kann. Auch neu in diesem Bereich ist der EchoNavigator. Mithilfe dieser Software ist es möglich, die jeweiligen Vorteile der Ultraschall- und Röntgenbildgebung vollständig miteinander zu kombinieren. Damit lässt sich die Eingriffssicherheit bei kathetergestützten Herzinterventionen von strukturellen Herzerkrankungen (SHD) verbessern.

Gibt es Auswirkungen der Trends zur mHealth und zum Cloud Computing auch auf die Medizintechnik?

Jochen Franke: Die gibt es, denn die Grenzen zwischen klassischer Medizintechnik und IT verschwinden zunehmend. Themen der eHealth halten Einzug in die Medizintechnik. Die Darstellung medizinischer Bilder auf mobilen Endgeräten gehört z. B. dazu. Das IntelliSpace Portal ist eine entsprechende Lösung. Es verfügt über eine Kollaborationsfunktion, bei der mehrere Nutzer den gleichen Fall betrachten und in Echtzeit die Änderungen des anderen nachverfolgen können ... ortsunabhängig, und falls nötig auf dem Tablet-PC. Ein weiterer starker Trend sind Gesundheitsapps. Hier bietet Philips für den iPad und das iPhone die Vital Signs Camera an. Sie kann die Herzfrequenz sowie die Zahl der Atemzüge pro Minute ermitteln. Mit der HeartStart-App kann man den Umgang mit einem Defibrillator lernen. Er zeigt unkompliziert in einzelnen Schritten, wie man einem Menschen im Notfall hilft.

Welche technische Neuerungen darf man bis November erwarten?

Jochen Franke: Da gibt es einiges. Ein Beispiel ist die nächste Generation tragbarer Patientenmonitore für die lückenlose Überwachung von mobilen Patienten in der Klinik. Ein anderes Beispiel ist unser EchoNavigator. Mit ihm lassen sich Röntgenaufnahmen und 3-D-Ultraschallbilder in Echtzeit synchronisieren und machen damit die Eingriffe am Herzen sicherer.

Zur Person

Jochen Franke, Geschäftsführer des Unternehmensbereiches Healthcare der Philips GmbH sowie Vorsitzender des Medica-Beirates. Er ist zudem Vorstandsmitglied beim ZVEI - Zentralverband Elektrotechnik- und Elektronikindustrie. 1978 begann er seinen Berufsweg bei Philips und war seither in unterschiedlichen Managementfunktionen verschiedener Unternehmensbereiche in Deutschland, den Niederlanden, Korea und Japan tätig. Seit März 2003 ist er in seiner Rolle für den Vertrieb und Service der medizintechnischen Aktivitäten in Deutschland, Österreich und der Schweiz verantwortlich.

 

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