Medizin & Technik

Sonografie in der Regionalanästhesie – Aufbruch zu neuen Möglichkeiten

26.01.2012 -

Viele Eingriffe auf chirurgischem, gefäßchirurgischem, orthopädischem oder auch traumatologischem Fachgebiet können heute sowohl in Narkose oder auch in Lokalanästhesie durchgeführt werden. Die Verfahren der Regionalanästhesie bieten eine von den betroffenen Patienten immer häufiger gewählte Alternative - und dies nicht ohne Grund!

Ein großer Vorteil der Verfahren der Regionalanästhesie liegt einerseits in der Vermeidung der speziellen Risiken einer Narkose, da der Patient während des Eingriffes wach ist und selbstständig atmet, andererseits bietet eine Regionalanästhesie eine lang anhaltende Schmerzreduktion nach einem Eingriff und kann mit einem liegenden Katheter kombiniert werden.

Was bedeuten nun Regional- und Leitungsanästhesie?

Eine Regionalanästhesie beinhaltet die Betäubung eines begrenzten Bereiches des Körpers. Hierbei werden Blockaden von peripheren Nerven (Leitungsanästhesie), Nervengeflechten (Plexusanästhesie) und rückenmarksnahe Verfahren (Spinalanästhesie und Periduralanästhesie) unterschieden. Bei diesen Techniken wird die Reiz- und Schmerzweiterleitung vom Operationsgebiet zum Rückenmark und Gehirn blockiert.

Voraussetzungen sind außer detaillierten Kenntnissen in der lokalen Anatomie die Beherrschung der Punktionstechniken zur Applikation der Lokalanästhetika. Hier hat sich der Ultraschall in den letzten Jahren zu einem wichtigen und unverzichtbaren additiven Verfahren in der Anästhesie entwickelt.

Die sehr hohe Auflösung moderner Ultraschallgeräte bzw. der verwendeten Sonden kann heute nervale Strukturen im Millimeterbereich darstellen. Somit bietet der Ultraschall die Möglichkeit der exakten anatomischen Darstellung von gewünschten nervalen oder vaskulären Strukturen, außerdem ist die Methode unabhängig von Einschränkungen der Nervenfunktion. Bei einer Leitungsanästhesie oder Leitungsblockade werden bestimmte Nerven oder Nervenäste durch Umspritzung mit Lokalanästhetika für die Schmerzleitung ausgeschaltet.

Damit kann in dem von dem oder den Nerven versorgten bzw. betäubten Gebiet zeitlich begrenzt ein operativer Eingriff durchgeführt werden und für den Patienten eine Schmerzfreiheit in diesem Areal erreicht werden. Hierbei werden Kanülen oder Nervenstimulationskanülen unter Ultraschallkontrolle exakt platziert, dann der betreffende Nerv mit ungefährlichen Stromstärken gereizt und eine Muskelzuckung als Erfolgskriterium ausgelöst. Die Positionierung der eingebrachten Kanüle kann und muss mit entsprechenden Ultraschallsonden genau beobachtet und auch dokumentiert werden. Bei der ultraschallgesteuerten Punktion kann auf eine Neurostimulation auch verzichtet werden, was für den Patienten weniger störende Irritationen bedeutet.

Durch die Kombination von Neurostimulationskanülen und ultraschallgesteuerter Punktion der Zielnerven bzw. Nervenplexus kann eine nahezu 100-prozentige Erfolgsquote erreicht werden. Da Gefäße und größere Nerven bzw. Nervenbündel meist gemeinsam in anatomischen Logen verlaufen, können und müssen Nerven- oder Gefäßverletzungen weitestgehend vermieden werden, was nur durch eine ultraschallgesteuerte Punktion bzw. Applikation des Lokalanästhetikums erreicht werden kann. Dies gilt in besonderem Maße z.B. für Operationen an der Halsschlagader (Arteria Carotis) in Lokalanästhesie, wo eine falsche Applikation des Anästhetikums - insbesondere direkt in die großen Halsgefäße - unbedingt vermieden werden muss. Ein weiterer Vorteil des sonografisch gesteuerten Verfahrens ist, dass grundsätzlich die erforderliche Dosis der Lokalanästhetika deutlich reduziert werden kann, da die Menge des Anästhetikums an einem bestimmten Ort genau visualisiert werden kann.

Leitungsanästhesie - Plexusanästhesie

Im Gegensatz zur Leitungsanästhesie versteht man unter einer Plexusanästhesie die Umspritzung mehrerer Nerven oder Nervenbündel („Nervenplexus") mit einem Lokalanästhetikum. Zum Einsatz kommt diese Technik vor allem bei Operationen an Schulter, Ellenbogen oder Hand, seltener - aber auch - bei den unteren Extremitäten. Die Platzierung von Kathetern, evtl. kombiniert mit mobilen Pumpsystemen, die ebenfalls in gleicher Sitzung erfolgen kann, bedeutet für den Patienten eine gute, effektive und sichere Vermeidung von postoperativen Schmerzen für den gewünschten Zeitraum (bis zu einigen Tagen).

Warum nun Ultraschall in der Regional- und Plexusanästhesie?

Der Ultraschall ist - insbesondere unter Verwendung hochfrequenter Schallköpfe - hervorragend geeignet zur Darstellung von Nerven und Nervenplexus. Erkennbar sind Nerven an einem typischen Schallmuster, ebenso sind Weichteile und insbesondere Gefäße exakt darstellbar. Voraussetzung für eine korrekte Interpretation sind allerdings Kenntnisse in der optimalen Geräteeinstellung, fundierte Kenntnisse in der Anatomie der entsprechenden Regionen und eine korrekte Punktionstechnik.

Nur mit einer exakten ultraschallgesteuerten Punktion gelingt einerseits die sichere Identifikation der Zielstruktur und andererseits die Vermeidung von Verletzung der potentiell durch die Punktion betroffenen Begleitstrukturen, denn eine fehlerhafte Kanülenposition kann sofort erkannt und korrigiert werden. Sowohl Injektion als auch Ausbreitung des Lokalanästhetikums lassen sich exakt visualisieren. Der Unterschied zur „bisherigen Methode" ist enorm: Früher musste der optimale Punktionsort eher „ertastet" werden bzw. halfen elektronische Reize bei der Suche, was mitunter unangenehme Irritationen verursachen kann. Aufgrund einer großen interindividuellen anatomischen Varianz im Verlauf von Nerven in verschiedenen Körperregionen dauerte eine Punktion zum Zwecke der Lokalanästhesie meist länger, konnte zudem häufiger auch schmerzhaft sein, und in nicht wenigen Fällen (5-30%) misslang eine Blockade auch, sodass dann ein anderes Anästhesieverfahren (meist eine Vollnarkose) erforderlich wurde und somit die Nachteile von zwei Verfahren kombiniert werden mussten.

Die hohe Erfolgsrate der ultraschallgesteuerten Lokalanästhesie macht dieses Verfahren zu einem modernen und unverzichtbaren Bestandteil der klinisch-anästhesiologischen Tätigkeit und kann durch Präzision und Schnelligkeit mehr Effektivität und Patientensicherheit garantieren. Ein spezielles Training für dieses Verfahren ist anderseits unverzichtbar. Die Deutsche Gesellschaft für Ultraschall in der Medizin (DEGUM) trägt den modernen diagnostischen und therapeutischen Anforderungen Rechnung und beherbergt unter ihrem Dach eine eigene, sehr aktive Sektion Anästhesiologie, die sich mit einem eigenen Kurssystem intensiv um die Ausbildung und auch der Zertifizierung für Ärzte in der Anwendung der Sonografie bei den verschiedenen Verfahren der Regionalanästhesie befasst. Literatur bei den Verfassern.

 

 

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