Ultraschall - Mittel der Wahl im Magen-Darm-Trakt
16.07.2015 -
Die Ultraschall-Elastografie kann es in bestimmten Fällen möglich machen, dass dem Patienten eine schmerzhafte und mit Risiken verbundene Leberbiopsie erspart bleibt.
Das Leberfibrosestadium nimmt eine wichtige Rolle bei der Beurteilung der Therapieindikation bei Patienten mit chronischen Lebererkrankungen ein. Je weiter die Fibrose fortgeschritten ist, umso mehr nimmt die Leber an Steifigkeit zu. Untersuchungen haben gezeigt, so Frau Prof. Dr. Mireen Friedrich-Rust, Frankfurt, dass bei diesem Patientenklientel der Einsatz der Scherwellen-Elastografie von enormer Bedeutung ist. Dieses neue Verfahren kann mit einer ausgezeichneten Präzision eine fortgeschrittene Leberfibrose und Leberzirrhose diagnostizieren.
Bei der Scherwellen-Elastografie wird auf Knopfdruck eine mechanische oder akustische Welle ins Lebergewebe ausgesandt und die Ausbreitungsgeschwindigkeit der dadurch im Gewebe erzeugten Scherwellen gemessen. Die Ausbreitungsgeschwindigkeit hängt dabei von der Härte des Gewebes ab. Je härter das Gewebe ist, umso schneller ist die Ausbreitungsgeschwindigkeit. Der Vorteil dieses neuen Verfahrens ist außerdem, dass der Patient während der Untersuchung – im Gegensatz zur Biopsie – überhaupt keine Schmerzen hat oder Risiken ausgesetzt ist. Die Scherwellen-Elastografie wird in der Zwischenzeit von zahlreichen Herstellern in Kombination mit einem Ultraschallgerät angeboten, so dass beispielsweise zur Tumorsuche das Ultraschallgerät eingesetzt wird und die Elastografie zur Fibroseeinschätzung. Gewebeproben werden dennoch den Patienten nicht vollkommen erspart bleiben können. Hinsichtlich der Fünf-Jahres-Überlebenswahrscheinlichkeit bei chronischer Hepatitis B und C hat die Elastografie nach Auswertung einiger Studien aber auch eine zuverlässige Vorhersage treffen können, so die Referentin.
CED: Bei Erstdiagnostik Ultraschall allein keine Alternative
Der Ultraschall ist eine wichtige Ergänzung zur Endoskopie, wenn die innere Oberfläche der Darmwand untersucht werden soll und eine Erstdiagnostik erforderlich ist. Ungefähr 320.000 Menschen sind in Deutschland an einer chronisch entzündlichen Erkrankung (CED) wie Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa erkrankt. Deshalb ist der Ultraschall, so Frau Prof. Dr. Deike Strobel, Frankfurt, ein Verfahren, das dem Patienten belastende Untersuchungsverfahren wie Endoskopie, Computertomografie und Röntgen auf das Nötigste reduzieren lässt. Vor allem in der Erstdiagnostik und in der Verlaufsbeurteilung chronisch entzündlicher Darmerkrankungen ist der Ultraschall eine zuverlässige Untersuchungsmethode. Er ist im Gegensatz zur Endoskopie risikoarm und erfordert außerdem keine Vorbereitungen. Zusätzlich kann er bei Bedarf auch mehrmals wiederholt werden. Der Darmultraschall ist das einzige Untersuchungsverfahren, das aufgrund seiner genauen Bildauflösung nicht nur die Darmwand, sondern auch die Schichten der Darmwand darstellen kann. Entzündungsprozesse, wie sie bei Morbus Crohn sowie im Weichteilgewebe außerhalb des Darms vorkommen können, lassen sich durch den Ultraschall hervorragend darstellen, während bei einer Darmspiegelung die Auswirkung einer Entzündung nicht feststellbar ist.
Bei Kindern unklare Bauchschmerzen nicht selten
Kinder klagen häufig über Bauchschmerzen. Bei diesem Patientenklientel ist es aufgrund der unzureichenden Kommunikation schwierig, eine schnelle Diagnose zu stellen. Vor allem Kinder bis zu einem Alter von fünf Jahren projizieren ihre Schmerzen immer in den Bauchraum, auch wenn sie tatsächlich eine Mittelohrentzündung oder Lungenentzündung haben. Gerade für die kleinen Patienten kann deshalb auch hier das Ultraschallgerät von Vorteil sein. Es hat keine Nebenwirkungen und ist vor allem schmerzfrei. Akute Bauchschmerzen kommen bei den Kleinen am häufigsten vor, und es hat sich gezeigt, so Prof. Dr. Michael Melter, Regensburg, dass gerade Blinddarmentzündungen mithilfe des Ultraschalls gut zu erkennen sind, aber auch Darmentzündungen und Lungenentzündungen. Die Zahl der Operationen aufgrund einer Blinddarmentzündung konnte, so der Referent, durch den Einsatz von Ultraschall deutlich reduziert werden.
Endosonografie entdeckt kleinste Gallensteine
10 % der Bevölkerung leiden unter Gallensteinen. Mit der Endosonografie können diese bereits erkannt werden, wenn herkömmliche Verfahren wie Ultraschall, Computertomografie und Kernspintomografie keine Chancen haben. Diese Verfahren haben nämlich erst die Möglichkeit, Gallensteine ab einem Durchmesser von 4 mm zu erkennen, während die Endosonografie bereits Steine ab 1 mm Durchmesser feststellen kann. Die Endosonografie ist die sensitivste Methode, die es im Moment gibt. Sie ist eine Kombination aus Magenspiegelung mit einer miniaturisierten Ultraschallsonde, die den Gallengang mit einer extrem hohen Auflösung darstellt. Außerdem kann sie noch, wie Prof. Dr. Dirk Becker, München, berichtete, Erkrankungen der Bauchspeicheldrüse, der Gallenblase und der Gallenwege erkennen.